Herzogenaurach/Düsseldorf - Eingerahmt von Joshua Kimmich und Robert Andrich trabte Pascal Gross über den Trainingsplatz. Auf den Redeschwall seines extrovertierten Nebenmannes Andrich reagierte der schweigsame Mittelfeldmann mit einem Lächeln. Grosse Worte sind vom Neu-Dortmunder bei der Fussball-Nationalmannschaft auch künftig nicht zu erwarten.

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Dafür grosse Taten? Julian Nagelsmann hat den 33-Jährigen nicht nur in den Mannschaftsrat befördert, trotz gerade einmal acht Länderspielen. Der Name Pascal Gross fällt zudem immer wieder in der Nachfolge-Diskussion um Toni Kroos.

"Pascal wird das gut machen. Er spielt in Dortmund eine ähnliche Rolle, wie es Toni bei uns getan hat", sagte der Bundestrainer vor dem Start in die Nations League am Samstag (20.45 Uhr/ZDF) in Düsseldorf gegen Ungarn. Also, alles klar. Gross mit der Nummer fünf im DFB-Trikot auf die Position sechs neben den robusten Leverkusener Meister-Abräumer Andrich oder den Feinfuss-Azubi Aleksandar Pavlovic aus München. Allein das Spiel mit den Namen Gross statt Kroos ist ja schon verlockend simpel.

Ganz so leicht wird es aber nicht sein. Denn natürlich ist die Strahlkraft des im Fussball-Ruhestand befindlichen Real-Madrid-Seriensiegers Kroos nicht einfach so zu ersetzen. Das weiss auch der Bundestrainer, der einschränkte, dass Gross auch andere Qualitäten einbringen werde.

Gross selbst sind die Vergleiche unangenehm. "Toni ist der vielleicht grösste deutsche Fussballer, den es je gab", sagte er dem "Kicker". "Ich habe in jedem Training darauf geachtet, was er macht, und darauf geschaut, wie er sich beispielsweise auf ein Spiel vorbereitet", fügte er an. Er ist und bleibt ein stiller Vertreter der Zunft. Auch nach einigen Jahren in der Glitzer-Welt der englischen Premier League bei Brighton & Hove Albion.

Sammer lobt Spielintelligenz

BVB-Berater Matthias Sammer sieht sogar mehr Variabilität mit Gross statt Kroos, auch wenn dieser mit seinen Erfolgen "eine Stufe drüber" sei. "Beide sind sehr spielintelligent. Aber in Brighton hat Pascal Gross auch andere Positionen bekleidet, um einer Mannschaft ein Stück weit Unterstützung und Hilfestellung zu geben", sagte Sammer. Soll heissen: Gross hat einen grösseren Aktionsradius als Kroos. Er wird andere Elemente gerade in das Offensivspiel einbringen können.

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Im Kreise der Grossen: Pascal Gross mit Robert Andrich und Toni Kroos. © dpa / Federico Gambarini/dpa

Unterstützung und Hilfestellung, das sind durchaus Attribute, die Gross für sein Spiel beansprucht. "Ich möchte meine Mitspieler besser machen, sie in Szene setzen und dabei helfen, Spiele zu gewinnen. Daran hat sich nichts geändert", sagte der gebürtige Mannheimer.

Dortmund-Trikots zu Weihnachten

Mit dem Wechsel nach Dortmund erfüllt sich für ihn ein Traum. Zu Weihnachten hatte er als Kind von seinen Eltern regelmässig BVB-Trikots bekommen. In der Bundesliga spielte er zuvor ein paar Mal für die TSG Hoffenheim und zwei Spielzeiten für den FC Ingolstadt. Dann verschwand er mit dem Wechsel nach England weitgehend aus dem deutschen Fussball-Bewusstsein. Bis zur Wiederentdeckung durch Hansi Flick.

DFB-Sportdirektor Rudi Völler nannte eine der letzten Personalideen des Ex-Bundestrainers, Gross im vergleichsweise hohen Fussballer-Alter zur Nationalelf zu holen, eine "wunderbare Entscheidung". Der schloss sich Nagelsmann an. Siebenmal spielte Gross unter dem neuen Bundestrainer seit dem Herbst 2023, kein Spiel ging verloren.

Bei der EM reichte es aber nur zu einem Jokereinsatz im Eröffnungsspiel gegen Schottland (5:1). "Natürlich hätte ich gerne gespielt. Jede einzelne Minute", sagte er. Aufbegehren würde Gross aber nie. "Auf diesem Niveau bringen dich coole Interviews nicht weiter. Ich bin Fussballer und will mich darüber definieren, wie ich trainiere und spiele", sagte er.   © Deutsche Presse-Agentur

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