Der beste Fussballspieler im Kader des FC Arsenal darf nicht Fussball spielen. Mesut Özil ist bei den Gunners die Nummer zehn im Ruhestand, die Fronten sind komplett verhärtet. Aber warum eigentlich?

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Die guten Nachrichten findet man derzeit nur noch im Netz. Mesut Özil soll ins Social-Media-Team des AS Rom wechseln, einem der lustigeren Accounts da draussen, der sich selbst nicht immer ganz ernst nimmt. Özil - oder besser dessen Berater in den sozialen Netzwerken - stieg auf den Vorschlag ein, es entwickelte sich ein recht amüsantes Hin und Her. Gewechselt ist er natürlich nicht.

Özil engagiert sich viel ausserhalb des Fussballs

Oder die Geschichte mit Marcus Rashford und dessen Engagement für Schulkinder in England. Der Star von Manchester United zieht seine "school meals campaign" trotz einiger Widerstände einfach durch, versorgt Schulküchen auf eigene Kosten mit gesundem Essen. Özil hing sich in den letzten Tagen mit dran, unterstützte die Whitings Hill High School. Eine Woche lang speisten 70 Kinder auf Özils Kosten.

Und dann am Montagabend diese Meldung aus den USA: Özil investiert in das kalifornische Unternehmen "Class 5 Global", das aggressiv in Startup-Firmen investiert – mit dem Geld von zahlreichen Sportstars wie Serena Williams, David Beckham, den NBA-Stars Carmelo Anthony und Kevin Durant. Und nun auch Mesut Özil. Der wolle sich auf die Zeit nach seiner Karriere vorbereiten und bestmöglich aufstellen. Weil derzeit "bin ich ja schliesslich noch ein aktiver Spieler", erklärt er laut "bloomberg.com" in einem Statement. Und genau an diesem Punkt kommt der FC Arsenal ins Spiel.

20 Millionen Euro fürs Nichtstun

Die Gunners sind Özils Arbeitgeber. Aber sie geben ihm keine Arbeit, zumindest nicht auf dem Platz. Sein letztes Premier-League-Spiel ist jetzt fast acht Monate her, Anfang März durfte Özil beim 1:0-Sieg im kleinen Derby gegen West Ham United noch mittun. Danach folgten eine Rückenverletzung, ein ungewisser Sommer und Mitte Oktober dann die offizielle Bestätigung: Arsenal meldete Özil nicht für seinen 25-Mann-Kader an die Premier League.

Der Weltmeister als Privatier, ausreichend alimentiert von seinem Klub. Özils Vertrag in Nord-London läuft noch bis 30. Juni 2021. Den Kontrakt, der ihm seither ein Jahresgehalt von rund 20 Millionen Euro garantiert, hatte Özil im Winter 2018 verlängert, als alles noch in bester Ordnung war. Vor den ganzen Krisen, die darauf folgen und sein fussballerisches Leben immer noch weiter aus der Bahn werfen sollten.

Für Arsenal entpuppte sich die sündteure Verlängerung in Nachgang betrachtet schon bald als grosses Problem. Özils üppiges Gehalt brannte ein Loch in die immer noch leerer werdenden Kassen, das Geld rann den Gunners von da an nur noch so durch die Finger.

Arsenal bekommt den Spieler nicht los

Durch die mittlerweile vier verpassten Teilnahmen an der Champions League in Folge wurde die Situation immer dramatischer. Özil als bestbezahlter Spieler im Klub wurde vom Heilsbringer zum Klotz am Bein. Arsene Wenger hatte die Özil-Verlängerung damals noch auf die Bahn gebracht, ein paar Monate später war der ewige Franzose dann aber weg.

Mit Wengers Nachfolger Unai Emery gab es immer wieder Streit, der Spanier setzte nur sporadisch auf Özil und dessen Fähigkeiten und schon damals hiess es immer wieder, Emery agiere auf Geheiss von oben, solle Özil das Vergnügen verleiden, damit Arsenal den Spieler endlich von der Gehaltsliste bekäme.

Özil aber blieb, genauso wie er im letzten Sommer blieb, als Arsenal ihn wenigstens verleihen wollte, um einen beträchtlichen Teil seines Gehalts einzusparen. Auf Emery folgte im letzten Spätherbst Mikel Arteta und mit ihm ein zarter Auftrieb für Özil. Spätestens mit der Nichtberücksichtigung in der Premier League und der Europa League für das restliche Kalenderjahr sind die Fronten nun aber klar abgesteckt.

Özil: "Werde weiter für meine Chance kämpfen"

"Als ich 2018 meinen neuen Vertrag unterschrieben habe, habe ich dem Verein, den ich liebe, dem FC Arsenal, meine Loyalität und Treue versprochen, und es macht mich traurig, dass das nicht erwidert wurde", schrieb der frühere deutsche Nationalspieler auf Instagram.

Er werde trotzdem "weiter für meine Chance kämpfen und meine achte Saison bei Arsenal nicht so zu Ende gehen lassen". Die Tür zur Premier League ist aber bis auf Weiteres zu, was bleibt, sind die Pokalwettbewerbe - oder Einsätze bei der U 23 der Gunners.

Özil lehnt Gehaltsverzicht ab

Trainer Arteta führte rein sportliche Gründe für den Verzicht auf einen der besten Fussballer im Kader ins Feld, die Vermutung, dass Arsenal seinen Topverdiener aber einfach kaltstellen und damit - endlich - zu einem Abgang drängen will, liegt aber nah. Die Spannungen zwischen der Özil-Seite und den Verantwortlichen der Gunners hatten in den letzten Wochen und Monaten noch einmal deutlich zugenommen.

Özils Einlassungen zu den in China unterdrückten Uiguren in den sozialen Netzwerken führten zu einer ersten Konfrontation. Arsenal verdient wie viele andere englische Top-Klubs im Reich der Mitte sehr viel Geld, da stören Statements wie jenes von Özil den reibungslosen Ablauf der Geschäftsbeziehungen. Die im Zuge der Corona-Pandemie geführten Verhandlungen zu einem Gehaltsverzicht der Spieler brach Özil ab mit der Begründung, er wolle zunächst erfahren, wofür das eingesparte Geld genau verwendet werde.

Arsenal liess sich darauf aber nicht festlegen, nur auf die Höhe des Verzichts: Ein Achtel sollte bei jedem Lizenzspieler eingespart werden. Und weil Trainer Arteta es war, der persönlich bei den Spielern vorsprechen und dafür werben musste, auf Teile des Gehalts zu verzichten, stand am Ende der Spanier blöd da: Özils Weigerung, sich am Gehaltsverzicht zu beteiligen, habe Artetas Autorität untergraben.

Es gibt keine Basis mehr

Und dann war da noch Jerry Quy. Der schlüpft seit 26 Jahren in das Kostüm von Klub-Maskottchen Gunnersaurus und unterhält die Fans im Emirates oder früher in Highbury. Als Arsenal Anfang Oktober bekannt gab, Gunnersaurus zu beurlauben - es seien schliesslich gar keine Fans im Stadion, die das Maskottchen bespassen könnte - gab es wütende Proteste nicht nur der Arsenal-Fans. Nach zuvor bereits fast 60 Entlassungen von Mitarbeitern regte sich heftiger Widerstand gegen die Entscheidung, das Maskottchen wurde zu einem Politikum.

Özil ergriff die Gelegenheit und bot öffentlich an, Quys Salär bis zum Saisonende aus eigener Tasche zu finanzieren. Der Hashtag #JusticeForGunnersaurus trendete sofort und Arsenal hatte schon wieder ein Problem, befeuert durch seinen widerspenstigen Spieler. Kleine und grosse Spitzen torpedieren jede Anstrengung, in den letzten Monaten des Anstellungsverhältnisses doch noch einmal zueinander zu finden.

Und so ist Mesut Özil, der den Gunners mit seinem Spiel grundsätzlich immer würde weiterhelfen können, jetzt schon in den vorzeitigen Ruhestand getreten. Ein Comeback scheint derzeit ausgeschlossen.

Verwendete Quellen:

  • bloomberg.com: Mesut Ozil Looks Beyond Soccer With Move Into Venture Capital
  • Instagram-Account von Mezut Özil
  • Twitter-Account von Mesut Özil

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