Zum ersten Mal nach dem Ende ihrer Amtszeit hat sich die ehemalige Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg in einem Interview mit dem ZDF zu Wort gemeldet. Voss-Tecklenburg spricht dabei über ihre Erkrankung, gesteht aber auch Fehler ein.

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"Man fühlt sich erstmal sprachlos, ein Stück weit auch kaputt und einsam und müde." So beschrieb Martina Voss-Tecklenburg in ihrem ersten Interview nach ihrem krankheitsbedingten Ausfall, wie sie das frühe Aus der deutschen Nationalmannschaft bei der WM in Australien und Neuseeland erlebt habe. Darüber hinaus schilderte die ehemalige Bundestrainerin, wie es danach für sie weiterging.

Schon acht oder neun Tage nach dem Ausscheiden sei es in Frankfurt zu einer ersten Analyse mit dem Trainerteam und der sportlichen Führung des DFB gekommen. "Eine Fragestellung war natürlich: Braucht es eine personelle Veränderung?", erklärte Voss-Tecklenburg. Diese Frage habe sie sich auch selbst gestellt: "Bist du die Richtige? Schaffst du es, dass man eine Basis hat für erfolgreiches Zusammenarbeiten?"

Voss-Tecklenburg entschied sich dazu, weiterzumachen - auch weil sie niemand sei, der vor Herausforderungen weglaufe. Doch habe sie dabei auch ein "ambivalentes Gefühl" gehabt. Immer wieder habe sie sich fragen müssen, ob sie der Aufgabe gewachsen sei. "Da sind Ängste, da ist eine Unsicherheit, da ist eine Leere in meinem Kopf", beschrieb die Bundestrainerin die schwere Zeit. Auch ihrem Trainerteam gegenüber habe sie einige Fragen gar nicht ad hoc beantworten können.

MVT im Gespräch mit Mann "komplett zusammengebrochen"

Es waren Vorboten ihrer Krankheit, die sie schliesslich zu einer längeren Pause zwang. "Im Gespräch mit meinem Mann bin ich dann quasi komplett zusammengebrochen", so Voss-Tecklenburg - zuvor habe sie bereits schlaflose Nächte gehabt, sich erbrechen müssen und viel geweint. Sie habe sich innerlich leer, müde und kaputt gefühlt - "als ob dir jemand den Stecker zieht." Mit einer "positiven, klaren Idee" das DFB-Team aus der Krise zu führen sei dadurch nicht mehr möglich gewesen.

Nach der Krankschreibung wurde es ruhig um Voss-Tecklenburg, in der Zwischenzeit übernahm Horst Hrubesch die Verantwortung für die Frauen-Nationalmannschaft - zunächst nur interimsweise. Für Aufsehen hatte Voss-Tecklenburg gesorgt, als sie als Rednerin bei Veranstaltungen auftrat, obwohl sie offiziell noch als krankgeschrieben galt. Voss-Tecklenburg betonte dabei erneut, dass ihr Erholungsurlaub mit dem DFB klar abgesprochen worden wäre. Sie habe den DFB über ihre Gesundung und mögliche anstehende Termine informiert und bedauerte, dass eine gemeinsame Presseerklärung danach nicht zustande gekommen war.

Voss-Tecklenburg gesteht Fehler ein

Trotzdem gab sich die 55-Jährige bei diesem Thema einsichtig - gerade, was die fehlende Kommunikation anbelangt: "Im Nachhinein muss ich sagen, Fehler, ja. Es wäre besser gewesen, zumindest bestimmte Leute zu informieren", so Voss-Tecklenburg. Auch dass Nationalspielerin Lena Oberdorf irritiert auf die unklare Trainersituation nach der WM reagiert habe, konnte die Ex-Bundestrainerin verstehen.

Für die DFB-Frauen stehen mit ihrem neuen Trainer Horst Hrubesch nun entscheidende Spiele gegen Wales und Dänemark an, um die Chance auf eine Qualifikation für die Olympischen Spiele 2024 zu wahren. Während sie die Qualifikation für Olympia als schwierige Aufgabe sieht, ist sie sich sicher, dass sich die DFB-Frauen für die Europameisterschaft 2025 qualifizieren werden.

Auch dass ihr das Ende ihrer Amtszeit als Bundestrainerin schwerfalle, stellte Voss-Tecklenburg im Interview ebenfalls klar. Gerade in den Gesprächen mit ihrem Trainerteam "merke ich auch noch, dass es mir wehtut, dass ich den Prozess noch nicht abgeschlossen habe." Die Arbeit als Bundestrainerin sei ein Privileg gewesen, für das sie viel gearbeitet hätte und jetzt ein Stück weit den Preis gezahlt habe. "Mir ist natürlich schon ein Stück weit vergessen worden, in dieser ganzen Darstellung, in dieser ganzen Kritik, was wir in den letzten fünf Jahren gut gemacht haben."

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