In der Transferperiode feilschen Vereine um neue Spieler und gewinnen im besten Fall das Rennen um die begehrten Kicker. Klingt eigentlich alles ganz einfach und nicht allzu kompliziert und doch kommt es immer wieder zu Pannen im Wechselgeschäft.

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Das Transferfenster ist in Deutschland seit Donnerstagabend um 18:00 Uhr zu - und es darf davon ausgegangen werden, dass es bei dem ein oder anderen Verein noch durchaus hektisch zuging.

Da können schon mal kleinere oder grössere Fehler passieren. Wir haben die besten Transferpannen der Fussballgeschichte für Sie gesammelt:

Kuriose Begegnung im Hubschrauber

Die kurioseste Geschichte des Sommers 2017 liefert wohl Stevan Jovetic ab. Der inzwischen Ex-Stürmer von Inter Mailand besteigt einen Hubschrauber, der ihn zu seinem neuen Verein, AS Monaco bringen soll.

Mit ihm im Hubschrauber: Jacques-Henri Eyraud, Vorstandsvorsitzender von Olympique Marseille.

Die beiden erkennen sich nicht und Eyraud erzählt dem Stürmer vertrauensselig, Olympique werde recht bald einen gewissen Stevan Jovetic verpflichten.

Jovetic klärt das Missverständnis auf und informiert Eyraud, er sei sich schon mit dem AS Monaco einig.

Eyraud reagiert leicht ausfallend, kann Jovetic jedoch nicht mehr davon überzeugen, seine Entscheidung wieder zu revidieren.

Ein Mann, ein Hotelzimmer und kein Transfer

Was Axel Witsel am letzten Tag der Transferperiode 2016 durchmachen musste, kann man wohl getrost als Wechselbad der Gefühle beschreiben. Der damalige Spieler von Zenit St. Petersburg sollte zum italienischen Meister aus Turin transferiert werden. Also machte sich der Belgier auf den Weg zu Juventus, um dort den obligatorischen Medizincheck zu absolvieren. Um 10 Uhr am Morgen war das Prozedere auch erledigt, es fehlte nur noch die offizielle Einigung der Vereine.

Witsel wartete gespannt in seinem Hotelzimmer in Turin - geschlagene 13 Stunden. Schliesslich kam der Anruf, auf den er so lange gewartet hatte. Allerdings wurde dabei nicht der Wechsel verkündet, sondern dessen Scheitern. Das Problem: Der Trainer des russischen Vereins verlangte einen Ersatzmann für Witsel, bevor der Mittelfeldspieler gehen dürfe. Der wurde aber nicht gefunden und letztlich war die Zeit zu knapp, den Transfer doch noch durchzuführen.

Inzwischen steht Witsel übrigens beim chinesischen Erstligisten Tianjin Quanjian unter Vertrag.

Pelé-Verschnitt mit Schnee-Allergie

1964 war die Fussballwelt noch eine andere. Geschneit hat es aber auch schon damals. Was nun das eine mit dem anderen zu tun hat, veranschaulicht einer der bis dahin spektakulärsten Transfers des deutschen Fussballs.

Der 1. FC Köln war von Beginn an ein ambitionierter Bundesligaklub. Präsident Franz Kremer war wie zu dieser Zeit wie fast jeder ein grosser Fan von Pelé, dem damals besten Fussballer auf dem Planeten.

Nun konnte Kremer Pelé selbstverständlich nicht mal im Traum zu einem Wechsel nach Köln bewegen. Dafür aber einen anderen brasilianischen Stürmer, dessen Name schon ein wenig nach Pele klang: Zézé. Für die damalige Rekordablöse von 150.000 D-Mark wurde der Stürmer aus Minas Gerais zum 1. FC Köln transferiert. Die Kölner verliessen sich damals auf das Urteil des umtriebigen Spielervermittlers Julius Ukrainczyk – ohne Zézé jemals selbst beobachtet zu haben.

In der Vorbereitung traf Zézé in einem Spiel gleich zweimal. Kremer und der FC freuten sich schon ob ihres Transfercoups. Doch von Zézé kam anschliessend nicht mehr viel. Er absolvierte gerade einmal fünf Spiele bei den Kölnern. Ein Treffer wollte ihm nicht mehr gelingen. Anschliessend flüchtete er nach Brasilien. Zézé gab medizinische Gründe an und präsentierte ein ärztliches Attest. Darauf stand, dass er an einer "Schnee-Allergie" leide.

Millionenmann mit Knorpelschaden

Im Juli 1999 tat sich in Stuttgart im Training ein schneller und schussstarker Stürmer hervor. Er hiess Didi und absolviert eine Probeeinheit beim VfB. Trainer Ralf Rangnick war von dem 23-Jährigen überzeugt und schlug ein Ausleihgeschäft vor. Die Klubführung wollte aber keine halben Sachen machen. Sie verpflichtete das Talent kurzerhand für kolportierte 6,2 Millionen D-Mark von Corinthians Sao Paulo. In damaligen Zeiten sehr viel Geld für einen Angreifer, der nicht nur in Deutschland, sondern auch in seinem Heimatland Brasilien ein weitgehend unbeschriebenes Blatt war.

Vor allem aber war es viel Geld für einen Spieler, dessen rechtes Knie aufgrund eines Knorpelschadens untauglich für den Profifussball war. Doch das fiel der medizinischen Abteilung des VfB erst später auf. Immerhin: 38 Minuten stand Didi für die Stuttgarter auf dem Platz.

Kleiner Hüne

Jörg Schmadtke zählt in der Bundesliga sicherlich zu jenen Managern, die ein recht gutes Händchen für Transfers haben. Einmal allerdings lag der Manager gewaltig daneben. Im Winter 2012/2013 hielt Schmadtke damals noch für Hannover 96 Ausschau nach einem grossen, unerschrockenen Kämpfer für die Abwehr. Und er wurde fündig – glaubte er zumindest.

Schmadtke verpflichtete für 1,3 Millionen Euro den Brasilianer França vom brasilianischen Erstligisten Coritiba. 1,90 Meter gross und kopfballstark sei der Verteidiger, kündigte Schmadtke an. Als França seine erste Trainingseinheit in Hannover absolvierte, wunderten sich die Trainingskiebitze noch darüber, dass 1,90 Meter so gedrungen wirken können. Die Erklärung folgte aber schnell: França war in Wirklichkeit gar kein Hüne, er war nur 1,81 Meter gross und zählte damit zu den kleinsten Innenverteidigern der Liga.

Sicher wäre dies Schmadtke nie lange vorgehalten worden, hätte França sich mutig in die Zweikämpfe gestürzt. Doch der Verteidiger war stets verletzt, erkrankte sogar an Tuberkulose. Er machte kein einziges Bundesligaspiel, Ende 2014 wurde sein Vertrag aufgelöst.

Übergewichtiger Bruder

Energie Cottbus hatte Anfang der 2000er-Jahre Grosses vor: Ein internationaler, wenn auch gealterter Star sollte in die Lausitz kommen: Stürmer Adrian Ilie vom FC Valencia. Energie-Präsident Dieter Krein sprach bereits von einem "echten Kracher".

Aber Cottbus war nicht gut genug für Ilie. Kurzfristig sagte der Rumäne ab. Ein Ilie stand dann aber doch auf dem Trainingsplatz von Energie: Adrians Bruder Sabin. Der allerdings hatte wenig mit dem Star in der Familie gemein. Er trug einige Pfunde zu viel mit sich herum und wirkte überhaupt recht lustlos. Nachdem Sabin Ilie durch eine Sauftour Schlagzeilen gemacht hatte, wurde er von Energie gefeuert.



Mittelfeldspieler statt Stürmer

2007 war Trainer Jupp Heynckes während seiner Amtszeit bei Borussia Mönchengladbach auf der Suche nach einem neuen Angreifer fündig geworden. Der Däne Mikkel Thygesen kam für rund zwei Millionen Euro. Heynckes sagte: "Er ist der Stürmer, der uns gefehlt hat." Nur wenige Minuten später dann wurde Thygesen zu seiner ihm anvertrauten Rolle im Spiel der Gladbach befragt.

Er sagte: "Stürmer? Habe ich noch nie gespielt. Ich bin Mittelfeldspieler." Im gleichen Jahr im Juni erfolgte schon seine Rückkehr nach Dänemark zum FC Midtjylland.

1860 statt Bayern

Dritter bei der Wahl zu Afrikas Fussballer des Jahrhunderts, Champions-League-Sieger 1993: Mit Abédi Pelé verpflichtete 1860 München im Jahr 1996 einen echten Weltstar.

Der Ghanaer hatte inzwischen zwar schon ein paar Jährchen in den Knochen. Doch so mancher Beobachter wunderte sich trotzdem, dass es den Techniker zu 1860 München verschlagen hatte. War das nicht eine Nummer zu klein für einen der grössten Kicker Afrikas?

Vielleicht war es das auch. Denn schon bald ging das Gerücht um, Pelé habe noch bei seiner Ankunft auf dem Flughafen München gedacht, er würde bald in das Trikot des Stadtrivalen FC Bayern schlüpfen. Bestätigt wurde die Legende nie, aber auch nie ernsthaft dementiert.

Fax verhindert Wechsel

Dass aus Eric-Maxim Choupo-Moting mal richtig was werden kann, erkannte der 1. FC Köln schon vor vier Jahren. Die Rheinländer verhandelten lange mit dessen damaligem Klub, dem Hamburger SV. Und wie das so ist mit Fristen, wurde auch die Transferfrist im Falle von Choupo-Moting ausgereizt – und ein bisschen mehr als das.

Kurz vor Schliessung des Transferfensters erzielten die Parteien eine Einigung. Der Wechsel war perfekt, alle Papiere unterschrieben. Diese mussten nur noch an die DFL gefaxt werden. Choupo-Motings Vater und Berater schickte den fertigen Arbeitsvertrag per Fax um 17:49 Uhr zum 1. FC Köln, wo aber nur eine Seite des Vertrages ankam.

Die Seite mit der Unterschrift Choupo-Motings erreichte den 1. FC Köln um 18:00 Uhr. Der Verein schickte den Vertrag um 18:06 Uhr an die DFL, bei der er um 18:13 Uhr eintraf. 13 Minuten zu spät. Damit war der Transfer gescheitert und Choupo-Moting hat bis heute nicht das FC-Trikot getragen.



Sicher ist sicher

Sicher ist sicher, dachte sich Bernd Schuster offenbar zu Beginn seiner grossen Fussballerkarriere. Die startete so richtig Ende 1970er Jahre. Der talentierte Mittelfeldspieler wollte unbedingt seinen Traum vom Profifussballer wahr werden lassen. Und die Interessenten standen Schlange.

1978 war es dann soweit. Schuster unterschrieb – bei sage und schreibe drei Vereinen. Bei seinem damaligen Klub FC Augsburg, bei Borussia Mönchengladbach sowie beim 1. FC Köln. Schliesslich musste ein Gericht über den künftigen Verein von Schuster entscheiden. Und das grosse Los zogen am Ende die Kölner.


Verzockt

Andreas Köpke war soeben Europameister geworden. Mit 34 Jahren war er ganz oben – und auf der Suche nach einem Verein, der sich den Torhüter leisten konnte. Der VfB Stuttgart konnte das im Jahr 1996 und stellte Köpke offiziell als neuen Keeper vor. Doch ganz kurzfristig hatte sich der FC Barcelona bei Köpke gemeldet.

Und wenn man die Wahl zwischen dem VfB und dem Barca hat, kann es in der Nachbetrachtung Köpke auch keiner verdenken, dass er sich eben schnell doch noch für die Katalanen entschied. Schliesslich hatte Köpke den Stuttgartern nur eine mündliche Zusage gegeben.

Das gesprochene Wort jedoch wiegt in Spanien schwer; und als sie beim FC Barcelona von dem Wortbruch Köpkes Wind bekommen hatten, nahmen sie Abstand von einer Verpflichtung des Europameisters. Beim VfB war man ebenfalls durch mit der Geschichte - weshalb Köpke zu Olympique Marseille transferiert wurde.

Ohrfeige mit Folgen

Vielleicht wäre der Kaiser nicht der Kaiser, hätte er Ende der 1950er Jahre nicht diese "Watschn" (bayerisch für "Ohrfeige") von Gerhard König bekommen. Franz Beckenbauer war schon 1958 mit gerade einmal 13 Jahren derart elegant am Ball, dass sich 1860 München um ihn bemühte. Ein Wechsel stand unmittelbar bevor.

Doch dann ereignete sich ein Testspiel zwischen dem SC 1906 München, Beckenbauers damaligem Verein, und 1860. König beschrieb die Szene später folgendermassen: "Ich war Verteidiger, der Franz war Mittelstürmer. Da hat er mich ausgespielt. Ich hab geguckt, wo der Schiedsrichter war und hab ihm eine 'Watsch'n' gegeben. Ich wusste damals schon, mit wem ich es zu tun habe, denn Franz war ein Riesentalent."

Beckenbauer jedenfalls wollte danach nicht mehr zu 1860, sondern zu einem anderen grossen Verein aus München. Der Rest ist Geschichte.


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