Rúben Amorim wird als möglicher Nachfolger von Jürgen Klopp beim FC Liverpool gehandelt. In Europa ist der Portugiese noch weitgehend unbekannt – vor allem der Start seiner Trainerkarriere verlief holprig.

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Die Nachricht sorgte Ende Januar für ein regelrechtes Beben in der Fussballwelt: Nach neun Jahren wird Jürgen Klopp den FC Liverpool zum Saisonende verlassen.

Seitdem wird beständig über seinen Nachfolger spekuliert, nun sollen die "Reds" einen geeigneten Kandidaten gefunden haben.

Rúben Amorim und Liverpool sollen sich bereits einig sein

Rúben Amorim
Rúben Amorim könnte auf Jürgen Klopp als Trainer des FC Liverpool folgen. Aktuell trainiert der Portugiese noch Sporting Lissabon – und befindet sich mit der Mannschaft auf Meisterkurs. © IMAGO/Sports Press Photo/João Bravo

Denn wie unter anderem Sky am Dienstag berichtete, sollen sich der englische Top-Klub und Rúben Amorim auf eine Zusammenarbeit ab Sommer geeinigt haben. Demnach soll der Portugiese einen Dreijahres-Vertrag an der Anfield Road unterschreiben.

Im Vergleich zu den anderen gehandelten Trainer-Kandidaten ist Amorim noch weitgehend unbekannt. Zeit, sich den potenziellen Klopp-Nachfolger einmal genauer anzusehen.

Amorim ist mit 39 Jahren ein vergleichsweise junger Trainer. Als Spieler war er hauptsächlich in Portugal aktiv: Von 2008 bis 2017 spielte er für Benfica Lissabon, jeweils unterbrochen durch eine halb- bzw. einjährige Leihe zum portugiesischen Erstligisten SC Braga und dem katarischen Klub Al-Wakrah SC. Zudem lief er 14 Mal für die Nationalmannschaft Portugals auf und kam bei der WM 2010 sogar zu einem Kurzeinsatz.

2017 beendete Amorim seine Spielerkarriere, dem Fussball blieb er allerdings nicht lange fern. Bereits rund ein Jahr später heuerte er als Trainer beim damaligen Drittligisten Casa Pia AC an. Doch der Start seiner Trainerkarriere verlief für Amorim alles andere als erfreulich.

Zum Start von Amorims Trainerkarriere drohte eine Sperre

Im Januar 2019 wurden dem Klub sechs Punkte abgezogen, zudem wurde Amorim für zwölf Monate gesperrt. Der Grund: Der Coach hatte noch keine gültige Trainerlizenz vorzuweisen. Die Sperre hatte jedoch keinen Bestand, wenig später wurde sie wieder aufgehoben. Dennoch erklärte Amorim seinen Rücktritt bei Casa Pia.

Einige Monate später hatte Amorim dann die nächste Anstellung – diesmal bei Sporting Braga, wo er zunächst die zweite Mannschaft betreute. Nach der Entlassung von Ricardo Sá Pinto im Dezember wurde Amorim zum Cheftrainer der ersten Mannschaft befördert.

Lange blieb er dort jedoch nicht Trainer, durch starke Leistungen machte er auf sich aufmerksam. So gewann er nach der Übernahme beispielsweise den Ligapokal mit Braga, zudem blieb er in der Liga bis Anfang März in neun Spielen ungeschlagen.

Sporting zahlte zehn Millionen Euro für Amorim

Der portugiesische Top-Klub Sporting Lissabon schlug im März schliesslich zu und machte von einer entsprechenden Ausstiegsklausel in Amorims Vertrag Gebrauch. Zehn Millionen Euro Ablöse liess sich der Verein die Dienste des jungen Trainers kosten. Eine Investition, die sich bereits wenig später auszahlen sollte. Denn in seiner ersten vollen Saison bei Sporting (2020/21) führte er das Team, wie schon Braga, zum Ligapokal. Hinzu kam am Saisonende der erste Meistertitel seit 2002. Die lange Titel-Durststrecke des einstigen Ronaldo-Klubs war beendet – dank Amorim.

Doch auch bei Sporting drohte dem Trainer eine Sperre: Im März 2021 teilte der Verein mit, dass die Ausbildungskommission der portugiesischen Liga Klage gegen Klub und Trainer eingereicht habe. Der Grund: Sporting wurde vorgeworfen, bei der Registrierung Amorims betrogen zu haben. Denn der Coach wurde zunächst als Assistenztrainer registriert, da ihm die für den Cheftrainer-Posten nötigen Lizenzen fehlten. Sporting wehrte sich gegen die Klage, die drohende ein- bis sechsjährige Strafe Amorims konnte abgewendet werden.

Auch in dieser Saison läuft es gut für Sporting und den 39-Jährigen: In der Liga steht der Klub mit vier Punkten Vorsprung vor Dauerrivale Benfica an der Tabellenspitze und auch im Pokal steht das Team im Finale.

"Ich werde Sporting verlassen, wenn wir keine Titel gewinnen. Das war von Anfang an sehr klar."

Sporting-Trainer Rúben Amorim

Was Amorim auszeichnet, ist vor allem seine kommunikative Art: Auf Pressekonferenzen gibt er transparente und ehrliche Antworten auf jede Frage, glänzt dabei mit Authentizität. Auch bei den Spielern soll die offene Art des Trainers gut ankommen. Vom Typ her ähnelt Amorim Liverpool-Coach Klopp also schonmal.

Ein Beispiel für die offensive Kommunikation lieferte Amorim erst kürzlich: Als er auf einer Pressekonferenz auf seine Zukunft angesprochen wurde, liess er diese offen. "Ich werde Sporting verlassen, wenn wir keine Titel gewinnen. Das war von Anfang an sehr klar", sagte Amorim unter anderem. Einen Sporting-Verbleib könne er auch trotz noch möglicher Titel "nicht garantieren".

Amorim setzt in der Abwehr auf eine Dreierkette

Taktisch verfolgt der Portugiese jedoch einen anderen Ansatz als Klopp: Amorim spielt fast ausschliesslich im 3-4-3-System. Die beiden Flügelspieler im Angriff ziehen sich dabei auch immer wieder in die Mitte hinter den Stürmer zurück, die beiden Aussenspieler im Mittelfeld rücken dann gegebenenfalls nach vorne. Für die Gegner wird Sporting dadurch deutlich unberechenbarer.

Vor allem die Defensive dürfte der wohl grösste Unterschied zu Klopps Taktik bei Liverpool sein. Der Deutsche spielt bei den "Reds" mit einer klassischen Viererkette. Heuert Amorim also tatsächlich beim Premier-League-Klub an und möchte er seine Formation beibehalten, müsste er in der Abwehr also an einigen Stellschrauben drehen. Ansonsten ähnelt sich das Vorgehen beider Trainer: Sowohl Amorim als auch Klopp lassen teils furiosen Offensivfussball mit schnellen Ballstafetten spielen.

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Möglicher Klopp-Nachfolger war wohl auch beim FC Bayern im Gespräch

Amorims Vertrag in Lissabon läuft noch bis 2026, doch wie der britische "Telegraph" berichtet, soll der 39-Jährige eine Ausstiegsklausel in Höhe von 15 Millionen Euro in seinem Arbeitspapier verankert haben. Gut möglich, dass Liverpool diese Klausel ziehen wird. Laut Sky soll der Portugiese auch beim FC Bayern im Gespräch, aber kein allzu heisser Kandidat gewesen sein.

Noch ist Amorim, im Vergleich zu vielen anderen Trainer-Kollegen, ein weitgehend unbeschriebenes Blatt in Europa. Spätestens mit seinem möglichen Engagement als Klopp-Nachfolger im Sommer dürfte sich das jedoch schlagartig ändern.

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