In der deutschen Nationalmannschaft bahnt sich der grösste Konkurrenzkampf aller Zeiten an. Feste Grössen wie Mesut Özil oder Julian Draxler müssen hart um ihr WM-Ticket kämpfen. Ab sofort ist jedes Länderspiel eine Bewährungsprobe.
In rund neun Monaten bestimmt Joachim Löw den Kader für die Fussball-Weltmeisterschaft in Russland. Kaum ein Spieler kann sicher sein, dass er dabei sein wird.
Der Bundestrainer heizt den Konkurrenzkampf an: "Ein Freiticket für die WM hat eigentlich niemand. Jeder tut gut daran, gute Leistungen zu erbringen."
Selbst die Superstars müssen um ihre Teilnahme zittern. Denn Löw stellt klar: "Was in der Vergangenheit war, zählt nicht mehr."
Die Titelgewinne beim Confed-Cup und der U21-Europameisterschaft haben den Kreis der potentiellen WM-Akteure vergrössert.
Bis zu 40 Spieler hat Löw laut eigener Aussage im Blick. Nur 23 dürfen im Kader der Weltmeisterschaft stehen. Schon jetzt ist klar: Es wird Härtefälle geben.
Wenn wird Jogi Löw in den Kader holen?
Acht Länderspiele sind noch zu bestreiten, bevor der Bundestrainer seinen Kader benennen muss. Das heutige WM-Quali-Spiel gegen Tschechien (20:45 Uhr) ist praktisch der erste Part eines "WM-Castings", bei dem jeder Spieler um seinen Platz kämpft.
Selbst der 57-malige Nationalspieler und Weltmeister
Dabei dürfte der Innenverteidiger noch zu den wenigen Spielern zählen, die kaum aus dem Kader zu verdrängen sind. Selbiges trifft vermutlich auf
Die genannten Spieler geniessen bei Löw einen so hohen Stellenwert, dass selbst eine Formkrise im Verein wenig Auswirkung haben dürfte. Dahinter allerdings müssen einige Superstars zittern.
Einige Superstars müssen zittern
Für das bevorstehende Quali-Spiel gegen Tschechien sprach Löw ihm eine Einsatzgarantie aus. Aufgrund des Überangebotes im Mittelfeld wird er seine Qualität unter Beweis stellen müssen. Ansonsten ist das WM-Ticket in Gefahr.
Problematisch ist auch die Situation von Julian Draxler. Im ersten Halbjahr zählte er noch zu den grossen Gewinnern.
Nach seinem Wechsel zu Paris Saint-Germain blühte er regelrecht auf, war zudem Kapitän der Nationalmannschaft beim Confed-Cup. Nun wurde ihm in Paris der 222-Millionen-Euro-Mann Neymar vor die Nase gesetzt. Der deutsche Nationalspieler ist plötzlich nur noch Reservist.
Löw bleibt im Bezug auf
Lothar Matthäus sieht Reus, Götze und Schürrle vor dem Aus
Auch die Dortmunder Nationalspieler
Reus könnte (wieder einmal) an seinem Verletzungspech scheitern. Aufgrund seines Kreuzbandrisses wird er noch längerfristig ausfallen. "Reus hat etwa ein Jahr Pause vor der WM, das ist sehr hart. Ihm und seinem Körper fehlen der Rhythmus und die Belastung, das ist ein Risiko für den Trainer", glaubt
Auch Khedira muss seine Qualität beweisen
Überhaupt sieht Matthäus einige Etablierten unter Zugzwang. Auch der defensive Mittelfeldmann Sami Khedira müsse seine Qualität nachweisen. Grund sei die starke Konkurrenz: "Leon Goretzka hat mich beim Confed Cup wahnsinnig überzeugt mit seinem guten Auge, seiner Zweikampfstärke und Laufarbeit... Auch Sebastian Rudy ist zu beachten und eine gute Alternative bei einer defensiven Ausrichtung."
Spannend ist auch die Situation in der vorderen Spitze. Bei der Europameisterschaft 2016 war Mario Gomez noch der einzige echte Stürmer im Kader. Nun gibt es in Timo Werner, Lars Stindl und Sandro Wagner gleich drei Alternativen.
Werner scheint derzeit Stürmer Nr. 1 zu sein und wird laut Medienberichten gegen Tschechien in der Startelf stehen. Da Wagner ein ähnlich zentraler Stürmertyp wie Gomez ist, bahnt sich hier ein besonders harter Konkurrenzkampf an. Es ist schwer vorstellbar, dass Löw beide mit nach Russland nimmt.
"Wagner hat mich absolut überzeugt, er hat eine starke Präsenz und Persönlichkeit", sagt Löw – und erhöht damit den Druck auf Gomez. Nur wenn der Wolfsburger Stürmer im Verein und in der Nationalmannschaft starke Leistungen abliefert, kann er für die WM in Russland planen. Immerhin ist er mit dieser Ausgangsposition in bester Gesellschaft.
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