Einen einzigen Dortmunder Spieler hat Julian Nagelsmann für die letzten Testspiele vor der EM-Nominierung eingeladen, die Vision eines "Borussia Deutschland" scheint aktuell in weiter Ferne. Der schwere Dämpfer für den BVB könnte aber auch ein Signal zur rechten Zeit sein.
Weil ja bekanntlich das Leistungsprinzip zählt, durften sich
Die Nationalmannschaft probte im Frühjahr 2023 gegen Peru und Belgien, damals noch unter der Anleitung von
Borussia Dortmund stellte damals zusammen mit dem FC Bayern das jeweils grösste Kontingent an Spielern für die Mission Wiederaufbau und den Start in die Vorbereitungen auf die Heim-EM. An den Dortmunder Spielern - auch der verletzte Julian Brandt stand auf der Liste - gab es jedenfalls kein Vorbeikommen.
BVB stellt so viele Spieler wie Heidenheim
Flicks Auftrag ist mittlerweile gescheitert, aber auch dessen Nachfolger
Der Bundestrainer vertraut gegen die starken Gegner Frankreich und Niederlande auf die aktuell vermeintlich leistungsstärksten Spieler des Landes, grosse Namen spielten bei der Kadernominierung jedenfalls keine grosse Rolle. Das grösste Kontingent stellt der FC Bayern mit fünf Spielern, gefolgt vom VfB Stuttgart mit vier und Bayer Leverkusen mit drei Spielern.
Das Spitzen-Trio der Bundesliga bildet also fast den halben Kader, für die Spieler von Borussia Dortmund blieb da offenbar kaum noch Platz.
Schwerer Dämpfer für den BVB
Nun hat die Borussia die Nichtberücksichtigungen seiner Spieler nicht exklusiv, die schiere Masse aber ist schon ein deutlicher Fingerzeig und auch ein schwerer Dämpfer für den BVB und dessen Idee von vielen deutschen Nationalspielern im Kader.
Von "Borussia Deutschland" war schon zu lesen, weil die Dortmunder mit der Anzahl an Abstellungen für den DFB zwischenzeitlich sogar den Platzhirsch FC Bayern überflügeln konnten. Davon ist fast auf den Tag genau drei Monate vor dem Beginn der Europameisterschaft im eigenen Land kaum noch etwas geblieben.
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Nagelsmann und "das Momentum"
Nagelsmanns Idee, nun entgegen aller Ankündigungen doch noch einmal mit vielen neuen Spielern und ohne einen Schwung der Arrivierten einige Dinge auszuprobieren, ist riskant. Schliesslich wurde unter anderem die zu grosse Experimentierfreude seinem Vorgänger letztlich zum Verhängnis. Und Zeit bleibt vor dem wichtigsten Turnier für den DFB seit der Heim-WM 2006 nun auch kaum noch.
Es gehe "um das Momentum", sagte Nagelsmann und führte als Beispiel die Stuttgarter Spieler ins Feld. "Vor einem Jahr wäre wohl keiner dabei gewesen, jetzt hätten es sogar noch zwei, drei Stuttgarter mehr sein können." Offenbar fährt der Bundestrainer jetzt die Schiene des maximalen Konkurrenzkampfs.
Mit noch mehr potenziellen Spielern im Kader oder im Hintergrund erweitert sich der Pool an Kandidaten automatisch, was wiederum den Druck auf alle Beteiligten erhöht. Der Bundestrainer kann im Mai aus 35, vielleicht sogar 40 Spielern auswählen und dürfte längst schon ein Gerüst aus 16, 17 feststehenden EM-Fahrern im Kopf haben. Ab sofort und bis zum Ende der Saison läuft ein hochbrisantes Casting um nur wenige Plätze - in dem natürlich auch weiterhin die Dortmunder Spieler ihre Chancen haben.
Kleiner Vorteil Champions League
Vielleicht ist die schroffe Abweisung des Bundestrainers, die in der Fülle kein Zufall sein kann, ja auch ein Weckruf zur rechten Zeit: für Schlotterbeck, für Süle, Brandt und Can. Vielleicht drehen die Spieler aus der zweiten Reihe wie
In der Liga und in der Champions League: Diese Bühne haben die Schwarz-Gelben im Vergleich zu den Emporkömmlingen aus Stuttgart, Hoffenheim oder Heidenheim zumindest exklusiv. Hier beweist sich internationale Klasse, wird wertvolle Erfahrung gesammelt im direkten Vergleich mit Weltklassespielern und -mannschaften.
Eine Europameisterschaft im eigenen Land mit nur einem oder zwei Spielern von Borussia Dortmund im deutschen Kader? Aktuell gibt das Leistungsprinzip diese Aussicht auf jeden Fall her. Noch bleibt den BVB-Spielern aber genug Zeit, daran etwas zu verändern.
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