- Noch immer ist Homosexualität im Profifussball ein Tabuthema. In Deutschland wagte bislang kein aktiver Spieler ein Coming-out.
- Im Rahmen einer Solidaritätskampagne ermuntern mehr als 800 Fussballerinnen und Fussballer ihre Kolleginnen und Kollegen, sich öffentlich zu ihrer sexuellen Orientierung zu bekennen.
- Weltmeister Philipp Lahm aber äussert Bedenken.
Mit einer öffentlichen Solidaritätsaktion haben mehr als 800 Fussballer und Fussballerinnen in Deutschland homosexuellen Spielern Unterstützung zugesichert und zum Coming-out ermuntert.
"Wir werden euch unterstützen und ermutigen und, falls notwendig, auch gegen Anfeindungen verteidigen. Denn ihr tut das Richtige, und wir sind auf eurer Seite", heisst es in dem Appell, den das Magazin "11 Freunde" in seiner jüngsten Ausgabe veröffentlicht.
Schwule Fussballer verstecken sich aus Angst vor Anfeindungen
"Auch im Jahr 2021 gibt es keinen einzigen offen homosexuellen Fussballer in den deutschen Profiligen der Männer", heisst es in der gemeinsamen Erklärung. "Die Angst, nach einem Coming-out angefeindet und ausgegrenzt zu werden und die Karriere als Profifussballer zu gefährden, ist offenbar immer noch so gross, dass schwule Fussballer glauben, ihre Sexualität verstecken zu müssen."
Zu den Unterzeichnern des Appells "Ihr könnt auf uns zählen!" gehören unter anderen Profis wie
Niemand solle zu einem Coming-out gedrängt werden, betonen die Unterzeichner. "Das ist die freie Entscheidung jedes Einzelnen. Aber wir wollen, dass sich jeder, der sich dafür entscheidet, unserer vollen Unterstützung und Solidarität sicher sein kann."
Als erster prominenter deutscher Fussballer hatte der frühere Nationalspieler
Philipp Lahm: Thomas Hitzlsperger handelte "lebensklug"
Hitzlspergers einstiger Nationalmannschafts-Kollege
Lahms Meinung nach mag es Städte und Vereine geben, wo solch ein Coming-out eher möglich wäre als anderswo, zum Beispiel in Berlin, Freiburg oder beim Hamburger Stadtteilverein FC St. Pauli. "Aber gegenwärtig schienen mir die Chancen gering, so einen Versuch in der Bundesliga mit Erfolg zu wagen und nur halbwegs unbeschadet davonzukommen", schätzt Lahm die gesellschaftliche Gesamtsituation in Deutschland ein.
Lahm empfiehlt homosexuellen Fussballern, sich vor einem geplanten öffentlichen Coming-out mit engsten Vertrauten zu beraten, rät jedoch davon ab, sich über das Thema mit Mitspielern zu unterhalten.
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Grund für Lahms Ratschlag ist die nach seiner Meinung fehlende Akzeptanz sowohl im Fussball als auch im Umfeld. Der Sportler könne die nötige Reife für diesen Schritt haben und auf die nötige Toleranz in seinem unmittelbaren Umfeld stossen. "Aber er wird nicht mit der gleichen Reife bei allen Gegnern im Sport und ganz sicher nicht in allen Stadien rechnen dürfen, in denen er antritt", schreibt Lahm.
Max Kruse mit Ansage an "Idioten da draussen"
Union Berlins Leistungsträger und Publikumsliebling Max Kruse vertritt diesbezüglich eine andere Meinung. "Wenn sich einer meiner Kollegen outen würde, würde ich ihn vor den Idioten draussen schützen", sagte der 32 Jahre alte Angreifer. Kruses Mannschaftskollege Christopher Trimmel unterstreicht dies: Wenn ein Mitspieler sich outen würde, "würde er von mir allen Support bekommen, den er benötigt".
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