Im letzten Länderspiel des Jahres 2016 trifft Deutschland auf Italien. Eigentlich geht es um nichts. Und doch gibt's DFB-Akteure, die sich keinen Leerlauf leisten können.

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Oliver Bierhoff kennt sich aus in der Wirtschaft, der Mann ist studierter Diplom-Kaufmann und ausserdem so etwas wie Inszenierungsbeauftragter des DFB. Insofern dürfte es Bierhoff gefallen haben, dass sein propagierter Markenkern bis zum Kirchenoberhaupt vorgedrungen ist.

Als die Fussball-Weltmeister im Vatikan zu einer Audienz empfangen wurden, verwendete Papst Franziskus doch tatsächlich den deutschen Begriff "Mannschaft".

Funktionär Bierhoff ist froh gelaunt in diesen Tagen, die Auftritte des von ihm gemanagten Nationalteams bereiten ihm "unheimlich Freude". "Wir wollen diesen positiven Trend fortsetzen", sagt der ehemalige Stürmer.

Seit dem Halbfinal-Aus bei der EM gegen Frankreich gab's in fünf Länderspielen fünf Siege - bei null Gegentoren.

Nach dem 8:0 in der WM-Qualifikation gegen San Marino wartet heute Abend (20:45 Uhr, LIVE in der ARD und bei uns im Ticker) der Jahres-Epilog, ein Test im Mailänder Guiseppe-Meazza-Stadion gegen Italien. Klassisch. Aber auch irgendwie deplatziert, ein Rhythmus-Störer vor dem Bundesliga-Gipfel zwischen Borussia Dortmund und dem FC Bayern München.

Wer wird Neuers Kronprinz?

Bundestrainer Joachim Löw nimmt Rücksicht bei seiner Personalwahl, er habe "schon oft gesagt, dass die Spieler am Limit sind. Ich überlege mir konkret, wie ich die Belastungen verteilen will." Dieser Umstand und das Fehlen prominenter Spieler (Manuel Neuer, Toni Kroos, Mesut Özil) machen den Vergleich mit der "Squadra Azzurra" noch interessanter. Deutschland wird auf Akteure zurückgreifen, die sich zu profilieren haben. Leerlauf ist quasi ausgeschlossen.

Es beginnt bei Yannick Gerhardt, der als 86. Neuling unter Löws Ägide debütieren wird. Das kündigte der Bundestrainer bereits im Vorfeld an. Der 22-Jährige vom VfL Wolfsburg ersetzt Linksverteidiger Jonas Hector und darf gerne andeuten, eine Alternative für diese unterbesetzte Planstelle zu sein.

In Neuers Abwesenheit steht Leverkusens Bernd Leno vor seinem dritten DFB-Einsatz. Welttorhüter Neuer mag unangefochten sein und bleiben, trotzdem geht's um die Hierarchie der Kronprinzen. Und da ist Leno einem erhöhten Konkurrenzdruck ausgesetzt - dahinter lauern unter anderem Marc-André ter Stegen, Kevin Trapp, Ron-Robert Zieler, Ralf Fährmann und Timo Horn.

Gnabry forsch, Götze verändert

Im Mittelfeld erhält Julian Weigl wohl eine Chance, dem 21-jährigen Dortmunder prophezeien sie eine grosse Zukunft, mit drei Länderspielen und der EM-Teilnahme vom Sommer ist die grosse Gegenwart zumindest eingeläutet.

Offensiv sollte wie gegen San Marino eine Dreierreihe mit Thomas Müller, Mario Götze und Serge Gnabry auflaufen. Letzterer traf bei seiner Premiere dreifach, eine Leistung wie zuletzt vor 40 Jahren (Dieter Müller gegen Jugoslawien). Man solle daraus nicht zu viel konstruieren, fand Gnabry, meinte aber: "Jeder will sich hier durchsetzen. Ich weiss, was ich kann." Dezente Ansage an die Linksaussen Julian Draxler und Marco Reus.

"Der Serge hätte ruhig ein Tor abgeben können", scherzte wiederum Götze in San Marino, wo er zweimal servierte. Die identische Ausbeute an Scorerpunkten verbucht Götze beim BVB, ein Tor und eine Vorlage, jeweils in der Champions League. Der 24-Jährige agiert anders als früher, weniger explosiv, und Bezüge zur Vergangenheit vernimmt er ungern: "Ich bin der Mario, der ich jetzt bin." Eine überzeugende Leistung des 2016er Götzes gegen Italien täte gut.

Müller fehlt ein Tor zu DFB-Platz zehn

Indes hat sich Müller mit Kritik an der Sinnhaftigkeit von Duellen mit San Marino eine Art Protestbrief eingefangen. Alan Gasperoni, der Sprecher von San Marinos Olympischem Komitee, konterte mit einem Schreiben, das Müller an der sensibelsten Stelle kitzelte: Der Bayer träfe "nicht mal mehr gegen solche Flaschen wie uns".

Hilft der päpstliche Segen? Oder die Aussicht auf Platz zehn in der DFB-Schützenliste? Einmal muss Müller noch treffen, um auf 37 Länderspieltore zu kommen, ebenso viele wie jener Ex-Profi, den er damit einholen würde.

Oliver Bierhoff könnte es verschmerzen.

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