Julian Nagelsmann führt die deutsche Fussball-Nationalmannschaft zur EM 2024. Für die einen ist er die Ideallösung, Kritiker werfen ihm hingegen fehlende Erfahrung vor. Kann Nagelsmann die deutsche Nationalmannschaft wieder aus dem Tief führen? Pro und Contra.
Pro: Julian Nagelsmann ist noch besser als vor zwei Jahren
von Julian Münz
Glückwunsch, DFB! Mit
Klar, es lief nicht alles gut beim FC Bayern. Besonders in seinem Kommunikationsstil und in seiner Aussendarstellung zeigte der 36-Jährige in seiner Zeit in München immer wieder Schwächen, die ihm schliesslich zum Verhängnis wurden. Doch auch die ehemaligen Bayern-Vorstände
Denn abgesehen davon ist Nagelsmann ein Trainer, an dessen taktisches Verständnis wohl kaum ein anderer, der derzeit auf dem Markt ist, herankommt, ein
Dass mit
Nicht zuletzt ist es die mangelnde Erfahrung, die die Kritiker Nagelsmann schon in seiner Zeit beim FC Bayern vorgeworfen haben. Nun: Diese Erfahrung dürfte Nagelsmann beim Rekordmeister nochmals gesammelt haben, sowohl im Guten wie im Schlechten. Wenn er daraus die richtigen Schlüsse gezogen hat, erwartet das DFB-Team ein noch besserer Trainer als der, für den der FC Bayern noch vor zwei Jahren 25 Millionen Euro gezahlt hat.
Contra: Julian Nagelsmann fehlen Erfahrung und Reife
von Jörg Hausmann
Zu jung. Julian Nagelsmann ist zu jung für den Job. Das hat nichts mit seiner Qualifikation zu tun, und sicher hat er mit seinen 36 Jahren, wenn manche Spieler noch längst nicht ans Aufhören denken, schon reichlich Trainer-Erfahrung gesammelt. Doch schon, als ihn der FC Bayern München 2021 als Nachfolger für
Jetzt folgt er wieder auf Flick. Das zeigt einerseits, in welch engem und eingefahrenem Radius sich in Deutschland das Karussell der Trainer dreht. Andererseits bekommt Nagelsmann diese Chance, weil Jürgen Klopp für den DFB wieder mal nicht zu haben war. Die erste Wahl also war Nagelsmann nicht, und - auch - an diesem Makel ist weiland schon Niko Kovac beim FC Bayern gescheitert. Ehe dann Flick kam, und dann Nagelsmann.
Der zweitjüngste Bundestrainer der DFB-Geschichte kennt bisher nur das Arbeiten im Verein. Dort konnte er sich verwirklichen, was zumindest für die Stationen vor Bayern München gilt. Die Akribie, mit der er vorgeht, um Erfolg zu haben, verlangt zur Vermittlung seiner Spielidee nach mehr Zusammenkünften, als er mit den Nationalspielern haben wird. Und dass er viele Spieler vor allem aus seiner Zeit in München schon sehr gut kennt, ist auch nur bedingt ein Vorteil. Nämlich dann, wenn es sich um Spieler handelt, die ihm schon bei den Bayern gefolgt sind. Die anderen werden ob des Wiedersehens eher aufstöhnen.
Nagelsmann kann den Spielern aufgrund seiner Jugend und seiner noch überschaubaren Trophäensammlung nicht den Respekt einflössen, den sie vor einem Louis van Gaal oder einem Felix Magath gehabt hätten und - wenn man Jonathan Tah glauben darf - für das Frankreich-Spiel auch vor Rudi Völler hatten und haben.
Und dieser Respekt der Spieler speist sich auch aus dem Verhalten des Trainers an der Seitenlinie. Sollte Nagelsmann in dieser Hinsicht seine Rumpelstilzchen-Mentalität gegenüber den Unparteiischen nicht ablegen und im DFB-Anzug nicht souveräner und vorbildlicher agieren, dann ist er dem Amt des Bundestrainers auch in der Aussenwirkung nicht gewachsen.
Und was Nagelsmann - nicht nur im Vergleich mit Völler - auch nicht ausstrahlt, sind Nahbarkeit und Volksnähe. Auf die aber stehen Fans. Sie identifizieren sich gerne mit den handelnden Personen. Auf dem Weg zur EM muss Nagelsmann nicht nur seine Spieler, sondern vor allem auch die Fans in den Arm nehmen.
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