RB Leipzig und der FC Heidenheim mischen die 2. Liga auf. Die Red-Bull-Dependance und der Dorfklub von der Ostalb haben in sportlicher Hinsicht sogar einige Dinge gemeinsam. Grundsätzlich trennen beide Klubs aber dennoch Welten.

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RB Leipzig, das korrekt ausgeschrieben als RasenBallsport Leipzig firmiert, aber auch im Vereinsnamen nichts anderes transportieren soll als die Initialen des Klubunternehmens Red Bull, befeuert die Ängste der Fans vor noch mehr Kommerz, Plastik und Reissbrett in ihrem geliebten Sport.

Es gibt gute Gründe, RB Leipzig kritisch gegenüberzustehen. Die kaum basisdemokratische Vereinsstruktur etwa, der Mitgliedsbeitrag von horrenden 800 Euro pro Jahr, der den normalen Fan eben genau davon abhält: Mitglied zu werden und mitbestimmen zu können. Zumal der Klub sich vorbehält, jeden Antrag zu prüfen und gegebenenfalls abzulehnen.

Leipzig hat Geld, im Grunde sogar jede Menge davon. Im Prinzip könnten sich Sportdirektor Ralf Rangnick und Trainer Alexander Zorniger da einen Kader zusammenbasteln, der die Mannschaft alleine schon auf Grund der prominenten Namen zum Topfavoriten in der 2. Liga macht. Rangnick ist aber schlau genug zu wissen, dass Geld alleine nicht ausreicht.

Es bedarf tiefgreifender Konzepte, um den Durchmarsch von der 4. in die 1. Liga zu verwirklichen. RB Leipzig hat beides: Ideen und das nötige Kleingeld. Und deshalb dürfte der Weg zum Aufstieg in die Bundesliga in dieser Saison nur über den Neuling gehen. Dass mit dem FC Heidenheim ein zweiter Aufsteiger für mächtigen Wirbel sorgt, war für die meisten Beobachter nicht zu erwarten. Schaut man sich aber die Arbeit in der schwäbischen Provinz genauer an, kommen die Ergebnisse bisher gar nicht überraschend.

Es gibt sogar einige Parallelen zwischen Leipzig und Heidenheim: Die Macher sind schon länger im Amt, in Heidenheim arbeiten Geschäftsführer Holger Sanwald und Trainer Ralf Schmidt sogar schon seit sieben Jahren zusammen. Die Mannschaft ist wie von Leipzig nicht gespickt mit vermeintlichen Stars, sondern im Grunde immer noch der Aufstiegskader der letzten Saison, der allenfalls in der Breite punktuell verstärkt wurde.

Leipzig setzt wie Heidenheim vornehmlich auf Spieler mit deutschem Pass. Lediglich sieben von 27 Spielern im Kader haben keine deutsche Staatsangehörigkeit. Bei Heidenheim ist es sogar nur ein Spieler von 24. Und beide Mannschaften verfolgen eine klare taktische Ausrichtung: Mutig im Pressing, schnell im Umkehrspiel, schnörkellos im Abschluss.

Der grosse Unterschied besteht in der Art, wie die Klubs ihre Gelder erwirtschaften. Heidenheim setzt im Vergleich zum Mäzentum Leipzigs auf ein flächendeckendes Sponsoring aus hauptsächlich ortsansässigen mittelständischen Unternehmen, die die lediglich zwei grossen Sponsoren aus der Stadt unterstützen. Das ist nicht spektakulär und lässt auch keine grossen Sprünge zu. Aber es ist ein grundsolides Konzept.

Auf der Ostalb träumt niemand von der Bundesliga, was den Klub in seiner Zielsetzung elementar von Leipzig unterscheidet. Seit Übernahme des Spielrechts von RB Leipzigs Vorgängerklub SSV Markranstädt gibt es nur das eine Ziel, die Bundesliga. Red-Bull-Boss Dietmar Mateschitz hat sogar die Champions League als Ziel formuliert.

Auch die deutsche Meisterschaft hält der Österreicher für machbar. "Wenn wir das nicht irgendwann einmal wollten, sollten wir den Fussball besser an den Nagel hängen." Bis dahin dürfte es aber selbst für die gut alimentierten Leipziger noch ein weiter Weg sein.

Das Alleinstellungsmerkmal "Geld" greift in der 2. Liga noch besonders gut. Im Teich der ganz grossen Fische müsste sich aber auch RB Leipzig erstmal freischwimmen. Auf mittelfristige Sicht kann Leipzig aber sogar für Klubs wie Bayern, Dortmund oder Leverkusen gefährlich werden. Anders lassen sich die Aussagen von Karl-Heinz Rummenigge oder Hans-Joachim Watzke kaum interpretieren.

Wenn dann noch ein sportlich tragfähiges Konzept greift und von den entsprechenden Leuten umgesetzt wird, darf Leipzig getrost als schlafender Riese deklariert werden. Nicht umsonst halten sich auch hartnäckig die Gerüchte, der allseits umworbene Thomas Tuchel könnte nach seiner Auszeit in Leipzig anheuern. Und nicht umsonst konnte der Klub am Montag Sponsorenverträge mit Weltmarken wie "Volkswagen" und "Porsche" bekanntgeben.

Die Zeit des sinnlosen Prassens ist in Leipzig jedenfalls lange vorbei. Gross investiert wurde zuletzt vor allen Dingen in ein imposantes Nachwuchsleistungszentrum, angeblich an die 40 Millionen Euro. Angreifbar macht sich der Klub derzeit vor allen Dingen hinter den Kulissen: RB ködert nunmehr verstärkt nach Jugendlichen im gesamten Bundesgebiet. Und das nicht gerade zimperlich.

Es gab schon böse Beschwerden darüber, dass die Jugendlichen mit gut dotierten Verträgen nach Leipzig gelockt würden. "Das ist Guerilla-Taktik. Die gehen direkt an die Spieler ran und bieten so viel Geld, dass es schwer ist, nein zu sagen. Wegen der guten Luft geht bestimmt keiner dorthin", schimpfte Eintracht Frankfurts Boss Peter Fischer, nachdem ihm im Sommer zwei Jugendspieler von Leipzig abgeworben wurden.

Das bekräftigt die Gegner von RB Leipzig in ihrer Meinung. Für Traditionalisten ist der Klub ein reines Marketingkonstrukt. Und kein anderer Klub in Deutschland hätte sonst in fünf Jahren an die 100 Millionen Euro investieren können. So viel der FC Heidenheim auch auf der sportlichen Ebene mit Leipzig gemein hat - hier sind beide Klubs Lichtjahre voneinander entfernt.

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