• Der Chelsea-Verkauf geriet in den vergangenen Tagen ins Stocken.
  • Roman Abramowitch akzeptiert anscheinend Bedingungen der britischen Regierung nicht.
  • Im schlimmsten Fall droht dem Klub nun die Handlungsunfähigkeit.

Mehr Fussballthemen finden Sie hier

Sollen die letzten Wochen des FC Chelsea in einem Wort beschrieben werden, dann wäre dieses Wort wohl "turbulent". Nach dem Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine beschloss die britische Regierung Sanktionen gegen Oligarchen, darunter auch Klubeigentümer Roman Abramowitch. Dieser durfte kein Geld mehr verdienen, Fanshops wurden geschlossen, Spielerkäufe sowie -verkäufe, bei denen Abramowitch in irgendeiner Form profitieren kann, verboten. Die Handlungsfähigkeit des Klubs um Trainer Thomas Tuchel und die Profis Antonio Rüdiger, Kai Havertz und Timo Werner war stark eingeschränkt, ein neuer Eigentümer musste her.

Viele Kandidaten für den Chelsea-Kauf

Das erkannte auch Abramowitch und formulierte ein Statement. Er teilte mit, dass er nicht vom Verkauf profitieren will, Einnahmen für wohltätige Zwecke gespendet werden sollen. Einen Käufer zu finden gestaltete sich aber nicht gerade einfach, das Gesamtvolumen, das aufgebracht werden muss, beträgt nämlich rund fünf Milliarden Euro. Trotzdem kristallisierten sich frühzeitig einige Kandidaten heraus, die über die nötigen finanziellen Mittel verfügen.

Den Zuschlag erhielt schon am 7. Mai ein Konsortium unter der Leitung von Todd Boehly, einem US-amerikanischen Unternehmer, der unter anderem Vorsitzender der Holdinggesellschaft Eldridge Industries ist. Offiziell abgewickelt ist der Deal aber bis heute nicht, denn sowohl die Premier League als auch die britische Regierung müssen den Verkauf genehmigen und die Struktur des Deals mit Verkäufer und Käufer abstimmen.

Chelsea: Probleme beim Verkauf des Klubs

Nach der Klubmitteilung vor einigen Tagen deutete vieles darauf hin, dass zwar noch Papierkram zu erledigen ist, die Dinge aber ihren Lauf nehmen. Es musste sichergestellt werden, dass Abramowitch kein Geld beim Verkauf verdient. Gerüchten, er fordere die 1,6 Milliarden Pfund, die er in den Klub investiert hat, wieder zurück, nahm er mit zwei Pressemitteilungen selbst den Wind aus den Segeln. Dennoch herrschen nun grosse Probleme, wie Regierungsquellen seriösen englischen Medien wie der Times und dem Telegraph verraten haben.

Als Frist für die Abwicklung des Verkaufs wurde der 31. Mai festgesetzt. Bis dahin ist zwar noch etwas Zeit, aber aktuell deuten die Berichte aus England darauf hin, dass Abramowitch sich weigert, die Verkaufsstruktur, die die Regierung vorschlägt, zu akzeptieren. Eine Quelle aus jener Regierung teilte sogar mit, man sei "sehr besorgt", dass es zu einer erheblichen Verzögerung kommt. Mit einer Verlängerung der Frist ist nicht zu rechnen.

Bevorzugte Struktur könnte Sanktionen brechen

Gegenwärtig sind die Gespräche festgefahren, wodurch der Verkauf auch noch komplett platzen kann. Doch warum ist das so? Innerhalb der Regierung herrscht die Meinung, es gebe Widersprüche in den Behauptungen um die Eigentumsverhältnisse von Camberley International, der Offshore-Firma, die Abramowitch nutzte, um Gelder an Chelsea zu leiten. Demnach soll Chelsea auf Anfrage nicht sagen können, wem diese Firma gehöre und die Regierung sei nicht in der Lage, diese Firma zu kontaktieren. Der Verdacht ist nun, dass Camberley International eine Tochtergesellschaft eines Treuhandfonds ist, der den Kindern von Abramowitch gehört.

Brisant ist, dass Chelsea verlangt, dass die Darlehenssumme, also die 1,6 Milliarden Pfund, die Abramowitch den "Blues" lieh, über Camberley in eine gemeinnützige Stiftung eingezahlt wird. Laut den Ministern der britischen Regierung wird dadurch aber eine rote Linie überschritten, bei der nicht ausgeschlossen werden kann, dass die Sanktionen gebrochen werden. Was kompliziert klingt, ist einfach zu erklären. Die aktuell seitens Abramowitch gewünschten Bedingungen sind für die Regierung nicht erfüllbar, weil nicht garantiert werden kann, dass die Familie des Oligarchen nicht doch begünstigt wird.

Lässt Abramowitch Chelsea fallen?

Hinter den Kulissen sollen die Fronten jedenfalls verhärtet sein. Eine Einigung ist aktuell noch nicht in Sicht, die Deadline steht. Die Szenarien sind klar: Entweder Abramowitch lenkt ein, es gibt einen Kompromiss, der "legal" ist oder die Regierung könnte den Verkauf mit Ablauf der Frist stoppen. Dass die Liga selbst einem Verkauf unter den aktuellen Bedingungen wohl zustimmen würde, hilft den "Blues" dabei nicht wirklich weiter. "In der Regierung gibt es ernsthafte Bedenken, dass der Deal scheitern könnte und dass Roman Abramowitch letztendlich bereit ist, Chelsea untergehen zu lassen", wird eine Regierungsquelle im Times-Artikel zitiert.

Tritt der Worst Case ein, dann ist der FC Chelsea in seiner aktuellen Form Geschichte. Der Klub wäre absolut handlungsunfähig, möglicherweise könnten Spieler zum Spottpreis verkauft oder gar ablösefrei abgegeben werden. Die sportliche Zukunft von Trainer Tuchel sowie den Spielern stünde zur Debatte, zumal sich der Klub nicht einmal die Fixkosten für die Saison würde leisten können. Dieses Szenario wollen die Verantwortlichen mit allen Mitteln abwenden.

Verwendete Quellen:

  • Chelsea - Statement zum Verkauf
  • The Times: Chelsea takeover: Government accuses Roman Abramovich of putting club’s future in doubt
  • Telegraph: Roman Abramovich could let Chelsea 'go under' in dispute over £1.6bn loan, Government believes
JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.