Thomas Müller hat nach wie vor Lust, für die deutsche Nationalmannschaft zu spielen. Der Auftritt des 31-jährigen Leistungsträgers des FC Bayern München in Bielefeld war das x-te Bewerbungsschreiben an den Bundestrainer. Joachim Löw aber bleibt stur.
Im März 2019 entschied
Dieser aber ist ausgeblieben. Die Nationalelf liefert nicht im gewünschten Masse ab. Von den 15 Länderspielen seit dem Ausschluss von Hummels,
Je näher die wegen der Corona-Pandemie in den Sommer 2021 verschobene EM-Endrunde rückt, desto lauter werden die Rufe nach einer Kehrtwende Löws. Die als schroff und unpersönlich empfundene Art und Weise, wie Joachim Löw seinerzeit einem verdienten Trio dessen Ausmusterung mitgeteilt hatte, tragen dem Bundestrainer viele Beobachter bis heute nach.
Nun aber kommen zwei Dinge erschwerend hinzu: Vor allem Müller blüht unter Löws früherem Assistenten
Hansi Flick: Konnte diesen Müller nicht auswechseln
"Ich hätte ihn eigentlich rausnehmen müssen, aber er war neben Lewy unser wichtigster Mann", lobte Flick nach dem 4:1 in Bielefeld einen seiner beiden Doppeltorschützen, und er hörte mit dem Schwärmen gar nicht mehr auf: "Es ist klasse, wie er die Räume sieht. Wie er das Spiel verlagert. Nach der Roten Karte wusste er, wie man das Zentrum im Mittelfeld verteidigt. Er war immer anspielbar und macht vieles geschickt." Selbst der unterlegene Trainer der Arminia, Uwe Neuhaus, bezeichnete es als eine "Augenweide", Müller zuzuschauen.
Löw aber scheint nicht bereit zu sein, über seinen Schatten zu springen und von seinem eingeschlagenen Weg abzurücken. Der Eindruck, gleichsam beratungs- und kritikresistent zu sein, lässt Löw abgehoben und arrogant wirken. Diesem Eindruck trat der seit 2004 in DFB-Diensten Stehende vor dem 2:1 in der Ukraine in der Nations League entgegen: Kritik könne "jeder machen, die respektiere ich. Jeder hat seine Meinung. Wir haben unsere Linien, wir haben unseren klaren Plan." In dem scheint für Müller, Hummels und Boateng kein Platz zu sein.
Müller äussert sich zum DFB-Aus
Sport1-Experte Alfred Draxler: "Man sollte Fehler eingestehen"
Der einstige Chefredakteur der "Sport Bild", Alfred Draxler, gab im "Doppelpass"-Talk bei Sport1 zu, nach "dieser völlig missratenen WM in Russland" einen Neuanfang befürwortet und für gut befunden zu haben, "mit altgedienten Spielern zu brechen. Man sollte Fehler aber auch eingestehen." Draxler, inzwischen Sport1-Experte, plädierte dafür, "dass Müller und Hummels wieder für die Nationalmannschaft spielen."
Müller hat die Tür nie zugeschlagen. Er erinnere sich noch "an die Zeit zurück - lang ist's her - als ich Nationalspieler war", witzelte er nach seiner Gala in Bielefeld. "Über alles andere wurde viel geredet. Das lassen wir schön ruhig angehen. Aber dass ich mich in guter Verfassung befinde, sieht jeder."
Rekord-Müller wird nur von Robert Lewandowski übertroffen
Und das geben auch die Zahlen wider: Müller traf im ersten der drei Abendspiele des vierten Spieltags nicht nur zum zwischenzeitlichen 1:0 und 4:0, sondern legte für
Flick sagte über Müller: "Er tut uns sehr gut." Und der 100-malige Nationalspieler ist mit seinen 31 Jahren auch noch topfit. Obwohl Müller als einziger Stammspieler aus der Offensive keine 48 Stunden vorher im DFB-Pokal beim 3:0 über Fünftligist Düren eine Stunde auf dem Platz gestanden hatte, spielte er in Bielefeld durch.
"Was Müller gestern wieder gespielt hat, ist internationale Klasse", betonte Draxler im "Doppelpass" - und schickte die Empfehlung hinterher, Löw möge "über seinen Schatten springen. Müller gehört in die Mannschaft."
Christoph Daum: Nationalmannschaft fehlt diese Siegermentalität
Christoph Daum, vor 20 Jahren bis zu seinem positiven Kokaintest designierter Bundestrainer, betonte als Gast im "Doppelpass" den Führungsaspekt. Daum fehle in der DFB-Elf "in manchen Situationen" die "Siegermentalität", die ein Spieler wie Müller verkörpere und mitbringe. "Es wird unheimlich viel mit dem Kopf gespielt, aber zu wenig mit dem Herz."
Stefan Effenberg: Löw will seine flache Hierarchie nicht zerstören
Stefan Effenberg setzte nach: "Die Besten sollten nominiert werden. Und zu denen gehört Thomas Müller, ohne Frage. Aber genau das geht nicht beim DFB, denn das wollen sie dort nicht." Müller passe nicht in das eingeführte Modell einer flachen Hierarchie im Kader. "Sie wollen das Risiko nicht eingehen, dass mit Müller und Hummels und vielleicht auch Boateng wieder eine neue Hierarchie entsteht. Das ist der Hauptgrund."
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