Die EM 2016 in Frankreich ist Geschichte. Aus Schweizer Sicht gab es vor allem einen klaren Helden: Torhüter Yann Sommer. Nach einer Verletzung am Sprunggelenk ist er seit Anfang August wieder fit. Wie er das Turnier in Frankreich erlebt hat und welche Ziele er sich für die neue Saison gesteckt hat, erzählt er im Interview mit GMX.ch.

Ein Interview

Seit der EM 2016 sind ein paar Wochen ins Land gezogen. Wir haben Torhüter Yann Sommer nach seinem Urlaub die Zeit in Frankreich Revue passieren lassen, ihn zu Cristiano Ronaldo befragt und um einen Ausblick zur kommenden Saison gebeten.

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Wie waren die drei Wochen Urlaub nach der EM in Frankreich? Konnten Sie sich erholen?

Yann Sommer: Mein Urlaub war sehr gut. Ich habe nach der Europameisterschaft aber ein paar Tage gebraucht, um alles zu verarbeiten. Schliesslich waren sehr viele Emotionen mit dabei, weil es insgesamt ein sehr schönes Erlebnis war, trotz dem bitteren Ende.

Im Urlaub war ich dann ein bisschen am Meer und habe die freie Zeit genossen. Ich war aber auch bei meiner Familie und Freunden, und letztlich konnte ich mich auch sehr gut erholen.

Wie haben Sie die Tragödie rund um Cristiano Ronaldo im Final erlebt? Und ist Portugal ein verdienter Europameister?

Ich finde Portugal ist verdient Europameister geworden. Ich sehe es so, dass die Mannschaft, die gewinnt, es dann auch verdient hat. Und Cristiano Ronaldo hat für mich wieder ein tolles Turnier gespielt. Natürlich war es sehr bitter für ihn, dass er sich im Finale verletzt hat. Aber ich glaube, mit dem Sieg konnte er das dann am Schluss auch ganz gut verkraften.

Wer war für Sie der Star der EM 2016?


Für mich gab es viele Spieler, die eine sehr gute Europameisterschaft gespielt haben. Ich fand beispielsweise Gareth Bale und Granit Xhaka sehr gut, um nur mal zwei zu nennen. Aber es gab noch viele andere, die ebenfalls sehr gute Leistungen gezeigt haben.

Für die Schweizer waren Sie der Held des Turniers. In der "NZZ" wurden Ihre Leistungen bei der Euro in höchsten Tönen gelobt. "Der Goalie spielte eine Euro ohne Fehler", war dort zu lesen. Sind Sie damit einverstanden?

Das freut mich natürlich, aber ich finde, es liegt nicht an mir, das zu beurteilen. Ich bin der Meinung, dass wir mit der Schweiz insgesamt eine gute Europameisterschaft gespielt haben und natürlich freut es uns, wenn die "NZZ" dann positiv über uns berichtet.

Gleichzeitig war dort aber zu lesen, dass das Scheitern der Schweizer im Achtelfinal ihre Unfähigkeit zeige, "eine grosse Chance zu nutzen". Ungerecht oder d'accord?

Es hat nicht viel gefehlt, dass wir noch einen Schritt weiter gekommen wären. Man hat gesehen, dass es Details waren, die entscheiden, und diesmal hat es leider nicht gereicht. Aber wir werden weiter kämpfen und weiter versuchen, gut Fussball zu spielen. Und ich bin überzeugt, dass die Schweiz in der Zukunft auch wieder gute Turniere spielen wird.

Warum hat die Nati in Frankreich ihre PS nicht auf den Boden gebracht? Was denken Sie?

Damit bin ich nicht ganz einverstanden. Ich finde, wir haben eine gute Europameisterschaft gespielt. Wir hatten viele offensive Möglichkeiten und haben mit viel Leidenschaft gespielt und gekämpft. Es war auch viel Euphorie im Land, und deshalb bin ich mit der Aussage nicht einverstanden, dass wir die PS nicht auf den Boden bekommen hätten.

Gab es in Frankreich auch besondere Momente abseits des Platzes?

Es gab ganz viele besondere Momente abseits des Platzes. Wir hatten wirklich eine unglaublich tolle Zeit, ein sehr schönes Camp in Montpellier sowie eine tolle Stimmung im Team. Der Trainingsplatz war ebenfalls top. Auch in der Freizeit konnten wir viele Sachen unternehmen wie etwa Golf spielen. Auch als Mannschaft haben wir viel Zeit zusammen verbracht, um ans Meer oder in die Stadt zu gehen. Wie gesagt, die Stimmung war super, und es hat einfach alles perfekt gepasst. Auch die Organisation war überragend, und wir konnten uns als Mannschaft optimal auf die Spiele vorbereiten. Und daher sind dann auch ganz viele besondere Momente abseits des Platzes entstanden.


Die vergangene Saison Ihres Vereins Borussia Mönchengladbach verlief nicht ganz optimal. Was stimmt Sie optimistisch, dass es jetzt besser läuft?

Das sehe ich anders. Natürlich war die Saison nicht durchgehend gut, aber wir sind in der Bundesliga Vierter geworden, und wir haben uns für die Champions-League qualifiziert. Daher war es für mich schlussendlich eine gute Saison. Natürlich hatten wir einen schlechten Start und auswärts auch mal unsere Probleme – aber wenn man Vierter wird, kann es keine schlechte Saison gewesen sein.

Auch Sie waren mit Ihren Leistungen nicht ultimativ glücklich. Warum?

Ich war nicht wirklich unglücklich. Aber es war für einen Torhüter kein einfaches Jahr, weil wir viele Tore bekommen und viele Chancen zugelassen haben. Wir hatten auch zahlreiche Wechsel im Team. Und wie gesagt, wir sind gerade auswärts nicht immer mit dem nötigen Selbstvertrauen aufgetreten, und dann fängt man sich eben auch viele Tore. Darum war es für einen Torhüter eine schwierige Saison. Aber nochmal: Wenn man Vierter wird, kann man keine schlechte Saison gespielt haben.

Wo liegen Ihre Erwartungen in Sachen Meisterschaft?

In der Meisterschaft wollen wir wie in den vergangen Jahren versuchen, oben dabei zu sein. Wir wollen wieder attraktiven, guten und effizienten Fussball spielen, der viel Spass macht.

Und dann trifft die Schweiz im Rahmen der WM-Qualifikation auch noch auf den Europameister? Freut man sich da besonders?

Wir haben eine schwierige Qualifikation vor uns – mit dem Europameister in unserer Gruppe, auf den wir ja auch direkt im ersten Spiel treffen. Und natürlich möchte ich mit der Schweiz eine gute Quali spielen. Das Ziel ist, wieder bei einem grossen Turnier dabei zu sein. Und ich bin überzeugt, dass wir, wenn wir den gleichen Spirit im Team haben wie bei der Europameisterschaft und die Qualität wieder auf den Platz bringen, eine gute Quali spielen werden.

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