Was hat die Super-League-Saison noch gebracht als die erneute Titelverteidigung des FC Basel? Ein Rückblick in vier Akten - inklusive kleinem Vorgriff auf die neue Saison.

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Natürlich war es am Ende wieder der FC Basel. Der Serientäter hat es erneut getan, den sechsten Titel in Serie und den zehnten in den vergangenen 14 Jahren eingefahren. Der FCB bleibt das Mass aller Dinge in der höchsten Schweizer Liga, mit zwölf Punkten Vorsprung, den meisten Siegen, den wenigsten Niederlagen, den meisten erzielten und den wenigsten kassierten Toren.

Aber was ist jenseits des Baseler Start-Ziel-Siegs noch passiert in der Super League? Wer hat überragt, wer enttäuscht? Wen wird die Liga vermissen und wer sorgt für frischen Wind? Und was passiert eigentlich in der nächsten Saison?

Die Gewinner der Saison

Natürlich der Meister. Basel bleibt der Dominator der Liga. Und natürlich war da Shkelzen Gashi. Der war erst im Sommer von den Grasshoppers gekommen und schlug in Basel fulminant ein. Der Albaner holte sich wie schon im Vorjahr die Torjägerkanone (22 Tore) und wurde auf Anhieb bester Scorer der Liga (28 Punkte). Und trotzdem wurde Gashi von einem Teamkollegen noch in den Schatten gestellt: Der 34-jährige Marco Streller hat in seiner letzten Profi-Saison seinen achten Titel mit dem FCB gefeiert und ist damit der erfolgreichste Spieler - und mittlerweile auch Torjäger - der Vereinsgeschichte.

In Luzern hat Trainer Markus Babbel nach holprigen ersten Wochen in der Rückrunde 34 Punkte gesammelt und den Klub nicht nur vor dem möglichen Abstieg, sondern auch womöglich in die Europa League geführt - sofern Basel den Cupfinal gegen Sion gewinnt. Auch dank Jako Jantscher übrigens, dem Topvorbereiter der Liga. Der FC Thun ist als Vierter die Überraschung, Torjäger Berat Sadik einer der Aufsteiger der Saison. Als Top-Einkauf geht Moussa Kanote durch. Der Senegalese erzielte in seiner ersten Saison in der Super League 16 Tore in 27 Spielen.

Die Verlierer der Saison

Vero Salatic sollte die Grasshoppers als Kapitän und Mittelfeldchef eigentlich zurück in die Spitzengruppe der Liga führen. Nach einem Zerwürfnis mit Trainer Michael Skibbe entwickelte sich in Zürich aber die Schlammschlacht des Jahres. Nach monatelangem Hin und Her wurde Salatic an den FC Sion verscherbelt, die er nicht nur vor dem Abstieg bewahrte, sondern auch ins Cupfinal führte. YB-Ikone Marco Wölfli hat eine Saison auf der Bank hinter sich und kaum Perspektive, in Bern nochmal auf die Beine zu kommen. Alex Frei hatte in Luzern eine Menge vor - im Dezember trennten sich der Sportchef und der FCL im Streit. Der ehemalige Torjäger hat sich total verhoben, sein erstes Engagement abseits des Rasens darf getrost als Missverständnis tituliert werden. Und der Grasshopper-Club versank förmlich im Chaos.

Die Aufreger der Saison

Im ewig jungen Duell zwischen Basel und dem FCZ erlebten die Fans eine der farbenfrohsten Halbzeiten der Ligageschichte. Sportlich war es ein Duell zweier völlig unterschiedlicher Mannschaften, Basel siegte am Ende 5:1. Die Härte in der Partie wird aber noch eine Weile im Gedächtnis bleiben. In den ersten 45 Minuten zeigte Schiedsrichter Sascha Amhof fünf Gelbe Karten und schickte zwei Spieler mit Rot in die Kabine. Der Titel des besonders bösen Buben geht diese Saison an Stephane Grichting vom GC, der mit zwei Roten und zehn Gelben Karten den letztjährigen Oberrüpel Florian Stahel (3 Rot, 10 Gelb) abgelöst hat.

Apropos böser Bube: Das übelste Foul der Saison ging auf das Konto von Sandro Wieser (FC Aarau). Der trat seinem Gegenspieler Gilles Yapi das Knie komplett kaputt (Kreuzbandriss, Meniskusschaden, Innenbandriss, Knorpelschaden, Patellasehnenschaden) und wurde von FCZ-Präsident Ancillo Canepa wegen Körperverletzung angezeigt. Ob Yapi jemals wieder auf den Rasen zurückkehren wird, ist völlig offen. Das Eigentor des Jahres ist gewiss Milan Gajic unterlaufen. Gleich am ersten Spieltag donnerte der Berner den Ball bei einem Klärungsversuch aus 20 Metern volley in den Winkel. Auf Youtube wurde sein Missgeschick mittlerweile schon über 1,5 Millionen mal angeklickt. Von Aufsteiger Lugano gab es am Ende der Spielzeit die schillerndste Geschichte: Top-Spielerberater Mino Raiola wollte die Aktienmehrheit übernehmen, am Ende entschieden sich die Gremien aber gegen den Ibrahimovic- und Balotelli-Einflüsterer.

Der Aufsteiger und Absteiger

Mit dem FC Lugano kehrt endlich wieder eine Mannschaft aus dem Tessin zurück in die höchste Spielklasse. Die Mannschaft von Trainer Livio Bordoli dominierte die Challenge League wie eine Etage höher der FC Basel die Super League und wurde am Ende mit sieben Punkten Vorsprung Meister. Ein anderer "Tessiner" könnte alsbald beim FC Aarau übernehmen. Marco Schällibaum könnte neuer Coach beim Absteiger werden. Oder Ciriaco Sorza. Oder gefühlt ein Dutzend andere Kandidaten. Nur sechs Siege aus 36 Spielen haben dem FCA nicht gereicht, um die Klasse zu halten, Der Kader wird jetzt komplett umgekrempelt, Zeit bleibt dafür aber kaum. In zwei Wochen geht die Vorbereitung los. Und der geplante Bau eines neuen Stadions liegt auf Eis. Keine guten Voraussetzungen auf eine schnelle Super-League-Rückkehr.

Das erwartet uns

Im Meisterschaftsrennen dürfte einmal mehr kein Weg an Basel vorbeiführen. Selbst wenn der FCB wieder den einen oder anderen Spieler an zahlungskräftige europäische Klubs verlieren sollte - der Meister ist so gut aufgestellt, dass auch schmerzhafte Abgänge verkraftet werden könnten. Gespannt darf man sein, wer der "Best of the Rest" wird, die zweite Kraft hinter Basel. Young Boys Bern werden nicht nur nach der zuletzt überzeugenden Saison die besten Chancen eingeräumt. Ansonsten ist die Liga recht ausgeglichen und gewinnt mit Lugano einen starken Aufsteiger dazu. In Zürich beim GC muss einiges passieren, noch so eine Horror-Saison mit Chaos auf fast allen Ebenen ist den Fans nicht zuzutrauen.

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