Beim Drittligaspiel zwischen dem SC Verl und Rot-Weiss Essen ist Schiedsrichterin Fabienne Michel mit extremen sexistischen Beleidigungen konfrontiert worden. Der DFB hat nun eine Untersuchung eingeleitet, während andere ein längst überfälliges Umdenken im Fussball fordern.

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Bei dem Fussballspiel zwischen dem SC Verl und Rot-Weiss Essen am vergangenen Freitag kam es zu einem bedenklichen Vorfall: Einige Fans von Rot-Weiss Essen äusserten sexistische Beleidigungen gegenüber Schiedsrichterin Fabienne Michel.

Wie die "Sportschau" berichtet, konnten Reporter vor Ort herabwürdigende und sexistische Beleidigungen wahrnehmen. Die Beschimpfungen sollen sich unter anderem auf vermeintliche Fehlentscheidungen der Schiedsrichterin bezogen haben.

Derbe Beleidigungen

Besonders auffällig war eine Situation in der 54. Minute, als Michel dem Essener Spieler Martinovic die Gelbe Karte zeigte. Daraufhin begannen einige RWE-Fans mit den sexistischen Sprechchören, die unter anderem Begriffe wie "Hure" enthielten. In der 75. Minute eskalierten die Gesänge weiter, wobei explizite und beleidigende Parolen wie "Die Blonde wird gef*** olé, olé" skandiert wurden.

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Eine unmittelbare Reaktion im Stadion von offizieller Seite blieb aus.

DFB untersucht den Fall

Der Deutsche Fussball-Bund (DFB) hat eine Untersuchung des Vorfalls eingeleitet. Laut "Sportschau" wurde der Schiedsrichterbeauftragte des SC Verl nach dem Spiel auf die Gesänge hingewiesen, doch in der offiziellen Nachbesprechung mit Fabienne Michel fanden sie wohl keine Erwähnung.

Ob sie die Rufe überhaupt wahrgenommen hat, ist unklar. Der SC Verl plant jedoch, sich intensiver mit solchen Vorfällen auseinanderzusetzen und gezielt Massnahmen gegen diskriminierendes Verhalten zu ergreifen.

Kriminologin: "Das Schlimmste ist es, an der Linie zu stehen"

Sexistische Anfeindungen gegenüber Schiedsrichterinnen sind leider keine Seltenheit. Schiedsrichterinnen bekommen oft abwertende Kommentare zu hören. "Das Schlimmste ist es, an der Linie zu stehen. Weil man die Leute im Rücken hat und diese Sprüche die ganze Zeit hört", erklärte Kriminologin Thaya Vester im vergangenen Jahr im Gespräch mit unserer Redaktion.

"Da hauen Zwölfjährige Sprüche raus, die äussern sich der Schiedsrichterin gegenüber in einer äusserst derben Wortwahl, da fällt einem nichts mehr ein."

Thaya Vester, Kriminologin

Sie betonte ausserdem, dass dieses Problem auch in Zukunft bestehen wird. "Wer denkt, das Ewiggestrige wächst raus, der irrt. Das wächst leider nach. Da hauen Zwölfjährige Sprüche raus, die äussern sich der Schiedsrichterin gegenüber in einer äusserst derben Wortwahl, da fällt einem nichts mehr ein."

Mangelnder Respekt gegenüber Frauen

Diese Vorfälle zeigen: Die mangelnde Akzeptanz und der mangelnde Respekt gegenüber Frauen in offiziellen Positionen ist im Fussball weiter ein tiefliegendes Problem.

Es bleibt abzuwarten, ob die Untersuchungen des DFB zu Konsequenzen führen und ein Umdenken in der Fussballgemeinschaft bewirken. Vester hatte im Gespräch mit unserer Redaktion eine Beschwerdestelle für Frauen gefordert. Es werde oft nicht daran gedacht, dass Frauen mit ganz anderen Dingen konfrontiert sind. "Und deshalb braucht es Impulse, auch von aussen, damit sich etwas ändert", so die Kriminologin.

Verwendete Quellen