Ein fast 150 Jahre alter Club aus der englischen Hafenstadt Ipswich kehrt in die Premier League zurück. Das Gesicht des Erfolges ist der hochgelobte Cheftrainer Kieran McKenna, die meiste Aufmerksamkeit zieht jedoch einer der grössten Namen der Musikbranche auf sich. Ed Sheeran ist mehr als nur ein Edelfan seines Heimatvereins.
Als der Traditionsclub Ipswich Town am vergangenen Samstag den Aufstieg in die Premier League durch ein 2:0 gegen Huddersfield unter Dach und Fach brachte, weilte Popstar
Geboren wurde Sheeran in Halifax unweit von Huddersfield, aber die Daumen drückt er seit jeher Ipswich Town. Sheerans Familie zog Mitte der Neunzigerjahre nach Framlingham, ganz in die Nähe von Ipswich. Zum Zeitpunkt des Umzugs, nämlich im Dezember 1995, spielten die "Tractor Boys" in der zweiten englischen Liga nach zuvor drei Jahren in der damals frisch etablierten Premier League.
Ein Intermezzo in der höchsten Spielklasse sollte von 2000 bis 2002 folgen, aber danach war Ipswich, das 1878 gegründet wurde, viele Jahre zweit- und zwischenzeitlich sogar drittklassig. Weit entfernt von den goldenen Zeiten, insbesondere jene zu Beginn der Achtziger, als Ipswich ein Top-Team stellte und 1981 sogar den Uefa-Cup gewann.
Nun die Rückkehr ins englische Oberhaus unter Erfolgstrainer Kieran McKenna. Das hat auch mit Sheeran zu tun. Denn seit 2021, als bei Ipswich aufgrund der Corona-Pandemie und mehrerer Jahre Drittklassigkeit die Finanzlage zunehmend angespannt war, wurde der Sänger Trikotsponsor.
Das Engagement fiel mit dem Einstieg des US-Konsortiums "Gamechanger 20" zusammen, welche sich die Mehrheitsanteile vom englischen Geschäftsmann Marcus Evans sicherte. 90 Prozent an "Gamechanger 20" hielt zum damaligen Zeitpunkt der in Ohio ansässige Investmentfonds ORG. Als neuer Präsident wurde Mike O'Leary, der zuvor unter anderem Geschäftsführer von West Bromwich Albion war, installiert.
Sheerans Nominierung für den Kader als PR-Gag
Der Kauf der Mehrheitsanteile kostete rund 40 Millionen Britische Pfund (46,5 Millionen Euro). Und zugleich kam Edelfan Sheeran ins Spiel, der künftig auf den Trikots der Männer- und Frauenteams für seine mehrjährige "The Mathematics Tour" warb. Wie hoch das finanzielle Volumen des Sponsorings war, wurde nicht bekannt gegeben. Dass der Sänger aufgrund seines Erfolges – bis dato die drittmeisten Nummer-eins-Hits nach Elvis Presley und den Beatles in Grossbritannien – über ausreichend Ressourcen verfügt, steht aber ausser Frage.
Zur Saison 2021/22, fast exakt zwei Jahre, nachdem Sheeran erstmals ein grosses Konzert in Ipswich gegeben hatte, wurde er sogar für den Kader der ersten Mannschaft nominiert. Allerdings kam Sheeran mit Trikotnummer 17 nicht zum Einsatz. Viel Aufmerksamkeit brachte es dem Club aus Suffolk natürlich trotzdem. Sheeran selbst hält sich beim Besuch von Heimspielen eher bedeckt, er sitzt anders als manch anderer Edelfan nicht für jede Kamera sichtbar auf einem der besten Plätze im Stadion.
Fraglich ist ohnehin, was für Sheeran, der auch nach seinem grossen Durchbruch weiterhin viel Zeit in Suffolk verbringt, dabei herausspringt. Ein Megastar wie er braucht in einer Zeit, in der Live-Konzerte das lukrativste Geschäft der Musikbranche darstellen, keine Werbekampagne auf dem Trikot eines Zweit- oder Drittligisten. Dem Image kann es nicht schaden, zumal sich Sheeran im Stadion volksnah gibt und auch mal Freibier am Imbissstand ausgibt.
Mit Gitarre bei den Aufstiegshelden
Nach dem geglückten Aufstieg und dem Besuch des Formel-1-Grand-Prix in Miami tauchte Sheeran wieder in seiner Heimat auf. Mit den Spielern und einer Gitarre in der Hand feierte er die Rückkehr in die Premier League. "Ich habe die Jungs heute Nacht zu einer Aufstiegsfeier mitgenommen", schrieb Sheeran auf Instagram. Ipswichs bester Torjäger Conor Chaplin postete auf der Plattform ebenfalls ein Video, in dem er zusammen mit Sheeran dessen Debüt-Single "The A Team" sang. Unter dem Video stand: "Die beste Nacht meines Lebens."
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Nun ist Ipswich Town das, was Sheeran in der Musikwelt schon lange ist, nämlich erstklassig. Auch wenn Ipswich ebenso wie nahezu jeder englische Club in den ersten Ligen in der Hand von finanzstarken Investoren ist, so ist die gelebte Verbundenheit eines Megastars zum Heimatverein eine erfrischende Note.
Ganz neu ist das Ganze natürlich nicht. Unter Präsident und Investor Elton John stieg Watford in den Siebziger- und Achtzigerjahren mehrere Spielklassen auf und erreichte sogar das Finale des FA Cup 1984. Mal sehen, wie weit es Ipswich Town bringt.
Verwendete Quellen
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