Mönchengladbach - Mit seinem fulminanten Premieren-Tor im Nationaltrikot rettete Pascal Gross den deutschen EM-Spielern die Stimmung am Familien-Wochenende, in das Julian Nagelsmann sie direkt nach der Turnier-Generalprobe mit spätem Happy End entliess. Der Bundestrainer nutzte das Tor in vorletzter Minute zum 2:1 (0:1) gegen Griechenland aber auch für sich, um im doch noch völlig losgelösten Siegjubel der Fans im Borussia-Park alle Zweifel an dem zum Risiko gewordenen Torwart Manuel Neuer und dem lange spannungslosen Auftritt sieben Tage vor dem Eröffnungsspiel in München gegen Schottland zu übertönen.
"Ich glaube extrem an die Mannschaft", verkündete der 36-Jährige und entschwebte verbal in Turnierspähren, die nach den finalen 90 Testminuten eher utopisch klangen. "Wir können
"Späte Tore sind cool für die Psyche"
Nach dem Schlusspfiff wartete schon der Fahrservice am Stadion, um etwa Kroos flott Richtung Flughafen zu befördern für den Wochenend-Trip zu Frau und Kindern nach Madrid. Erst am Montagmorgen erwartet
"Am Ende war der Sieg schon gut für die Gesamtstimmung", sagte Nagelsmann. "Und späte Tore sind ganz cool für die Psyche einer Mannschaft", bemerkte er mit dem Verweis auf Meister und Pokalsieger Bayer Leverkusen, der mit dieser mentalen Stärke gefühlt "15 plus x Mal" enge Spiele noch gezogen habe. "Wenn wir jetzt dreimal 2:1 spielen würden in der Vorrunde, dann würde ich das gerne unterschreiben", sagte der Bundestrainer mit Blick auf die Gruppenspiele gegen Schottland, Ungarn und die Schweiz. Ende gut, alles gut?
Neuers Wandlung zum Risiko-Faktor
"Wir wussten, dass wir nicht so gut waren, wie wir im März gemacht wurden", sagte Kroos zum Leistungsabfall im Vergleich zu den bestaunten Siegen gegen Frankreich (2:0) und Holland (2:1). Nagelsmann aber sieht sein Team nach drei Siegen und einem 0:0 gegen die Ukraine "gefestigter" als im vergangenen November nach den Niederlagen gegen die Türkei und Österreich, die ihn zum radikalen Strategiewechsel und Kaderumbau animiert hatten. Sein danach definiertes Rollenspiel mit Kroos als Schlüsselfigur zieht er nun konsequent durch.
Das Paradebeispiel ist
Schwung von der Bank mit Sané, Gross und Co.
Kurs halten ist das Programm für die letzten Trainingstage bis zum EM-Ernstfall. Die Startelf wird Nagelsmann kaum ändern. "Es wird ungefähr so aussehen wie heute", kündigte er vage an. Von 13 potenziellen Akteuren für die zehn Feldspielerplätze sprach der Bundestrainer.
Zu dieser Gruppe zählt Nagelsmann auch
"Major Tom" und die Sehnsucht der Fans
Die Torhymne "Major Tom" schallte danach durchs Stadion - und die Zuschauer gingen doch noch glücklich nach Hause. "Wir brauchen die Unterstützung der Fans, das wird uns pushen", sagte Kapitän Ilkay Gündogan. Im ausverkauften Borussia-Park zeigte sich erneut, wie sehr sie ihr Team unterstützen und feiern wollen, wie sehr sie sich nach drei Murks-Turnieren nach Erfolgen und einer kollektiven Partystimmung sehnen.
Das Tor von Gross verhinderte zunächst einen krassen Stimmungsdämpfer. Aber die Kraft entscheidender Turniertreffer ist bekannt. 2006 wirkte das Tor von Oliver Neuville in der Nachspielzeit zum 1:0 im zweiten WM-Gruppenspiel gegen Polen im Dortmunder Stadion wie ein Urknall. Es war die Initialzündung für das legendäre Fussball-Sommermärchen. © Deutsche Presse-Agentur
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