Frankfurt/Main - Rudi Völler verschiebt die Fussball-Rente auf 68 - und das voller Tatendrang und Erfolgshunger an der Seite von Julian Nagelsmann. Der DFB-Sportdirektor sieht die Nationalmannschaft nach der Renaissance in seiner bislang zweijährigen Amtszeit mit seinem Wunschtrainer noch nicht vollendet. Und darum wird er über die WM 2026 in den USA, Kanada und Mexiko hinaus ein enges Führungsgespann mit Nagelsmann bilden.

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Vier Tage vor seinem 65. Geburtstag und keine drei Monate nach Nagelsmanns Unterschrift bis 2028 verkündete der DFB am Mittwoch auch den Verbleib des früheren Teamchefs bis zur EM 2028 in Grossbritannien und Irland.

Völler: Eine Herzensangelegenheit

"Die Nationalmannschaft und ihr gesamtes Team beim DFB sind mir ans Herz gewachsen", äusserte Völler in der Mitteilung des Verbandes. "Daran haben natürlich die begeisternde Heim-Europameisterschaft, aber vor allem auch die Zusammenarbeit mit Julian Nagelsmann einen entscheidenden Anteil."

Der Weltmeister von 1990 möchte nach der schwierigen Aufbauarbeit und der Rückkehr der Nationalelf in die erweitere Weltspitze bei den kommenden Turnieren ernten. "Wir sind noch nicht da, wo wir hinwollen. Wir haben die höchsten Ansprüche und Ziele und glauben, dass wir sie mit dieser begeisternden Mannschaft auch erreichen können."

Nagelsmann reagierte erfreut auf Völlers erneuertes Ja zum DFB und der Nationalelf, um das er selbst zuletzt auch öffentlich geworben hatte. "Ich bin froh, dass er diesmal mir gefolgt ist", scherzte der Bundestrainer. Hintergrund: Vor der EM 2024 war es umgekehrt gewesen: Da verlängerte erst Völler bis zur WM 2026 und sendete damit ein Signal. Nagelsmann zog nach.

Nagelsmann: Rudi ist "wie eine Vaterfigur"

Der mit 37 Jahren immer noch junge Coach kann also weiter auf seinen grössten Förderer und Unterstützer im DFB zählen und ausserdem vom riesigen Erfahrungsschatz des ehemaligen Profis, Trainers und Managers profitieren.

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Zwei, die sich bestens verstehen: Julian Nagelsmann (l) und Rudi Völler. © dpa / Bernd Weissbrod/dpa

"Rudi ist eine enorm wichtige Bezugsperson für uns alle. Als Ratgeber ist er mit seiner Erfahrung immer da, wenn wir ihn brauchen - wie eine Vaterfigur für das gesamte Team", schwärmte Nagelsmann. "Wir haben gemeinsam noch viel vor."

Erste kleine Krönung beim Final Four

Und das schon in Kürze. Anfang Juni soll - ein Jahr nach dem verpassten Triumph bei der Heim-EM - eine erste Trophäe ihre bisherige Arbeit krönen. Beim Final Four der Nations League, das in München und Stuttgart stattfindet, soll es ein Happy End geben. Die DFB-Auswahl trifft bei der Mini-EM im Halbfinale auf Portugal. Europameister Spanien und der WM-Zweite Frankreich bestreiten bei der hochkarätig besetzten Endrunde das andere Halbfinale.

Für DFB-Präsident Bernd Neuendorf und die gesamte Verbandsführung ist Völler "ein ganz wichtiger Baustein, dass die Nationalmannschaft nach drei enttäuschenden Turnieren wieder zurück in die Erfolgsspur gefunden hat".

Völler sei für Nagelsmann und das Nationalteam "von zentraler Bedeutung", betonte Neuendorf. Für den Verbandsboss stand bei den Zukunftsplanungen darum fest: "Never change a winning team. Ich freue mich, dass es in dieser Kombination weitergeht."

Dauerlösung statt Retter in der Not

Völler wollte das Amt des Sportdirektors ursprünglich nur übergangsweise ausüben. Seine Lebensplanung sah anders aus, als er nach dem Vorrunden-Aus bei der Weltmeisterschaft 2022 in Katar und der Trennung vom langjährigen DFB-Direktor und Teammanager Oliver Bierhoff am Tiefpunkt beim Verband nicht zum ersten Mal als Retter in der Not einsprang.

Auf Empfehlung einer prominent besetzten Taskforce wurde er als neuer, starker Mann der Nationalelf installiert. Zunächst ging's weiter bergab. Aber nach der Trennung von Hansi Flick gelang es Völler, den gerade verfügbaren Nagelsmann nach dessen Aus beim FC Bayern zum DFB zu lotsen.

WM-Qualifikation Europa
Nach Bundestrainer Julian Nagelsmann (r) hat auch Sportdirektor Rudi Völler beim DFB verlängert. © dpa / Christian Charisius/dpa

Es wurde eine Win-win-Situation. Und nach tristen Jahren auch für Fussball-Deutschland. Fan-Liebling Völler drückte es so aus: "Ich freue mich sehr darauf, den mit Julian und seinem Team eingeschlagenen Weg bis zur nächsten EM weiterzugehen - den Weg zurück zum sportlichen Erfolg und in die Herzen der Fans in Deutschland."  © Deutsche Presse-Agentur