• Einige Partnerinnen von deutschen Profifussballern sind offenbar Gewalt ausgesetzt gewesen.
  • Wie eine neue Recherche von CORRECTIV zeigt, setzen die Sportler und Berater Schweigepflichtserklärungen ein, um zu verhindern, dass Berichte über Gewalt ans Licht kommen.
  • Im Zuge der Recherchen gibt es auch neue Hinweise rund um Jerome Boateng.

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Deutsche Profifussballer und Berater setzen Schweigepflichtserklärungen ein, um Gewalt gegen ihre Partnerinnen zu verschleiern. Das zeigt eine neue Recherche von CORRECTIV. In mindestens neun Fällen, die CORRECTIV recherchiert haben, geht es um Vorwürfe von körperlicher, psychischer und wirtschaftlicher Gewalt.

Die Fälle zeigen ein erhebliches Machtgefälle auf; einige der Frauen sprechen von medialem, juristischem und emotionalem Druck auf sie. Teilweise liegen Hinweise vor, dass Manager und Berater der Spieler dabei im Hintergrund agieren.

Die Frauen waren fest oder zeitweise mit Fussballspielern liiert. Mehrere unterschrieben Schweigepflichtserklärungen, die von Fachleuten teilweise als rechtswidrig angesehen werden. CORRECTIV sprach dazu mit Familien und Bekannten der Spieler und ihrer Ex-Partnerinnen und wertete Chatprotokolle, Fotos von Verletzungen, Zeugenaussagen, Schweigepflichtserklärungen, weitere Verträge sowie Gerichtsunterlagen aus. Die Hinweise deuten auf Strukturen, die es den Frauen schwer machen, sich bei Gewalt oder Machtmissbrauch zu wehren.

Neue Hinweise zu Gewalt und Manipulation in Bezug auf Jerome Boateng

In Bezug auf den Profifussballer Jerome Boateng gibt es zudem nach einer gemeinsamen Recherche von CORRECTIV und "Süddeutsche Zeitung" neue Hinweise zu Gewalt und Manipulation gegen dessen ehemalige Partnerinnen Sherin S. und die mittlerweile verstorbene Kasia Lenhardt.

Fotos, Zeugenaussagen und Dokumente legen nahe, dass es neben körperlicher Gewalt auch zum Einsatz von Überwachungstechnologien und zum Ausspähen persönlicher Informationen gekommen sein könnte. Eine Verbindung zu Boateng lässt sich hierbei aber nicht nachweisen.

"Mir hat das klargemacht, was mir passieren kann, wenn ich zu doll störe", sagt eine weitere Ex-Lebenspartnerin eines Bundesliga-Spielers.

Spielerfrauen bewegen sich in einem von Männern dominierten System

Spielerfrauen stehen an der Seite der Fussballer in der Öffentlichkeit und werden häufig als Partnerin berühmt. Gesellschaftlich stehen viele im Rampenlicht, aber ihre Stellung und wirtschaftliche Existenz hängt in vielen Fällen von ihren Lebenspartnern ab. Zugleich bewegen sie sich in einem deutlich von Männern dominierten System.

Mehrere der betroffenen Frauen beschreiben Mechanismen von Kontrolle, unter anderem durch die vertraglichen Schweigeklauseln. Nach Einschätzung von Experten und Insidern geht es hierbei in erster Linie um das Image der millionenschweren Fussballer, dessen Schutz im Interesse einer Milliarden-Industrie ist.

Die ausführliche Recherche können Sie auf correctiv.org lesen. Correctiv ist das erste spendenfinanzierte Recherchezentrum in Deutschland. Als vielfach ausgezeichnetes Medium steht Correctiv für investigativen Journalismus und Faktenchecks. Mehr dazu unter correctiv.org.
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