Gute Nachricht für die Familie von Quido Lanzaat: Der ehemalige Bundesliga-Profi war fünf Tage lang bei der niederländischen Polizei als vermisst gemeldet und ist nun wieder aufgetaucht. Ab wann gilt man eigentlich in Deutschland als vermisst und wie fahndet die Polizei nach der Person?

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Quido Lanzaat fuhr vergangenen Freitag mit einem Auto von den Niederlanden in die Schweiz. Dort kam er aber nie an. Sein Bruder Tycho startete deswegen eine Suchaktion auf Facebook. Nun hat sich Quido Lanzaat wieder gemeldet. "Wir freuen uns, Euch informieren zu können, dass wir Kontakt mit meinem Bruder Quido Lanzaat hatten und er am Leben ist", postete Tycho Lanzaat auf dem sozialen Netzwerk. Die Gründe des Verschwindens seines Bruders nannte er nicht.

Fünf Tage lang war der ehemalige Bundesliga-Profi (unter anderem bei 1860 München) der niederländischen Polizei als vermisst gemeldet. Doch ab wann gilt eine Person aus polizeilicher Sicht als vermisst? In Deutschland befasst sich das Bundeskriminalamt (BKA) mit Vermisstenfällen.

"Gefahr für Leib und Leben" muss gegeben sein

Das BKA leitet laut seinen offiziellen Statuten erst eine Fahndung ein, wenn drei Kriterien zutreffen. Die Person muss ihren "gewohnten Lebenskreis" verlassen haben sowie der derzeitige Aufenthalt unbekannt sein. Dies war auch bei Quido Lanzaat der Fall. Ausserdem muss für die Person eine "Gefahr für Leib und Leben" bestehen – zum Beispiel, wenn angenommen wird, dass die Person Opfer einer Straftat oder eines Unfalls wurde sowie die Gefahr eines Suizids besteht.

Diese Kriterien zu befolgen, stellt sich oft als schwierig heraus. Schliesslich darf jeder Erwachsene frei entscheiden, wo er sich aufhält und muss das auch nicht seiner Familie mitteilen. Im Gegensatz zu Kindern: Minderjährige dürfen laut BKA "ihren Aufenthaltsort nicht frei bestimmen". Die Polizei geht grundsätzlich von einer Gefahr für Leib und Leben des Kindes aus, wenn es seinen "gewohnten Lebensbereich" verlassen und der Aufenthaltsort den Sorgeberechtigten nicht bekannt ist.

Die Vermisstenmeldung des ehemaligen Fussballers durch die niederländischen Behörden ist jedoch nachvollziehbar, sagt ein Sprecher des Polizeipräsidiums München, Wolfgang Behr, unserem Portal. Ob bei Qudio Lanzaat Gefahr für Leib und Leben bestand, ist zwar nicht bekannt: "Hier schaltet sich der gesunde Menschenverstand ein, wenn die Person so etwas noch nie zuvor gemacht hat und auch die Familie auf ihn wartet", erklärt Behr.

BKA telefoniert Krankenhäuser ab

Das BKA in Deutschland schreibt in solch einem Fall unter anderem eine Fahndung nach dem Auto aus, um möglichst viele Informationen zu sammeln. Wann ist die Person losgefahren? In welchem Umkreis könnte sie sich derzeit aufhalten? Hat sie jemand gesehen? Ausserdem telefoniert das BKA sämtliche Krankenhäuser im mutmasslichen Umkreis der Person ab. Es könnte sein, dass der Vermisste nicht bei Bewusstsein und ohne Ausweispapiere unterwegs ist, so Polizeisprecher Wolfgang Behr.

Sollten die Ermittler die vermisste Person finden, darf das BKA ohne ihr Einverständnis die Familie nicht über den Aufenthaltsort informieren. In diesem Fall darf die Polizei der Familie nur bestätigen, dass sie gefunden wurde. Kinder werden hingegen in staatliche Obhut genommen, bis deren sichere Rückkehr möglich ist.

Täglich werden in Deutschland rund 250 bis 300 Vermissten-Fahndungen erfasst und auch gelöscht. Etwa 50 Prozent der Fälle erledigen sich innerhalb einer Woche, innerhalb eines Monats rund 80 Prozent. Nur rund drei Prozent der Personen sind länger als ein Jahr vermisst. Sollte ein Fall nicht aufgeklärt werden, bleibt die Fahndung bis zu 30 Jahre bestehen.

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