Der FC Basel ist Meister - wieder einmal. Obwohl sich der Verein in der Saison immer wieder Patzer und Pannen erlaubt hat, hält er nun den Meisterpokal in der Hand. Für eine mag das Zufall sein - für andere das Ergebnis gut gehüteter Geheimnisse.

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Am Ende war es wie immer in der Super League: Der FC Basel verlängert sein Abonnement auf die Meisterschaft um ein weiteres Jahr und die Konkurrenz schaut dumm aus der Wäsche. Der 17. Meistertitel der Baseler war gleichzeitig auch der fünfte in Serie - so oft wurde in der Schweiz noch keine andere Mannschaft hintereinander Champion.

Dabei erlebte der FCB eine - für seine Verhältnisse - unruhige Saison. Immer mal wieder prasselte Kritik auf die Mannschaft ein: Sie spiele zu unspektakulär und vorsichtig. Ausserdem war die Spielidee von Trainer Murat Yakin ein zentraler Angriffspunkt der Nörgler, und auch am Führungsstil des 39-Jährigen gab es immer wieder etwas auszusetzen.

Das Aus in der Champions League als Stärkung?

Im Winter verlor der Klub mit Mohamed Salah einen seiner schillerndsten Spieler an den FC Chelsea. Wenige Wochen davor ereilte das von vielen Verletzten geplagte Basel das Aus in der Gruppenphase der Champions League. Im April ging der Cupfinal gegen den Erzrivalen FCZ verloren. Es knisterte immer wieder im Innersten des Vereins und war gewiss einiges los rund ums Jöggeli. Trotzdem hat die Basler Mannschaft bereits eine Runde vor Schluss den Titel sicher.

Es sind viele kleine und grosse Mosaiksteinchen, die beim FC Basel ein in sich stimmiges Gesamtbild ergeben und die trotz aller Widrigkeiten immer wieder so gedreht werden, dass es letztlich passt. Die beiden Stützen des Erfolgs sind in der Klubhierarchie ganz weit oben zu finden: Trainer Yakin und Präsident Bernhard Heusler.

Der Präsident wird's richten

In der Glitzerwelt des Fussballs sind Klubbosse wie Heusler eine Rarität geworden: Bescheiden im Auftreten, ruhig, besonnen, mit überraschenden Ansichten und eloquentem Auftreten. Kein Patriarch, keiner, der nach Gutsherrenart herrscht oder auf Krampf hemdsärmelig wirken will. Heusler ist trotz seiner exponierten Stellung ein Mann der Mitte geblieben, mit einem Ohr für das Anliegen der Fans.

"Pyrotechnik ist keine Gewalt", sagt er zum Beispiel. Er, der einem Klub vorsteht, der latent ein Problem mit einem Teil seiner Fans hat. In der Europa League in Salzburg stand die Partie vor dem Abbruch, weil aus dem Baseler Block unentwegt Feuerwerkskörper und Raketen auf den Platz flogen. Die Meisterfeier in Aarau fiel ins Wasser, weil Basler Fans erst den Platz stürmten und dann in den Sektor der Heimfans gelangen wollten.

Aber Heusler hat ein untrügliches Gespür dafür, wann er differenzieren muss. Und bei den Anhängern seines Klubs ist er nahezu immer gesprächsbereit. Er weiss auch einen umstrittenen Coach wie Yakin zu nehmen. Letzterem wird eine einflussreiche Entourage nachgesagt und dass immer ein Dutzend Personen in die Entscheidungen des Trainers reinreden würden.

Murat Yakin, der Wunderheiler

Kein Wunder: Yakin wahrt stets eine gewisse Distanz zu seinen Spielern und zu den Medien. Dem Boulevard gefällt das naturgemäss überhaupt nicht, aber es bietet der Mannschaft jenen Schutz, den sie braucht, wenn es mal nicht so gut läuft. Dann fokussiert sich der Groll schnell auf Yakin, der als Bösewicht offenbar ganz gut taugt.

Das Spiel der Basler ist geprägt von kontrollierter Offensive: 66 Tore in bisher 35 Saisonspielen sind ein eher durchschnittlicher Wert für einen Meister. Es gab schon Saisons, die hatte Basel am Ende 80 oder 90 Tore auf dem Konto - auf der anderen Seite aber auch weit mehr als 40 kassiert.

Nur selten hat sich die Mannschaft in einen Rausch spielen können in dieser Saison, aber sie hat einmal mehr das bewiesen, was sämtlichen Konkurrenten abging: Konstanz und Beharrlichkeit. Enge Spiele wurden auch dann gewonnen, wenn die Leistung der Mannschaft gar keine drei Punkte verdient gehabt hätte.

Einer für alle und alle für einen

Es ist nicht unbedingt das Spielsystem des FCB, es sind auch nicht die überragenden Einzelspieler: Vielmehr zeichnet Basel das Kollektiv aus, diese homogene Truppe, in der keiner wirklich herausragt und sich über den Rest stellt. Sondern in dem alle dem gemeinsamen Ziel dienen.

Dass jedes Jahr die besten Spieler den Klub verlassen, kann der FCB durch seine erspielten Millionen aus der Champions League immer wieder wettmachen - dank eines guten Scoutings und der besten Jugendarbeit des Landes. So erfindet sich der FC Basel auch entgegen negativer Einflüsse immer wieder neu. Die Quellen des Kreislaufs versiegen offenbar nie. Und der Konkurrenz bleiben einmal mehr nur die neidischen Blicke auf den Meisterpokal.

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