Den Fussballerinnen des VfL Wolfsburg stehen entscheidende Tage bevor. In der Champions League treten die Wölfinnen am Mittwoch bei Paris Saint-Germain an, am Samstag reisen sie zum Bundesliga-Spitzenspiel beim FC Bayern München. Im Interview mit unserer Redaktion spricht Stürmerin Rebecka Blomqvist über das Duell mit PSG, die Rivalität mit Bayern und die Entwicklung des Frauenfussballs.

Ein Interview

Rebecka Blomqvist, im Viertelfinale der Champions League trifft der VfL Wolfsburg am Mittwoch auf Paris Saint-Germain. Wie stark schätzen Sie PSG ein?

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Rebecka Blomqvist: Wir haben die Auslosung mit der Mannschaft zusammen angeschaut. Uns konnten drei schwere Gegner zugelost werden, mit Paris haben wir eine sehr starke Mannschaft erwischt. Ich habe einige Spiele von PSG geschaut, aber noch nicht sehr viele, weil wir uns zunächst auf das Spiel in der Bundesliga gegen Turbine Potsdam am Freitagabend konzentrieren mussten. Danach werden wir uns noch mehr Videos anschauen. Aber Paris ist natürlich eine sehr starke, schnelle Mannschaft. Vor allem im Spiel nach vorne.

Wie schätzen Sie die Chancen ein, das Halbfinale zu erreichen?

Ich denke, wir haben gute Chancen. Wir haben auch eine starke Mannschaft. Es werden schwere Spiele, aber unser Ziel ist es natürlich, ins Halbfinale einzuziehen.

Wolfsburgs Titelchancen

Der VfL Wolfsburg konnte die Champions League zuletzt 2014 gewinnen. Kann es diese Saison wieder klappen?

Der Frauenfussball entwickelt sich schnell, es gibt eine Menge Teams, die den Titel gewinnen können. Jedes Spiel wird schwer werden. Schon die Gruppenphase hat gezeigt, dass es viele Mannschaften gibt, die sich Hoffnungen auf den Titel machen dürfen. Das ist eine gute Sache. Wir wollen eines dieser Teams sein. Und ich denke, wir haben eine gute Chance.

In der Bundesliga gibt es nach der überraschenden Niederlage des VfL Wolfsburg gegen Hoffenheim am 13. Spieltag plötzlich wieder viel mehr Spannung. Was waren die Gründe für die Niederlage nach zuvor 23 Siegen in Folge in der Bundesliga?

Das war natürlich eine Enttäuschung. Wir haben einfach nicht gut gespielt. Wir waren nicht so im Spiel, wie wir uns das vorstellen und wie das normalerweise der Fall ist. Und Hoffenheim ist eine gute Mannschaft, sie haben das ausgenutzt. Aber wir haben sie auch ins Spiel kommen lassen. Es war einfach kein guter Tag. Das müssen wir uns selbst zuschreiben. Aber wir haben eine gute Reaktion gezeigt und 4:1 in Leverkusen gewonnen. Wir haben nach wie vor alles selbst in der Hand.

Der FC Bayern hat den Ausrutscher ausgenutzt und liegt jetzt nur noch zwei Punkte hinter Wolfsburg. Wie fühlt sich das an?

Es ist ja schon seit Jahren ein enges Rennen. Wir haben noch das Spiel in München vor uns und wie gesagt alles in der eigenen Hand. Und das mögen wir.

Wolfsburg steht vor schweren Wochen

Wolfsburg spielt am Mittwochabend in der Champions League in Paris und am Samstag in München das Spitzenspiel in der Bundesliga. Die Bayern-Frauen spielen bereits am Dienstag in der Allianz Arena gegen Arsenal und haben am Samstag ebenfalls ein Heimspiel. Ist es ein grosser Nachteil, zwei so wichtige Spiele innerhalb von vier Tagen auswärts spielen zu müssen?

Nein, das würde ich nicht sagen. Natürlich ist es uns immer lieber, zuhause zu spielen. Jetzt müssen eben erst in Paris und dann in München spielen. Aber wie ich meine Mannschaft kenne, werden wir das sehr gut hinbekommen. Sicherlich liegen die Spiele sehr dicht beieinander. Aber bei einer Welt- oder Europameisterschaft ist das auch nicht anders. Ich denke, wir sind darauf vorbereitet.

Im DFB-Pokal ergab die Auslosung, dass Wolfsburg im April im Halbfinale ebenfalls beim FC Bayern antreten muss. Vermutlich hätten Sie sich das anders gewünscht …

Natürlich hätten wir gerne zuhause vor unseren eigenen Fans gespielt. Aber unsere Fans begleiten uns, wir werden sicher gute Unterstützung haben. Wir wissen, dass wir auch auswärts unseren besten Fussball zeigen können. Aber klar, wir hätten das Spiel lieber zuhause gespielt.

Rivalität Bayern gegen Wolfsburg

Die Rivalität zwischen dem VfL Wolfsburg und dem FC Bayern ist das grosse Thema im deutschen Frauenfussball in den letzten Jahren. Wie haben Sie diese Rivalität persönlich erlebt?

Schon bevor ich nach Deutschland gekommen bin, wusste ich, dass Wolfsburg und Bayern die beiden besten Teams sind. Man merkt es, wenn man auf dem Platz steht. Aber ich würde sagen, dass es eine gute Rivalität ist, die uns anspornt. Wir wollen um jeden Preis gewinnen. Das ist selbstverständlich in jedem Spiel unser Ziel. Aber gegen Bayern ist es etwas ganz Besonderes.

Als Sie nach Wolfsburg gewechselt sind, haben Sie vor allem als Stürmerin gespielt. Nun werden Sie etwas variabler eingesetzt. Können Sie die Entwicklung zusammenfassen?

Das stimmt. Ich habe in Göteborg und in der Nationalmannschaft meistens als Stürmerin gespielt. In Wolfsburg spielen wir mit einer Spitze, ich komme mehr auf den Flügeln oder auf der Zehn zum Einsatz. Ich kann diese Positionen spielen, auch wenn ich nach wie vor am liebsten als Stürmerin spiele. Aber wo auch immer der Trainer mich aufstellt, wo auch immer ich dem Team am besten helfen kann, werde ich mein Bestes geben.

"Heim-EM" 2025 möglich

Ihr Heimatland Schweden hat sich gemeinsam mit Norwegen, Dänemark und Finnland unter dem Namen "Nordics 2025" für die Ausrichtung der Europameisterschaft 2025 beworben. Was würde es Ihnen bedeuten, das Turnier in Ihrer Heimat zu spielen?

Es wäre ein Traum, der wahr wird. Es wäre sehr, sehr, sehr cool. Als die Europameisterschaft 2013 in Schweden gespielt wurde, war ich noch ein bisschen zu jung. Das jetzt zu erleben, wäre für jede Spielerin ein Traum.

Was spricht für die skandinavische Bewerbung?

Zu unseren Spielen kommen viele Zuschauerinnen und Zuschauer, die Atmosphäre in den skandinavischen Ländern ist familiär, auch zwischen den Ausrichterländern. Das ist eine der schönsten Sachen am Frauenfussball. Wir wollen, dass viele Menschen kommen und an dem Turnier teilhaben. Bei uns in Schweden ist die Stimmung beim Frauenfussball super.

Mit Frankreich, Polen und der Schweiz gibt es starke Konkurrenten. Wie schätzen Sie die Chancen ein, die EM zu bekommen?

Das stimmt, es gibt starke Mitbewerber. Egal, wo das Turnier am Ende landen wird, es wird gut werden. Jedes Land kann darauf aufbauen, was England im vergangenen Sommer mit der Ausrichtung der EM geleistet hat. "Nordics 2025" arbeitet wirklich hart daran, das Turnier zu bekommen. Wir haben auf vielen verschiedenen Wegen gezeigt, dass wir das Turnier unbedingt ausrichten wollen. Und wir wollen beweisen, dass wir die beste Wahl wären.

So wollen die nordischen Staaten die EM holen

Die Entscheidung fällt am 4. April. Was ist für den Endspurt geplant, um die Uefa zu überzeugen?

Wir wollen jedem zeigen, wie sehr wir das Turnier ausrichten wollen. Dass wir gut vorbereitet sind und alles haben, was es für ein erfolgreiches Turnier braucht. Der 4. April ist ausserdem der Geburtstag meines Vaters. Vielleicht ist das ein gutes Zeichen (lacht).

Zunächst mal findet im Sommer die Weltmeisterschaft in Australien und Neuseeland statt. Das Niveau im Frauenfussball ist in den letzten Jahren enorm gestiegen, es gibt immer mehr Spiele auf höchstem Level. Allerdings gibt es auch wenig Pausen und viele Verletzungen, besonders Kreuzbandrisse. Ist die Belastung vielleicht manchmal zu hoch?

Das ist eine schwierige Frage. In den englischen Wochen spielen wir in verschiedenen Wettbewerben, in verschiedenen Ländern, dazu kommen die Länderspiele. Ob die Verletzungen mit diesen Belastungen zusammenhängen, ist schwer zu beurteilen. Ich denke, es ist von Spielerin zu Spielerin unterschiedlich, wie man diese Belastungen wegsteckt. Ich hoffe, dass jeder Verein und jede Nationalmannschaft einen guten Plan für jede einzelne Spielerin hat, damit alle optimal für diese Belastungen und jedes einzelne Spiel vorbereitet sind.

Der Hype um den Frauenfussball wird grösser

Im Frauenfussball werden immer mehr Spiele in den grossen Stadien ausgetragen, gerade in der Bundesliga kommen viel mehr Menschen zu den Spielen. Wie erleben Sie diesen Hype?

Das ist supercool! Als ich nach Deutschland gekommen bin, war die Coronazeit und niemand war da. Jetzt kommen sehr viele Menschen, um uns zuzuschauen, und das ist ein sehr schönes Gefühl. Auch bei Auswärtsspielen sind immer viele Fans da. Die Entwicklung seit der Europameisterschaft im letzten Jahr ist spürbar. In anderen Ligen ist es genauso. Ich habe das Gefühl, dass die Menschen den Frauenfussball wirklich geniessen.

Im Jahr 2023 können Sie drei Titel mit dem VfL Wolfsburg gewinnen und danach steht noch die Weltmeisterschaft an. Was sind Ihre persönlichen Ziele?

Es wäre ein Traum, drei Titel zu gewinnen. Darauf arbeiten wir hin. Wenn ich dann hoffentlich mit Schweden zur WM fahren darf, wäre es grossartig, die Saison mit einem Tor bei der Weltmeisterschaft zu krönen.

Über die Gesprächspartnerin: Rebecka Blomqvist spielt für den VfL Wolfsburg und läuft für die schwedische Nationalmannschaft auf.
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