Während andere Topklubs in Europa jeden Cent zweimal umdrehen müssen, verpflichtete der FC Chelsea zahlreiche Spieler und verstärkte seine Mannschaft beachtlich. Die Ambitionen sind gross, die Erwartungen ebenfalls. Kann Chelsea um den Titel mitspielen?

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Thiago Silva, Malang Sarr, Hakim Ziyech, Timo Werner, Ben Chilwell, Kai Havertz. All diese Spieler wechselten im Sommertransferfenster zum FC Chelsea. Insgesamt investierten die Blues mehr als 220 Millionen Euro in Neuzugänge. Und das in einem Sommer, in dem viele Klubs mit den Auswirkungen der Umsatzeinbussen im Zuge der Corona-Pandemie zu kämpfen haben.

Chelsea konnte nicht etwa deswegen gross investieren, weil es einen grossen Aderlass im Kader gab. Im Gegenteil: Abgesehen von den erfahrenen Willian und Pedro, die ablösefrei wechselten, gab es keine signifikanten Abgänge zu beklagen. Die Gründe für den beeindruckenden Transfersommer liegen weiter zurück. Dabei geht es um Eden Hazard, Alvaro Morata und eine Transfersperre.

Chelsea: Hazard, Morata und die Transfersperre als Schlüssel

Der belgische Offensivstar Eden Hazard war im Sommer 2019 vom FC Chelsea zu Real Madrid gewechselt. Erst kürzlich kamen neue Details zum Transfervolumen ans Licht. Hazard könnte Chelsea im Endeffekt bis zu 160 Millionen Euro einbringen, Ratenzahlungen in Höhe von mehr als 100 Millionen Euro flossen bereits auf das Konto der Blues.

Zudem aktivierte Atletico Madrid die Kaufoption für den spanischen Stürmer Alvaro Morata. Weitere 56 Millionen Euro wurden eingenommen.

Der Viertplatzierte der vergangenen Saison in der Premier League muss diese Ressourcen nicht verwenden, um die Bilanz der letzten Jahre auszugleichen.

Denn: Wegen Verstössen gegen die Regularien bei der Verpflichtung minderjähriger Spieler wurde der FC Chelsea im Jahr 2019 zu einer Transfersperre verurteilt, die zwei Transferphasen andauerte.

Der internationale Sportgerichtshof CAS reduzierte die Sperre zwar, nach der gelungenen Einbindung vieler junger Spieler, die zuvor von Chelsea in diverse Ligen verliehen wurden, bestand im Winter aber nicht einmal Bedarf.

Der eingeschlagene Weg der Verjüngung wurde weiter verfolgt. In der heimischen Liga wurde das Mindestziel erreicht, in der Champions League wurden Chelsea gegen den FC Bayern (0:3 und 1:4) aber die Grenzen aufgezeigt.

Frank Lampard: Werner und Havertz als Wunschspieler

Im Anschluss fand eine schonungslose Analyse statt. Die Verantwortlichen im Klub kamen zu dem Entschluss, dass Trainer Frank Lampard der richtige Mann ist, um die Mannschaft noch auf ein deutlich höheres Niveau zu hieven. Er benötigt aber auch neue Impulse von aussen.

Die Baustellen wurden identifiziert - und Marina Granovskaia, die massgeblich an Transferabschlüssen beteiligt ist, machte sich an die Arbeit. Hakim Ziyech, ein kreativer und technisch versierter Offensivspieler, der mit Ajax Amsterdam begeistern konnte, wurde schon im Februar für die neue Saison verpflichtet.

Im Nachhinein ist dies wohl als erste Ansage des Klubs aus London zu interpretieren. In der Folge rückten deutsche Nationalspieler in den Fokus der Blues.

Zunächst wurde Timo Werner von RB Leipzig verpflichtet, später gelang nach längerem Poker noch die Verpflichtung von Kai Havertz von Bayern Leverkusen. Zwei der spannendsten und talentiertesten Akteure der DFB-Elf laufen also in Zukunft im Trikot der Blues auf.

Doch auch in der Defensive hatte Chelsea Nachholbedarf. Hier gingen die Verantwortlichen sehr kreativ vor. Ben Chilwell, ein herausragend ausbalancierter Aussenverteidiger, kostete zwar 50 Millionen Euro, die anderen beiden Neuzugänge in der Abwehr kamen aber ablösefrei nach London.

Thiago Silva, mit 35 Jahren noch immer auf einem hohen Niveau agierend, kam von PSG, der junge Malang Sarr aus Nizza. Wird nun noch ein Torhüter verpflichtet, der den Konkurrenzkampf beleben kann, sind die Planungen abgeschlossen.

FC Chelsea: Noch gibt es Fragezeichen

Doch das heisst nicht, dass es keine Baustellen mehr gibt. Die individuelle Klasse in der Mannschaft wurde erhöht, die Möglichkeiten hinsichtlich der Formationen sind für Frank Lampard nahezu unerschöpflich.

Allerdings ist die Vorbereitung in diesem Sommer besonders kurz, sodass die neuen Spieler sukzessive während des laufenden Spielbetriebs integriert werden müssen.

Zudem stehen zum jetzigen Zeitpunkt noch 37 Spieler im Kader der Blues. Konkurrenz belebt zwar das Geschäft, dennoch ist eine solche Anzahl an Spielern zu hoch.

Zahlreiche Spieler wissen, dass sie keine grosse Rolle spielen werden und die Unzufriedenheit kann sich negativ auf die Stimmung in der gesamten Mannschaft auswirken.

Ein sehr guter Kader ist eine hervorragende Voraussetzung für Erfolg. Es geht aber nicht nur darum, auf jeder Position sehr gut besetzt zu sein. Chelsea ist eines der spannendsten Projekte im Weltfussball, will national wie international angreifen, benötigt dabei aber auch Zeit.

Verstehen die Verantwortlichen, dass der Weg zum Erfolg ein langwieriger Prozess ist, dann steht Chelsea möglicherweise eine grosse Zukunft bevor. Mit zwei deutschen Nationalspielern.

Verwendete Quellen:

  • Transfermarkt: FC Chelsea - Alle Transfers 2020/21
  • Het Laatste Nieuws: Hazard kost Real Madrid tot 160 miljoen euro
  • Real Total: Hazard könnte Real Madrid wohl bis zu 160 Millionen Euro kosten
  • Die Zeit: Chelsea darf keine neuen Spieler verpflichten
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