Der KiKA überträgt das Spiel der DFB-Frauen gegen Schottland und lässt Kinder moderieren und kommentieren. Das Trio erledigt seinen Job erstaunlich professionell, vor allem Kommentator Niklas gelingt ein bemerkenswertes Debüt.

Eine Kritik
Diese Kritik stellt die Sicht von Christian Stüwe dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Als die 40. Spielminute lief, wurde der zwölfjährige Niklas laut. "Der Ball in die Tiefe, Kirsty Hanson. Den muss Ann-Katrin Berger haben. Jetzt Caroline Weir, die Führung! Klarer Torwartfehler, den muss Ann-Katrin Berger haben. Das ist ein klarer Torfrauen-Ball", kommentierte Niklas das Führungstor der Schottinnen wie ein abgeklärter Reporter.

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Wer am frühen Dienstagabend zufällig den Kinderkanal einschaltete, dürfte sich gewundert haben. Zum ersten Mal überhaupt übertrug der KiKA in Kooperation mit der ARD ein Länderspiel, die Nations-League-Partie der DFB-Frauen gegen Schottland. Ungewohnt war auch, dass das Fussballspiel von Kindern kommentiert und begleitet wurde.

Ein Experiment, für das neben Niklas auch die 13-jährige Lea und der zwölfjährige Dimi ausgewählt wurden, die sich zuvor bei einer KiKA -Mitmach-Aktion beworben hatten. Das Trio erledigte seinen Job erstaunlich professionell, der Unterschied zu einer "normalen" Übertragung war gar nicht so gross.

Niklas kommentiert die Partie wie ein Profi

Vor allem Co-Kommentator Niklas lieferte ein bemerkenswertes Debüt ab. Er hatte Zahlen und Fakten parat und zeigte sich meinungsstark, wie bei der eingangs geschilderten Führung der Schottinnen. Ohne zu zögern kreidete er den Gegentreffer der deutschen Torfrau Berger an.

Ein anderes Mal merkte er an, dass die schottische Torhüterin Lee Gibson bei einem Schuss mit den Fingerspitzen am Ball gewesen sei. Schiedsrichterin Jana Adamkova entschied jedoch auf Abstoss. Die Zeitlupe belegte wenig später, dass Niklas mit seiner Einschätzung richtig lag und es Eckball hätte geben müssen.

Niklas kommentierte das Spiel gemeinsam mit Sportschau-Kommentatorin Stephanie Baczyk, die sich zurücknahm und ihrem jungen Kollegen viel Raum zur Entfaltung gab. Das Zusammenspiel zwischen den beiden funktionierte erstaunlich gut, dass Niklas der eine oder andere kleine Fehler unterlief, fiel überhaupt nicht ins Gewicht.

Der KiKA will die jüngsten Fans für den Sport begeistern

In den USA überträgt der Kinderkanal "Nickelodeon" schon länger Spiele der American-Football-Liga NFL und bereitet diese kindgerecht auf. Die Idee dahinter ist, auch die ganz junge Generation für den Sport zu begeistern.

Auch der KiKA dürfte am Dienstagabend den einen oder anderen jungen Fan für die DFB-Frauen gewonnen haben. Und das nicht nur wegen der starken zweiten Halbzeit, in der die Mannschaft von Bundestrainer Christian Wück den 0:1-Halbzeit-Rückstand in einen 6:1-Sieg drehte.

Die Übertragung war erfrischend und kurzweilig, was vor allem an den Kinder-Reportern lag. Dimi war als Fan-Reporter zunächst im Spielerinnentunnel und später auf den Tribünen unterwegs, wo er junge Menschen im Publikum nach ihrer Meinung zum Spiel befragte.

Lea interviewt Alexandra Popp, Laura Freigang und Giovanna Hoffmann

Lea stand mit KiKA-Moderator Ben am Spielfeldrand, sie durfte in der Halbzeit die Ex-Nationalspielerin Alexandra Popp und nach Abpfiff die Torschützinnen Laura Freigang und Giovanna Hoffmann interviewen.

"Man merkt euch wenig Lampenfieber an. Vielleicht habt ihr eure Berufung schon gefunden", zeigte sich Popp von den Nachwuchs-Reportern begeistert. Auch bei X/Twitter, wo bei Fussballübertragungen in der Regel sehr viel gemeckert wird, gab es ausschliesslich Lob.

Dass Dimi vor dem Spiel das Endergebnis 6:1 exakt getippt hatte und Lea und Niklas mit ihren 5:1-Tipps nur knapp daneben lagen, passte gut ins Bild. Das Experiment, ein Fussballspiel auf dem KiKA zu übertragen und von Kindern begleiten zu lassen, ist gelungen und darf gerne wiederholt werden.

Verwendete Quelle

  • Übertragung des Nations-League-Spiels der Frauen zwischen Deutschland und Schottland im KiKA