Duisburg - Als die Spielerin, auf die alle warteten, endlich da war, wurde es ziemlich kuschelig im Bauch des Duisburger Stadions. Auftritt Alexandra Popp, ihr letzter. Kamera an. Was noch nicht gesagt worden war, musste spätestens jetzt raus. Es folgten die Fragen nach dem grossen Ganzen, ihrem fussballerischen Erbe, und die kleinen: Warum bloss durfte die langjährige Kapitänin bei ihrem Abschied aus dem DFB-Team nur 15 Minuten ran?
"Ich kann jetzt nicht leugnen, dass es Spass gemacht hat, weil wir doch gut am Drücker waren", sagte die 33-Jährige mit Blick auf die frühe 1:0-Führung durch Selina Cerci (5. Minute). Gern hätte sie beim 1:2 gegen Australien, Kyra Cooney-Cross (39.) und Clare Hunt (77.) drehten das Testduell, noch länger gespielt. "Schade, ist schon vorbei", habe sie bei ihrer Auswechslung gedacht.
Wück bleibt hart
26.623 Fans in ihrer alten Heimat Duisburg hätten es wohl begrüsst, wenn
Nur der neue Bundestrainer wollte sich von der Folklore nicht so richtig mitnehmen lassen. "Es ist einfach für mich unheimlich wichtig, dass ich Spielerinnen austeste", erklärte
Popp hinterlässt grosse Lücke
"Die Lücke, die Poppi hinterlässt, ist natürlich sehr gross", sagte Wück im ZDF, doch seine warmen Worte überdeckten kaum dessen Sinn fürs Kerngeschäft. Als Popp unter viel Applaus und mit Tränen in den Augen vom Platz schritt, war Wück schon damit beschäftigt, sein Team anzuweisen. Sie ist nun Vergangenheit, Wück muss die Zukunft gestalten. Und drückt dabei aufs Tempo.
Aus 30 bis 40 Spielerinnen wolle er bis zur EM im kommenden Juli in der Schweiz seinen Kader schmieden. Experimente scheut er keine, gegen Australien schob er Aussenverteidigerin Sarai Linder ins Abwehrzentrum. Die Debütantinnen Lisanne Gräwe (gegen Australien auf der Sechser-Position) und Giovanna Hoffmann (gegen England im Sturm) erhielten Startelfeinsätze. "Für mich ist auch zum Beispiel wichtig, wer mit wem harmoniert", erklärte Wück.
Nicht leicht gegen Fünferkette
Beim phasenweise fulminanten 4:3 in England vor wenigen Tagen und dem vor allem in Hälfte zwei eher biederen 1:2 gegen Australien sah er vielversprechende Ansätze, aber auch alte Probleme. "Es war für uns nicht leicht, gegen eine Fünferkette, teilweise gegen eine Sechserkette zum Schluss, zu Torchancen zu kommen", merkte er zum Australien-Spiel an. "Aber es war mir ja bewusst, dass wir nicht alle Spiele bis zur Europameisterschaft gewinnen." Wichtig sei ihm, weiter Erkenntnisse zu sammeln. "Deswegen haben wir das Ergebnis in London auch nicht zu hoch gehängt."
Auffällig: Altbewährte Kräfte wie Bayerns Linda Dallmann, Lina Magull von Inter Mailand oder Sara Däbritz (Olympique Lyon), unter Interimstrainer Horst Hrubesch oft abgemeldet, haben unter Wück wieder eine Perspektive. Vor allem Dallmann zeigte gegen England ihre ganze Klasse. "Die eine ist ein bisschen offensiver, die andere ist ein bisschen defensiver. Was diese drei aber auszeichnet, ist die Ballsicherheit", sagte Wück.
Popp sieht die sportliche Zukunft entspannt. Zwar benötige das Team noch Zeit, um sich weiterzuentwickeln. "Aber ich glaube, man hat schon gesehen, wozu die Mannschaft in der Lage ist." Auch ohne die langjährige Anführerin. © Deutsche Presse-Agentur
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