"Er identifiziert sich zu hundert Prozent mit dem Verein und kennt das Geschäft." Ginge es nach Thomas Müller ist Karl Hopfner die Idealbesetzung für das Präsidentschaftsamt beim FC Bayern München. Doch der Finanzexperte ist für viele ein unbeschriebenes Blatt. Woher kommt er? Was kann er? Wie tickt er? Auf der ausserordentlichen Mitgliederversammlung des FC Bayern wird heute Abend der "Geldmacher" zum neuen starken Mann des Vereins gewählt.

Mehr News zum Thema Fussball

Schon der Einstieg ins Fussballgeschäft verlief für Karl Hopfner ungewöhnlich. Wo sonst ehemalige Spieler eingesetzt oder Wirtschaftsbosse abgeworben werden, bewarb sich Hopfner ganz klassisch auf eine lokale Stellenanzeige des FC Bayern. 1982 suchten die Münchner einen neuen Geschäftsführer. Hopfner passte perfekt ins Profil. Zuvor hatte der heute 61-Jährige sein BWL-Studium abgeschlossen und mehrere Jahre in leitender Funktion bei einem Industrieunternehmen gearbeitet. Fussball spielte der gebürtige Münchner nie.

Hopfner, das Finanzgenie

Bei den Bayern erarbeitete sich Hopfner schnell den Ruf eines Finanzexperten. Glaubt man Insidern, lautet sein Spitzname an der Säbener Strasse heute "Finanzminister" oder "Geldmacher". Diesen Status musste sich Hopfner hart erarbeiten. Neben seiner Tätigkeit als Geschäftsführer des Vereins übernahm er 1996 zusätzlich Verantwortung in der ausgegliederten "FC Bayern Sport-Werbe GmbH", einer Vorgängergesellschaft der FC Bayern München AG. Mit Gründung der AG im Jahr 2002 rückte Hopfner auch in deren Vorstand auf.

Im Schatten der Klubgrössen Uli Hoeness, Karl-Heinz Rummenigge und Franz Beckenbauer konnte Hopfner dort viele Jahre abseits des Medieninteresses am finanziellen Aufschwung der Münchner mitwirken. Dass der Verein heutzutage finanziell kerngesund da steht, ist auch sein Verdienst. Seinem Credo "Wir geben nur aus, was wir vorher verdient haben" blieb er immer treu und geniesst nicht zuletzt deswegen intern grössten Respekt. Darüber hinaus kennt er den Klub wie kaum ein anderer. Alle wichtigen Vorgänge liefen über seinen Schreibtisch.

Mächtig aber weitgehend unbekannt

2009 machte der passionierte Golfspieler den nächsten Karriereschritt beim FC Bayern. Der Aufsichtsrat wählte ihn zum stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden der FC Bayern München AG. Damit war Hopfner nun hauptverantwortlich zuständig für die Bereiche Finanzen und Controlling, Ticketing, Mitgliederservice, Recht und Personal. Zur gleichen Zeit übernahm Hopfner zusätzlich verschiedene Positionen bei nationalen und internationalen Verbänden. So sitzt er seit 2009 sowohl im Vorstand der DFL als auch des DFB und ist Mitglied der UEFA-Klubkommission. Schritt für Schritt baute er somit seinen Einfluss innerhalb und ausserhalb des Klubs aus.

Trotz des steilen Aufstiegs und obwohl Hopfner massgeblich zur wirtschaftlichen Erfolgsgeschichte des FC Bayern beigetragen hat, ist sein Name in der Öffentlichkeit immer noch vergleichsweise unbekannt. Interessierte Fussballfans kannten Hopfner lange Zeit höchstens als Sitznachbar von Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeness in der Allianz Arena. Dies hat sich mittlerweile geändert. Hopfners Wort hat Gewicht im deutschen Fussball. Bevor es jedoch so weit kam, gönnte sich der "Herr der Zahlen" zum Jahresende 2012 eine Auszeit. Aus gesundheitlichen Gründen zog sich Hopfner aus dem Vorstand der AG zurück. "Ich habe in der Vergangenheit Hinweise bekommen und die sollte man nicht ignorieren", sagte er damals. Trotz der Einschränkungen engagierte er sich weiterhin ehrenamtlich für den FCB und wurde im November 2012 zum Vizepräsidenten des FC Bayern München e.V. gewählt.

Attacken gehören zum Anforderungsprofil

Am 14. März 2014 kehrt Karl Hopfner überraschend in die höchste Führungsriege des FC Bayern zurück. Im Zuge der Steueraffäre um Uli Hoeness schlägt der Verwaltungsbeirat Hopfner als Nachfolger für den zurückgetretenen Präsidenten vor. Obwohl es den zurückhaltenden Manager nie in diese Position gezogen hat, stellt er sich nun in den Dienst des Vereins: "Ich mache das wirklich nur für den FC Bayern, weil ich dem Verein so viel zu verdanken habe, da kann man in dieser nicht leichten Situation nicht Nein sagen", erklärt er vor einigen Tagen im "Kicker".

Als designierter Präsident des FC Bayern steht Hopfner nun plötzlich auch in dem von ihm ungeliebten medialen Rampenlicht. Doch die ehemalige graue Eminenz passt sich an und nutzt das öffentliche Interesse, um sein Profil zu schärfen. Seitdem klar ist, dass er Hoeness' Nachfolger wird, meldet er sich immer wieder in den Medien zu Wort. Das Fernduell mit den Verantwortlichen von Borussia Dortmund vor ein paar Tagen kann als seine Reifeprüfung verstanden werden.

Noch mehr Macht für Hopfner?

Auch wenn die Mitglieder des FC Bayern erst heute Abend über das Präsidentschaftsamt in ihrem Verein abstimmen, kann sich Karl Hopfner schon seit Wochen in Ruhe auf die kommenden Aufgaben vorbereiten. Denn Personalentscheidungen werden von den Bayernmitgliedern traditionell mit überwältigender Mehrheit abgenickt. Neben dem sicheren Aufstieg zum Präsidenten liebäugelt Hopfner neuerdings scheinbar auch mit dem Posten des Aufsichtsratschefs der FC Bayern München AG.

Dem "Kicker" verriet Hopfner vergangene Woche, dass die Planungen aktuell in diese Richtung gehen. Derzeit steht Adidas-Chef Herbert Hainer dem Kontrollgremium übergangsweisse vor. Eine Doppelfunktion Hopfners wäre nichts Ungewöhnliches. Schon Franz Beckenbauer und Uli Hoeness hatten als Präsidenten zugleich auch das Kontrollgremium der FC Bayern AG geführt.

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.