Wie schnell sich die Bosse beim FCB auf einen Nachfolger für Yakin einigen konnten, überraschte am die Verantwortlichen selbst. Paulo Sousa wird ab 1. Juli neuer Trainer bei den Bebbi.
Es ging am Ende alles so erstaunlich schnell, dass nur naive Zeitgenossen noch glauben können, der FC Basel habe bis zum Schluss an Murat Yakin festhalten wollen. Die Trennung vom zwar erfolgreichen, aber am Ende allenfalls noch geduldeten Cheftrainer war hinter den Kulissen beschlossene Sache.
Seine Stelle übernimmt ab 1. Juli Paulo Sousa. Der portugiesische Ex-Internationale unterschreibt einen Dreijahresvertrag und kostet Basel rund eine halbe Million Euro an Ablöse. Völlig unerwartet war die Entscheidung für Sousa trotz der ganzen Hektik nicht: Zu viel war in den vergangenen Tagen durchgesickert, wenngleich auch andere, sehr waghalsige Thesen die Runde machten. Roberto di Matteo war da noch eine seriösere, Spekulationen über den Deutschen
Und trotzdem ist die Entscheidung für den als Trainer relativ unscheinbaren Sousa eine aussergewöhnliche Lösung. Als Spieler war der 43-Jährige einer der imposantesten Strategen seiner Zeit. Als Spieler, wohlgemerkt. Ein Rollenmodell des defensiven Mittelfeldspielers, seiner Zeit einige Jahre voraus. Mit Juventus Turin und Borussia Dortmund gewann er die Champions League, mit Portugal wurde er Junioren-Weltmeister. Das grosse Versprechen der Goldenen Generation um Luis Figo, Rui Costa oder Joao Pinto konnte Sousa aber nie einlösen.
So erfolgreich sich seine aktive Karriere gestaltete, so holprig verlief Sousas Trainerlaufbahn bisher. In sechs Jahren hatte er fünf Stationen durch, unter anderem in der englischen zweiten Liga und später beim FC Videoton in Ungarn. Die erste und bisher einigermassen namhafte Station war bis zur Unterschrift in Basel der israelische Meister Maccabi Tel Aviv. Mit Maccabi, wo er noch einen Vertrag bis 2015 besass, holte er vor wenigen Tagen seinen ersten Titel als Trainer.
Paulo Sousa soll mit Beamten-Fussball aufräumen
Gelegenheit, sich kennenzulernen, gab es für Sousa und den FC Basel in jüngster Zeit genug. Auf europäischem Parkett liefen sich beide Klubs in anderthalb Jahren insgesamt sechsmal über den Weg. Basels Entscheidungsträger Bernhard Heusler und Georg Heitz konnten sich also oft genug ein Bild machen von dem Mann, dem sie ihre Mannschaft nach der Weltmeisterschaft anvertrauen.
Sousa spricht zwar gutes Englisch, aber kaum Deutsch. Dafür sind der Präsident und der Sportdirektor überzeugt von Sousa fachlichen Fähigkeiten und vor allen Dingen von seiner Spielidee. In Basel wurde nicht erst in den vergangenen Wochen der Meisterschaftsentscheidung über den Beamten-Fussball gemeckert, der unter Yakin Einzug gehalten hatte.
Sousa steht für attraktiven Offensivfussball, das musste Basel bei den Vergleichen mit Maccabi schon am eigenen Leib erfahren. Der FC Basel wagt eine komplette Neuausrichtung im sportlichen Bereich, so viel steht fest. Ein Kontrakt mit gleich drei Jahren Laufzeit bedeutet auch jede Menge Vertrauen. Aber wer soll sich einen Turnaround auf der Trainerposition sonst leisten können, wenn nicht der Abonnementsmeister?
Lockruf des ehemaligen Weltstars
Und natürlich besitzt Paulo Sousa im internationalen Ranking auch eine andere Strahlkraft als die meisten seiner Vorgänger. Einhergehend ist mit einigen Neuverpflichtungen zu rechnen, die ohne den Lockruf des ehemaligen Weltstars vielleicht nicht unbedingt im Joggeli spielen würden.
Für Sousa liegen die Vorteile der Vereinbarung auf der Hand: Der Portugiese nimmt mit dem sicheren Champions-League-Teilnehmer gleich zwei Stufen auf einmal. In Basel hat er deutlich bessere Möglichkeiten, sich zu entwickeln, und kann sich mit einem besser dotierten Vertrag und einem ordentlichen Kader im Licht der Königsklasse präsentieren.
Es ist eine Win-Win-Situation für beide Seiten: Basel scheint für die Schweizer Liga eine Klasse zu gut, fünf Titel in Folge sprechen da für sich. Die Meisterschaft wird mittlerweile als Gewohnheit wahrgenommen. Mindestens genauso dürstet es die Fans aber wieder nach schönem Fussball. Den kann Sousa ihnen liefern. Der Portugiese bekommt dafür genügend Zeit und kann sich auf einem höheren Niveau an die europäische Spitze herantasten.
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