• Kai Havertz und Timo Werner sind noch nicht so recht bei Chelsea angekommen.
  • Die entscheidende Saisonphase beginnt in Kürze
  • Trainer Frank Lampard sprach beiden zuletzt das Vertrauen aus

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Sie sollten zu den Gesichtern des "neuen Chelsea" werden: Kai Havertz (21) und Timo Werner (24). In der Bundesliga und auch in der Nationalmannschaft hinterliessen beide Offensivspieler in den letzten Jahren bereits einige Duftmarken. Der Sprung in die Premier League, zum FC Chelsea, der im Sommer 2020 einiges veränderte, war aber eine ganz neue Herausforderung.

Die englische Presse ist bekannt dafür, dass die mit Spielern nicht sanft umgeht. Spielt ein teurer Neuzugang nicht prompt die Sterne vom Himmel, wird dieser hinterfragt. Zugegeben, eine dominante Rolle spielen die beiden deutschen Nationalspieler im Trikot der Blues noch nicht, auch wenn die Statistiken gar nicht so schlecht sind. Fünf Tore und sechs Vorlagen bei 22 Einsätzen kann Havertz vorweisen, Werner steht bei neun Toren und sechs Torvorlagen in 25 Pflichtspielen für Chelsea.

Havertz und Werner bei Chelsea: Es läuft nicht alles nach Plan

Der reine Blick auf die Statistiken liesse also vermuten, dass beide ganz gut in die neue Saison gestartet sind. Das ist allerdings nur ein Teil der Wahrheit. Havertz, im offensiven Mittelfeld zu Hause, leistete sich einige Ungenauigkeiten im letzten Drittel, traf mehrfach falsche Entscheidungen. Und Stürmer Werner fiel dadurch auf, dass er eine längere Durststrecke hatte und zahlreiche Grosschancen ausliess. Zuweilen schoss der Ex-Leipziger den Ball aus sehr günstigen Einschusspositionen und aus kurzer Distanz deutlich am Tor vorbei.

Die individuelle Klasse, um sich bei Chelsea und generell in der Premier League durchzusetzen, haben beide Spieler definitiv. Frank Lampard, Trainer der Blues, mahnte zuletzt zur Geduld. "Er bekommt viele Chancen und er wird viele Tore für uns schiessen", teilte er in Bezug auf Werner mit. Auch Havertz verteidigte der Trainer: "Er hat das Land gewechselt und die Vorbereitung verpasst. Das ist nicht förderlich, für keinen Spieler, egal in welcher Liga. Und als er in Form kam, hat er sich mit dem Coronavirus infiziert." Dennoch ist klar, dass die entscheidende Saisonphase immer näher rückt. Und damit endet auch die Schonfrist für Havertz und Werner.

Der Faktor Premier League und die unklare Systemfrage

Doch wo genau liegen die Gründe für die Anlaufprobleme bei Havertz und Werner? Eine Rolle spielen das neue Umfeld und die neue Liga. Die Intensität in der Premier League ist enorm hoch, in jedem Spiel muss an die Leistungsgrenze gegangen werden. In Verbindung mit der hohen Belastung am Ende der Vorsaison und einer nahezu nicht vorhandenen Vorbereitung verlängert sich die in der Premier League ohnehin schon lange Akklimatisierungsphase automatisch. Ähnliche Probleme sind bei Spielern anderer Klubs ebenfalls zu beobachten.

Neben dem "Faktor Premier League" ist auch die Art und Weise, wie Chelsea bisher Fussball spielt, dafür verantwortlich, dass die Neuzugänge noch Probleme haben. Kritik an Trainer Lampard wurde zuletzt laut, da es ihm nicht gelang, ein System zu implementieren, in dem sich die Schlüsselspieler wohl fühlen. Havertz, der sich im Offensivzentrum als eine Art hängende Spitze sehr wohl fühlt, spielte mitunter auf der Aussenbahn oder deutlich tiefer als gewohnt. Dadurch konnte er sein Stärken nicht ausspielen. Werner hingegen machte seine besten Spiele im Sturmzentrum, teilweise auch mit einem Sturmpartner neben sich. In der laufenden Saison spielte der 24-Jährige aber fast doppelt so häufig auf der Aussenbahn, auch das ist nicht ideal.

Die perfekte Balance im Spiel der Blues fehlt in dieser Saison bisher. Das befürchteten viele Kritiker schon im Sommer, als rund 250 Millionen Euro ausgegeben wurden, unter anderem für Hakim Ziyech, Edouard Mendy oder Ben Chilwell. Der Kader ist gut, ihm fehlt aber die Homogenität. Und Lampard ist nicht in der Lage, diese auf dem Feld herzustellen, zumindest nicht regelmässig. Solange das der Fall ist, bleibt es für die Neuzugänge aus der Bundesliga schwer, sich zurecht zu finden.

Chelsea: Auch Antonio Rüdiger hat Probleme

Doch Havertz und Werner sind nicht die einzigen deutschen Nationalspieler, die bei Chelsea unter Vertrag stehen. Im Vergleich zu den beiden Neuzugängen sind es bei Antonio Rüdiger aber nicht schwankende Leistungen, sondern die Einsatzzeiten selbst, die ein Problem darstellen. Der 27-Jährige Innenverteidiger stand siebenmal auf dem Platz, absolvierte rund 560 Pflichtspielminuten. Das ist alles andere als zufriedenstellend, insbesondere aufgrund der bevorstehenden Europameisterschaft. Gerüchte um einen Abgang machten immer mal wieder die Runde, konkret wurde das aber nicht. Derzeit sieht alles nach einem Verbleib des Verteidigers aus, zumindest bis zum Sommer. In den kommenden Wochen wird die Belastung zunehmen, die Spiele werden im weiteren Saisonverlauf immer wichtiger. Kai Havertz, Timo Werner und Antonio Rüdiger haben eines gemeinsam: Sie müssen sich steigern und permanent anbieten, um bei Chelsea eine gute Rolle zu spielen.

Verwendete Quellen:

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