Das International Football Association Board (IFAB) hat weitreichende Regeländerungen für Torhüter angekündigt, die Elfmeter und das Elfmeterschiessen wie bisher massgeblich verändern werden.

Eine Analyse
Dieser Text enthält eine Einordnung aktueller Ereignisse, in die neben Daten und Fakten auch die Einschätzungen von Daniel Kugler sowie ggf. von Expertinnen oder Experten einfliessen. Informieren Sie sich über die verschiedenen journalistischen Textarten.

Wie im Katalog des IFAB über die Regeländerungen zur Saison 2023/24 dargelegt wird, lautet die Regel 14 "Der Elfmeter" in Zukunft wie folgt: "Der verteidigende Torhüter muss auf der Torlinie bleiben und dem Schützen zugewandt zwischen den Torpfosten sein, bis der Ball getreten wird. Der Torhüter darf sich nicht auf eine Weise verhalten, die ablenken soll, zum Beispiel die Ausführung des Schusses verzögern oder den Torpfosten, die Querlatte oder das Tornetz berühren."

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Zusätzlich verankerte die IFAB eine ergänzende Erläuterung zur neuen Regelung, die das Verhalten der Torhüter weiter beschränkt: "Der Torhüter darf sich nicht so verhalten, dass er keinen Respekt vor dem Spiel und dem Gegner zeigt, das heisst den Schützen auf unfaire Weise ablenkt."

Elfmeterschützen in irgendeiner Weise vor dem Schuss durch Handlungen zu verhöhnen oder durch Psychospielchen zu versuchen, ihre Konzentration zu stören, ist somit ab 1. Juli nicht mehr erlaubt.

IFAB ändert Elfmeter-Regeln: Reaktion auf ausufernde unsportliche Torhüterpraktiken

Für Torhüter wie den argentinischen Nationalkeeper Emiliano Martínez wird diese Neuerung die Art und Weise, wie sie sich bei Elfmetern verhalten, von Grund auf verändern. Der 30-Jährige ist bekannt für seine spöttischen Psychospielchen, um die Schützen durch unsportliche Handlungen vor der Ausführung zu verunsichern und damit die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, dass Elfmeter verschossen werden.

Zuletzt wurde dies bei der Weltmeisterschaft in Katar deutlich, als Martínez sowohl im Elfmeterschiessen gegen die Niederlande im Viertelfinale als auch im Finale gegen Frankreich mehrfach auf seine Gegenspieler bei der unmittelbaren Vorbereitung auf den Elfmeter versuchte einzuwirken. Bei beiden Gelegenheiten griff er auf diverse Verwirrtaktiken zurück, um Gegenspieler unter Druck zu setzen. Darunter waren auch Aktionen wie das Verrücken des Balles am Elfmeterpunkt, um den Prozess zu verzögern.

Beim Finalerfolg trieb es Martínez dann auf die Spitze. Der 30-Jährige versuchte die französischen Spieler vor jedem Schuss massiv zu irritieren und zog eine wortwörtliche Show ab. Letztlich mit Erfolg, denn der Argentinier parierte den Versuch von Kingsley Coman und Aurélien Tchouaméni schoss über das Tor. Nach Frankreichs drittem Elfmeter wurde er von Schiedsrichter Szymon Marciniak mit einer gelben Karte für seine unsportlichen Praktiken bestraft.

Martínez erntete in der Folge viel Kritik für sein Verhalten bei der WM. Finalteilnehmer Frankreich ging sogar so weit, eine offizielle Beschwerde über die "absonderlichen" Jubeleinlagen des gegnerischen Schlussmannes einzureichen. Für Frankreichs Nationaltorhüter Hugo Lloris ist ein derartiges Verhalten unvorstellbar.

"Es gibt einige Dinge, die ich nicht tun kann. Sich im Tor lächerlich zu machen, den Gegner zu verunsichern und die Linie zu überschreiten, das kann ich einfach nicht", betonte der Keeper von Tottenham Hotspur Anfang des Jahres gegenüber der "L’Équipe". "Ich bin ein zu vernünftiger und ehrlicher Mensch, um so etwas zu tun. Ich weiss nicht, wie man auf diese Weise gewinnen kann, obwohl ich auch nicht auf diese Weise verlieren wollen würde."

Martínez’ massgeblicher Einfluss auf den Ausgang des Elfmeterschiessens durch seine unsportlichen Aktionen ist für Lloris unbestritten: "Er war entscheidend. Was seinen Jubel anbelangt, so ist er dafür schon genug kritisiert worden, dem muss man nichts mehr hinzufügen. Während des Elfmeterschiessens hat er alle möglichen Tricks angewandt, um uns zu stören."

Torhüter reagieren gespalten auf neue Elfmeter-Regeln

Derartige Unsportlichkeiten sollen nach dem Willen des IFAB in wenigen Monaten nicht mehr an der Tagesordnung stehen. Die Regeländerung soll in Zukunft die Elfmeterschützen deutlich besser schützen und würde bei Fehlverhalten in nur annähender Häufigkeit wie im WM-Finale zum zwangsläufigen Platzverweis des Torhüters führen.

Martínez deutete nach der WM aber bereits an, als bereits Forderungen nach einer "Martínez-Regel" laut wurden, dass er Regeländerungen ohne Murren hinnehmen würde. "Wir werden uns immer an die modernen Regeln und die Anforderungen der FIFA anpassen müssen, es wird also kein Problem geben. Wir werden uns anpassen", erklärte der Torwart von Aston Villa vor wenigen Wochen gegenüber "ESPN".

Andere Top-Torhüter reagierten weniger begeistert auf die bevorstehenden Regelanpassungen. Schlussmann Mike Maignan vom AC Mailand äusserte seinen Unmut über die massiven Einschnitte ins Torwartspiel auf Social Media und machte sich über die kommenden Vorschriften lustig.

"Neue IFAB-Strafstossregeln für 2026: Torhüter müssen mit dem Rücken zum Schuss stehen. Wenn der Elfmeter gehalten wird, bekommt der Gegner einen indirekten Freistoss", kommentierte der Franzose einen Tweet über die bevorstehende Regelanpassung ironisch.

Verwendete Quellen:

  • Änderungen IFAB Regelkatalog für Saison 2023/24
  • Sport Bible: These huge rule changes to goalkeepers mean penalty shootouts will never be the same
  • GOAL: Martinez accused of 'making a fool' of himself in World Cup final as Lloris slams Argentina keeper for using 'every trick in the book'
  • L’Équipe: Hugo Lloris sur sa retraite en bleu : « Je préfère sortir en étant au plus haut »
  • GOAL: Emiliano Martinez laughs off penalty rule change proposal after his World Cup antics: 'I already saved the penalties I had to save!'
  • ESPN: Dibu Martínez, en exclusiva con ESPN: "Ya atajé los penales que tenía que atajar"
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