Ein junges DFB-Team spielt beim Confed Cup gegen Mexiko ums Finale und greift damit das deutsche Topstar-Establishment an. Welche Spieler haben Chancen auf die WM 2018 - und welche arrivierten Kräfte müssen jetzt zittern?

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Joachim Löw denkt momentan öfter an die WM 2010 zurück.

Ein junges Team dirigierte der Bundestrainer damals, Manuel Neuer, Jérôme Boateng, Sami Khedira, Mesut Özil, Thomas Müller waren Grünschnäbel im DFB-Trikot, ohne Erfahrung bei solchen Grossturnieren.

Vier Jahre später wurde Deutschland mit der Achse Neuer-Boateng-Khedira-Özil-Müller dann Weltmeister, weitere drei Jahre darauf geht die Generation von 2010 auf die 30 zu - oder ist wie Neuer (31) schon darüber hinaus.

Beim Confed Cup 2017 in Russland steht Löw noch immer an der Seitenlinie, die Spieler auf dem Platz heissen nicht Neuer, sind dafür aber neuer denn je: Benjamin Henrichs, Kerem Demirbay (aktuell je zwei Länderspiele), Marvin Plattenhardt, Sandro Wagner, Amin Younes (alle drei), Lars Stindl, Timo Werner (beide vier), Niklas Süle (fünf), Leon Goretzka (sieben).

Löw lobt "Ehrgeiz, Hunger und Verstand"

Ein Julian Brandt ist mit neun Einsätzen nahezu arriviert, der 23 Jahre und 33 Länderspiele alte Julian Draxler fungiert in Abwesenheit der ersten Garde sogar als Kapitän.

Als er gegen Chile (1:1) ausgewechselt wurde, wanderte die Binde an den Arm von Joshua Kimmich, 22. Selten war ein deutsches Team so taufrisch - und dabei so erfolgreich.

"Bemerkenswert" findet Löw die Auftritte seiner Mannschaft, "sie spielen mit Ehrgeiz, Hunger und Verstand".

Vor allem spielen sie am Donnerstag gegen Mexiko (20:00 Uhr Live bei uns im Ticker) um den Einzug ins Finale.

Dies wiederum ist einer Würdigung wert, neben Neuer, Boateng, Khedira, Özil, Müller fehlen ja weitere Säulen, gestandene Profis oder zumindest etablierte Entwicklungsspieler.

Toni Kroos, Mats Hummels, Benedikt Höwedes, Mario Götze, Julian Weigl, Ilkay Gündogan, Mario Gomez, Marco Reus, Leroy Sané und André Schürrle dürfen urlauben, anstatt sich dem Praxistest zu unterziehen.

Eine Chance für Newcomer - und für manch Daheimgebliebenen insofern interessant, weil ein WM-Kader eben nur 23 Planstellen umfasst. Wer muss jetzt zittern?

Goretzka und der Vergleich mit Matthäus

Neuer wird von Bernd Leno und Marc-André ter Stegen ersetzt, aber wenn den Welttorhüter keine Sinnkrise befällt, steht er 2018 unter Garantie zwischen den Pfosten.

Die Aussenverteidiger Kimmich und Jonas Hector haben mit Henrichs respektive Plattenhardt tatsächlich mal Konkurrenz bekommen.

Klar, dass Löw den Binnendruck auf einer notorisch unterbesetzten Position maximiert. Eine gute Saison 2017/18 kann hier einiges beeinflussen, besonders die Meinung des Bundestrainers.

Von Goretzka wird diese gute Saison inzwischen erwartet, sein persönliches und sportliches Profil prädestiniert ihn zur Führungsfigur.

Kimmich lobt den Schalker in "Sport Bild" als "Raum-Erkenner", Löw schwärmt von "überragend guten Läufen in die Tiefe", die "Süddeutsche Zeitung" verglich Goretzka nach seiner Glanzleistung gegen Australien (3:2) mit Legende Lothar Matthäus.

Bei Götze steht Genesung an erster Stelle

Die Vergangenheit zeigt, dass Löws Loyalität zu verdienten Kräften beträchtlich ist (Bastian Schweinsteiger, Lukas Podolski, auch Miroslav Klose), weshalb Goretzkas Konkurrent Khedira nicht um seine 2018er-Fahrkarte bangen muss - um den Stammplatz indes schon.

Ohnehin herrscht Staugefahr im zentralen Mittelfeld. Selbst die offensiver veranlagten Götze und Özil können dort agieren, wobei Götzes Genesungsprozess nach Stoffwechselerkrankung die Prioritäten verschoben hat.

Bei Weigl (Sprunggelenksbruch) und Gündogan (Kreuzbandriss) hängt ebenfalls viel an der Gesundheit.

Emre Can, Demirbay und Stindl verdichten die Optionen zusätzlich. "Er ist sehr raffiniert mit Spielintelligenz und unglaublicher Orientierung im Raum", sagt Löw über Letzteren, der fast 29 Jahre bis zum DFB-Debüt warten musste und aufgrund seiner Vielseitigkeit - gegen Chile bildete Stindl die einzige Spitze und traf - zum interessanten Faktor wird.

Nachteil: Gladbach spielt nicht international.

Müller ist nicht mehr automatisch gesetzt

Da ist Champions-League-Starter Werner weiter. Beim 3:1 über Kamerun gelangen dem Leipziger seine ersten Tore für Deutschland, und Trainer-Praktikant Klose sagt: "Er hat eine Dynamik und Schnelligkeit, in die Tiefe zu gehen - unglaublich!"

Mit Variabilität und rascher Interpretationsgabe fordert Werner sowohl Sturmtank Gomez als auch den undefinierbaren Müller sowie Deutschlands Feinfüssler auf den Flügeln, also Draxler, Reus, Sané, Schürrle. Gerade Bayerns Müller ist nicht mehr automatisch und unwiderruflich gesetzt.

Goretzka und Werner sind heisse Anwärter für Russland 2018. Und irgendwie würde es ja passen: Mittelfeldspieler Schweinsteiger und Angreifer Podolski weichen, Mittelfeldspieler Goretzka und Angreifer Werner rücken nach.





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