Zu Saisonbeginn wollte Hoffenheim einen Europacupplatz. Am Ende jubelt der Verein über die Teilnahme in der Relegation. Für die TSG wäre das kleine Wunder, dass nach einem Sieg bei Borussia Dortmund überhaupt erst möglich geworden ist, die beste Gelegenheit, endlich Fussball-Geschichte zu schreiben. Gelingt dies in der Relegation gegen den 1. FC Kaiserslautern (ab 20:30 Uhr bei sky und im Live-Ticker)?

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Spannender konnte das Finale im Abstiegskampf der Bundesliga kaum sein. Buchstäblich in letzter Sekunde wendeten die Hoffenheimer am letzten Spieltag der Saison den drohenden Abstieg ab und schafften den Sprung auf den Relegationsplatz, den sie seit zehn Spieltagen nicht mehr belegt hatten. Die Begeisterung über den Sieg gegen Champions-League-Finalist Borussia Dortmund könnte die Mannschaft in der Relegation gegen den 1. FC Kaiserslautern beflügeln - oder auch den Kopf verlieren lassen. Dennoch: Ein spät errungener Klassenerhalt nach der Relegation wäre für den jungen Erstligisten ein kleines Fussball-Märchen. Doch soweit ist es noch nicht.

"Wir müssen die Freude und Euphorie nach dem Dortmund-Spiel laufen lassen, aber uns gleichzeitig auf unseren Fussball konzentrieren. Wir werden von Kaiserslautern nichts geschenkt bekommen und müssen alles aus uns herausholen", dämpft deshalb auch TSG-Trainer Markus Gisdol den Freudentaumel der Kraichgauer.

Hoffenheims schlechteste Saison in der Bundesliga

Eigentlich war es für die TSG eine Saison zum Vergessen: Schon in der ersten Pokalrunde setzte es für den selbsternannten Europacup-Aspiranten eine 0:4-Klatsche gegen den Regionalligisten Berliner AK. Nach einem miserablen Saisonstart wurde schnell Kritik an dem neuen Torhüter Tim Wiese und Coach Markus Babbel laut. Hinzu kam noch der schwere Autounfall von Boris Vukcevic, der der Mannschaft mental zusetzte. Die Folge: Seit dem 13. Spieltag verliessen die Kraichgauer die Abstiegsränge nicht mehr.

Erst als Markus Gisdol am 28. Spieltag als vierter Trainer der Spielzeit die TSG Hoffenheim übernahm und gleich zum Debüt einen 3:0-Sieg feiern konnte, folgte die Trendwende. In den letzten sieben Spielen holte die TSG immerhin elf Punkte - fast genauso viel wie in der gesamten Vorrunde (zwölf Punkte).

Doch ein Wunder war noch am letzten Spieltag gegen den Champions-League-Finalisten nötig. In den dramatischen Schlussminuten in Dortmund rettete sich Hoffenheim in die Relegation und will den Kampfgeist gegen Kaiserslautern mitnehmen. "Die Mannschaft hat sich diese Riesenchance in der Relegation in den letzten Wochen verdient. Jetzt wollen wir das kleine Fussball-Wunder vollenden", gibt Gisdol das Ziel vor.

Mit Wundern kennt man sich jedoch auch in der Pfalz aus. Nach dem ersten Bundesliga-Abstieg 1996 gewann der FC Kaiserslautern nur eine Woche später den DFB-Pokal. Zwei Jahre später wurden die Lauterer als erster und bisher einziger Aufsteiger deutscher Meister. 2008 rettete sich der Traditionsverein in einem "Herzblut-Finale" vor dem Sturz in die Drittklassigkeit.

Hoffenheim hat Geld - Kaiserslautern hat Tradition

In Kaiserslautern hängt man gern der glorreichen Vergangenheit nach. Übervater Fritz Walter ist ebenso präsent wie die Helden der 1990er Jahre. Spätere Weltfussballer wie Miroslav Klose, Michael Ballack oder der heutige BVB-Keeper Roman Weidenfeller begannen hier ihre Karrieren. So könnte der als "Retortenklub" verschriene Relegationsgegner aus Hoffenheim mit seinem Sponsor Dietmar Hopp kaum ein grösseres Feindbild für die Lauterer Fans darstellen.

"Wir sind in der Aussenseiterrolle. Trotzdem dürfen wir uns nicht zu schlecht reden. Wir haben unsere eigenen Qualitäten und müssen an diese glauben. Es wird ein hartes Stück Arbeit", feuert FCK-Trainer Franco Foda sein Team an, das in der vergangenen Saison allzu oft einen Schlingerkurs gefahren hat. Für ihn kommt die Euphorie aus Hoffenheim genau zur falschen Zeit.

Für den FCK wäre der Wiederaufstieg ein weiteres Kapitel in ihrer ereignisreichen Vereinschronik. Die oft geschmähte TSG hat hingegen die Chance, sich im Jubiläumsjahr der Bundesliga mit einer "Wunder-Geschichte" zwischen den Traditionsvereinen zu etablieren und endlich Anerkennung zu bekommen.

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