Nun hat es Borussia Dortmund auch in der Champions League erwischt. Der BVB verliert mit 0:2 beim FC Arsenal. Und es wird deutlich: Das lange erfolgreiche System von Jürgen Klopp zeigt Abnutzungserscheinungen.

Mehr News zum Thema Fussball

In der Champions League fühle er sich wie im Urlaub, hatte Jürgen Klopp noch vor dem Spiel beim FC Arsenal gescherzt. Will man die Partie unbedingt mit Urlaubs-Gefilden vergleichen, dann hat sich Klopp wohl anstatt in einem Fünf-Sterne-Hotel in der Karibik in einem Autobahnhotel bei Castrop-Rauxel wiedergefunden. Mit der 0:2-Niederlage gegen das Team von Arsene Wenger hat Borussia Dortmund auch in der Champions League die Leichtigkeit verloren. Die Spieler wirken verunsichert und deprimiert und der einst so motivationsstarke Klopp schafft es nicht, seine Mannschaft aus dem Sumpf zu befreien. Das Klopp-System zeigt Abnutzungserscheinungen.

Das findet auch Bernd Schuster. Der ehemalige Trainer von Real Madrid schreibt in seiner Kolumne für "welt.de": "Machen wir uns nichts vor: Jürgen Klopp ist jetzt seit sechs Jahren Trainer in Dortmund. Ohne jetzt das Ende des BVB einläuten zu wollen, um Gottes Willen, aber da wetzt sich schon so einiges ab in so vielen Jahren. Kloppo hat eine gewisse Leichtigkeit, mit der kann er vieles wettmachen."

Jürgen Klopp staucht Adrian Ramos zusammen

Nur: Von dieser Leichtigkeit ist inzwischen nicht mehr viel zu spüren. Nach dem Spiel beim FC Arsenal stauchte Klopp beispielsweise Adrian Ramos zusammen, den er erst beim Stand von 0:2 eingewechselt und der die Niederlage damit sicher nicht verschuldet hatte. Jürgen Klopp stellt sich nicht mehr uneingeschränkt vor seine Spieler. Er sagt auch nicht mehr so oft "geil". Vielleicht weil er erkannt hat, dass es aussichtslos ist, den Spielern zum hunderttausendsten Mal zu versichern, dass sie die grossartigsten, tollsten und schönsten Jungs der Welt sind. "Was wir jetzt brauchen, sind Ergebnisse und nicht den perfekten Fussball. Glück muss man sich erarbeiten", sagte Klopp nach dem Spiel. Und er wiederholt sich, als er gefragt wird, wie sich der BVB in den kommenden Wochen aus der Misere befreien wollen: "Arbeit, Arbeit - das ist unser Plan."

Aber ist das genug? Es ist anzunehmen, dass beim BVB bereits hart gearbeitet wird. Stattdessen muss sich Klopp fragen, wie er aus geprügelten Hunden wieder die selbstsicheren Spieler der vergangenen Spielzeiten macht - und im schlimmsten Fall muss er sich fragen, ob er noch zu ihnen durchdringt.

"Auch Trainer können Entscheidungen treffen"

Eine Antwort auf diese Fragen kann nur Klopp selbst geben und daraus Konsequenzen ziehen. Der Vorstand von Borussia Dortmund wird ihm die Entscheidung nicht abnehmen. Hans-Joachim Watzke betont immer wieder, er würde Jürgen Klopp niemals entlassen. Vielleicht muss er das auch gar nicht. Klopp selbst hat einmal in der ARD-"Sportschau" gesagt: "Auch Trainer können mal solche Entscheidungen treffen, man muss nicht immer entlassen werden, sondern man kann auch frühzeitig sagen, dass man nicht weitermachen will, wenn verschiedene Dinge nicht stimmen. Das ist tatsächlich möglich."

Eine Aussage, wie sie auch von Armin Veh stammen könnte, der vergangene Woche beim VfB Stuttgart eigenmächtig seinen Rücktritt erklärt hatte. "Ich glaube, dass es besser ist, wenn ich nicht da bin", hatte er seinen Rücktritt begründet und sagte dann etwas, dass sich auch auf Jürgen Klopp und den BVB anwenden liesse: "Uns und mir fehlte einfach auch das notwendige Quäntchen Glück in vielen knappen Spielen."

Es ist natürlich schwierig, die Situation von Klopp und Veh zu vergleichen. Klopp hat den BVB gross gemacht, Veh war gerade seit Anfang der Saison wieder beim VfB Stuttgart. Die Bindung zum Verein ist eine andere. Deshalb wird Klopp auch nicht so schnell aufgeben. Er wird kämpfen und nach neuen Impulsen suchen. Dennoch ist klar: Platz sechzehn in der Tabelle und ein derart blutleerer Auftritt gegen den FC Arsenal entsprechen nicht dem Anspruch von Borussia Dortmund. Und das weiss auch der Trainer.

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.