Das 2:0 gegen Nordirland war standesgemäss, Deutschland steuert unbeirrt weiter Richtung WM-Qualifikation. Die Befürchtungen, dass die Mannschaft ihre Dauerbaustellen auf den Aussenverteidigerpositionen noch länger mit sich herumschleppt, erweist sich als unbegründet. Die wahren Konstanten im deutschen Team sind Joshua Kimmich und Jonas Hector.
Zuerst die faden Zahlen: 2:0 gegen Nordirland, dritter Sieg im dritten Spiel, wieder kein Gegentor und der 94. Sieg von
Dass die deutsche Nationalmannschaft auch nach der Partie gegen die Nordiren noch Tabellenführer bleiben würde, war eigentlich vorher schon klar. Niemand hatte mit einer Überraschung der wackeren Briten gerechnet und nach etwas mehr als einer Viertelstunde war diese Partie auch fast schon wieder vorbei.
Deutschland führte bereits durch Tore von
Und Deutschland: hatte vorne drin doch nur
Hector und Kimmich sind gesetzt
Hector ist nicht der beste Dribbler und auch nicht besonders torgefährlich. Aber er ist absolut zuverlässig in seinem Tun, er ist lernwillig, er ist ein gelernter Aussenverteidiger und noch lange nicht am Ende seiner Entwicklung angelangt. Und er ist so gut, dass selbst der im Klub ein Jahr lang überzeugende Marcel Schmelzer derzeit kein Thema ist für die Nationalmannschaft und erst recht nicht für den Stammplatz links hinten.
Den hat Hector längst sicher, womit auch die Zeit der Experimente auf dieser Position vorerst vorbei ist. Zum letzten Mal nicht eingesetzt - obwohl im Kader - wurde Hector im November 2014, also vor fast zwei Jahren. In den Pflichtspielen hat er stets von Beginn an gespielt, eine Auswechslung wie jetzt gegen Nordirland ist die grosse Ausnahme.
Auf der gegenüberliegenden Seite schiebt
Seit dem hat er jedenfalls keine Minute mehr verpasst. Löw hat alle anderen Feldspieler und Torleute im Laufe der letzten Spiele getauscht, die Innenverteidigung umgebaut, das Mittelfeld, vorne drin Mario Gomez, Thomas Müller oder Götze probiert. An Hector und Kimmich hält er hartnäckig fest.
Kimmich ist so etwas wie ein Paradebeispiel dafür, wie sich der Deutsche Fussball-Bund seine Ausbildung vorstellt - nur eben jetzt auf allerhöchstem Niveau vollzogen und nicht schon im Jugendbereich. In jungen Jahren schob der DFB seine Spieler gerne geballt ins Mittelfeld, eine universelle Ausbildung war das grosse Ziel, die viel zitierte polyvalenten Spieler. Spezialisiert wurde nicht mehr sehr oft, es denn die körperlichen Voraussetzungen (etwa bei Innenverteidigern) liessen keine andere Wahl mehr zu.
Kommt noch mehr Konkurrenz nach?
Der Trend weg von klaren Keilstürmern brachte für die Entwicklung der deutschen Jugendspieler einen Einschnitt und irgendwann zwischen 2012 und 2014, als klar war, dass Miroslav Klose nicht noch mit über 40 Jahren für den DFB wird auflaufen können, setzte dann das grosse Wehklagen ein darüber, dass das Stürmerland Deutschland plötzlich keine Stürmer mehr habe.
Und bei den Aussenverteidigern wurde das so lange noch übertüncht, so lange Philipp Lahm noch spielen wollte. Aber schon zu dessen Hochzeiten wurde gemurrt, dass man doch am liebsten zwei Lahms hätte, einen für die rechte und einen für die linke Seite. Nach dem WM-Titel hatte man gar keinen mehr und es gab nicht wenige, die darin ein dauerhaftes Problem sahen.
Nun haben sich die Dinge erstaunlich und erfreulich schnell in eine etwas andere Richtung entwickelt. So ganz gelöst ist das grosse Problem aber wohl noch nicht. Was, wenn Kimmich irgendwann doch auf seiner angestammten Position im zentralen Mittelfeld gefordert ist oder Löw ihn dort für wichtiger erachtet wie bisweilen den omnipräsenten Lahm?
In der formidabel besetzten U 21 hat sich Jeremy Toljan längst in den Vordergrund gespielt und bei Bayer Leverkusen gibt es noch einen anderen, den viele schon bald bei der A-Nationalmannschaft sehen. Benjamin Henrichs, 19 Jahre jung, der sich derzeit auf der Aussenbahn unverzichtbar macht. Und, es wundert kaum, eigentlich ein gelernter Mittelfeldspieler. Wie Kimmich. Und wie Lahm.
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