Wer alle Spiele der Bundesliga in der abgelaufenen Saison gesehen hat, benötigte mehrere Abos – und wird sich über manche Übertragung geärgert haben. Die Spiele liefen bei Sky, beim Streamingdienst DAZN, bei Amazon Prime und im ZDF. Mal konnte der Stream nicht geladen werden, mal sorgten die Experten für einen Aufreger. Wir machen den Check: Welche Sendung überzeugte?
Die Bundesliga-Saison 2019/2020 ist – mit einiger Verspätung – vorbei. Ihre Debüts feierten dabei nicht nur
Wir haben die Übertragungen aus technischer, inhaltlicher und personeller Sicht angeschaut und Sterne vergeben.
1) Technische Fehleranfälligkeit: Technische Probleme gab es (fast) überall
Sky: Der Bezahlsender bietet seinen Kunden die Spiele in HD- und teilweise in UHD-Qualität. Das kommt gut an und verschafft einen Vorteil, insbesondere gegenüber DAZN. Doch auch Sky läuft nicht immer störungsfrei. Ausgerechnet im Topspiel des FC Bayern gegen Borussia Dortmund im November gab es eine Störung, viele konnten das Spiel über SkyGo und SkyTicket nicht verfolgen. Das war zwar der einzige grössere Ausfall 2019/20, doch bei der Bedeutung des Spiels umso ärgerlicher. - 4 Sterne
DAZN: Nach seiner ersten Bundesliga-Saison verabschiedete sich der Streamingdienst mit einem Ausfall im Relegationsspiel in die Sommerpause. Das Rückspiel zwischen Werder Bremen und dem 1. FC Heidenheim lief bei vielen Abonnenten nicht, sie sahen nur den Ladebutton auf der Startseite. Auf Twitter bekam DAZN einen Shitstorm ab, viele Kunden waren verärgert. Einige drohten damit, ihr Abo zu kündigen. - 3 Sterne
Amazon Prime: Der Online-Anbieter zeigt seit der beendeten Saison Bundesliga-Spiele für Amazon-Prime-Kunden; zuvor war bei Amazon die Bundesliga im Radio zu hören. Bei der ersten Übertragung am 18. Mai gab es technische (und inhaltliche) Probleme, Live-Schalten brachen ab und Kommentator Matthias Stach war mit Verzögerung zum Livebild zu hören. - 3 Sterne
ZDF: Beim öffentlich-rechtlichen Sender lief alles einwandfrei – allerdings hat das ZDF nur wenige Spiele übertragen, darunter das Saison-Eröffnungsspiel und das Hinspiel zwischen dem FC Bayern und Eintracht Frankfurt. Für dieses Einzelspiel hat das ZDF eine Lizenz von Sky erworben. - 4,5 Sterne
2) Moderatoren-Teams: Schlagfertige DAZN-Duos, Sky mit denselben Gesichtern
Sky: Innovation und neue Gesichter gab es vor der Kamera und beim Kommentieren nicht. Für einen Aufreger sorgte der beliebte Kommentator
DAZN: Der Streamingdienst bewährt sich in der Bundesliga mit Expertise und Witz. Kommentator Marco Hagemann zeigte viel Sachverstand. Für Freude sorgte Kommentatorenlegende Fritz von Thurn und Taxis, den DAZN als Gastkommentator reaktivierte. Ein starker Schachzug, der bei den Fussballfans gut ankam.
Kommentator Jan Platte bildete mit Jonas
Amazon Prime: Der US-Konzern leistete sich unter anderem die bekannte deutsche Moderatorin Anna Kraft (zuvor bei Eurosport) und den früheren Bundesliga-Trainer Mirko Slomka. Matthias Stach bewies wieder einmal, dass er nicht nur Tennismatches kompetent kommentieren kann. Der Vorgeschmack auf weitere Bundesliga-Sendung bei Amazon Prime war ordentlich, wenn auch ohne grosse Überraschung. - 3 Sterne
ZDF: Das ZDF lieferte in gewohnter Manier, mit den Moderatoren
3) Modernität und Kreativität: Sky will User zurückerobern
Sky: Der Bezahlsender teilte kürzlich mit, sein Abomodell zu ändern und günstiger zu machen. Nach einer Mindestlaufzeit von zwölf Monaten können Kunden monatlich kündigen. Um mit flexiblen Portalen wie Amazon und DAZN mithalten zu können, ist das notwendig. Auch über einen inhaltlich neuen Zugang zu den Übertragungen sollte Sky nachdenken, um die Kunden nicht zu verlieren. - 3,5 Sterne
DAZN: Der Streamingdienst kommt ohne Studio und aufwendige Shows aus, die es bei Sky bis heute mit den Experten Lothar Matthäus, Didi Hamann und Kollegen gibt. Das junge Publikum mag den klaren und einfachen Zugang zum Spiel, die Übertragung fängt 15 Minuten vorher an, dann gibt es das Wichtigste auf den Punkt.
Das Streamingmodell kommt an – meistens jedenfalls. Neben dem Ausfall im Relegationsspiel kämpfte DAZN öfter mit kleinen Störungen. Auch die relativ grosse Zeitverzögerung im Vergleich zum linearen Fernsehen stört – insbesondere, wenn beides verfügbar ist. - 4 Sterne
Amazon Prime: Die Einkaufs- und Streamingplattform legte einen soliden Start hin und profitierte im Relegationsrückspiel zwischen Werder Bremen und Heidenheim von der Panne bei DAZN. Mit bekannten TV-Moderatoren und -Kommentatoren sowie einer längeren Sendezeit als DAZN (15 Minuten vor dem Start der DAZN-Übertragung) wirkt das Amazon-Modell wie ein Hybrid zwischen Sky- und DAZN-Sendung. Der Wiedererkennungswert fehlt aber noch. - 3 Sterne
ZDF: Die öffentlich-rechtlichen Sender zeigen in Sportschau und Aktuellem Sportstudio auch weiterhin die Highlights der Bundesliga-Partien, das ZDF drei Freitagsspiele. Neuerungen sind nicht geplant. - 2 Sterne
Fazit: DAZN muss an der Technik arbeiten, Sky an der Kreativität
In seiner ersten Bundesliga-Saison konnte DAZN durch tolle Moderatoren und Kommentatoren-Duos überzeugen, die Prominenz, Expertise und Nähe zu den Fussballfans vereinen. Das kommt beim Publikum gut an, schlecht wirken sich jedoch die technischen Störungen, Verzögerungen und bisweilen mittelmässige Qualität aus.
Sky macht so weiter wie bisher, das geht auf. Die Frage ist nur: Wie lange noch? Der fanatische Fussballfan kommt um das Sky-Abo nicht herum. Wer sich nur ein Abo leisten möchte, wird sich schon genauer überlegen, welche Übertragungen er mehr schätzt und wo das Preis-Leistungs-Verhältnis besser ist. TV first, das gilt längst nicht mehr.
Für den Amazon-Prime-Kunden ist das Bundesliga-Paket ein besonderes Extra. Doch auch ihm machen ständige technische Störungen keinen Spass. Nimmt der Konzern die Übertragungen ernst, muss er für die Zukunft noch nachlegen.
Sky: 10,5 Sterne
DAZN: 11,5 Sterne
Amazon Prime: 9 Sterne
ZDF: 9,5 Sterne
Verwendete Quellen:
- Bundesliga.de: TV-Plan der Saison 2019/20: So seht ihr alle Spiele mit Bundesliga-Beteiligung
- Sport1.de: Bundesliga-Start: Hier läuft Fussball
- Presseportal.de: Amazon Prime Video überträgt Bundesliga bis Saisonende live
- DWDL: Sky wird günstiger und monatlich kündbar
- Welt.de: Störung beim Streaming: Sky muss einen Scherbenhaufen zusammenkehren
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.