Das Comeback von Manuel Neuer nach der schweren Verletzung ist geglückt. Dennoch ist es für Torwart-Legende Uli Stein noch zu früh, um in die Lobeshymnen einzustimmen. Der frühere Profi von Eintracht Frankfurt und dem HSV glaubt nicht daran, dass der 37-jährige Keeper den Weg zurück ins DFB-Tor finden wird.
Exakt 323 Tage nach seinem Ski-Unfall, bei dem sich
Trotz des gelungenen Neuer-Comebacks hat der eine oder andere Beobachter noch Bedenken, ob der Weltmeister von 2014 wieder konstant seine Top-Leistungen wird abrufen können. Einen kritischen Blick auf den Rückkehrer hat auch Torwart-Legende Ulrich "Uli" Stein.
Stein über Neuer: "International sehe ich ihn nicht mehr so stark"
Unsere Redaktion hat mit dem früheren Nationaltorhüter (sechs Länderspiele) beim Sportpresseball in Frankfurt, der nahezu zeitgleich zum deutschen Clásico stattfand, auf die Personalie Neuer angesprochen. "Für die Nationalmannschaft wird es aus meiner Sicht nicht mehr reichen", sagte der frühere Keeper von Eintracht Frankfurt und des Hamburger SV am roten Teppich.
Natürlich müsse man aber abwarten, wie er sich das nächste halbe Jahr schlagen werde. Eine Heim-EM 2024 mit Neuer zwischen den Pfosten des DFB-Teams hält Stein indes für unwahrscheinlich: "Ich persönlich glaube nicht daran. Es mag reichen, dass er für Bayern erst einmal die Nummer eins bleibt, doch international sehe ich ihn nicht mehr so stark."
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Verletzungen könnten mentale Spuren hinterlassen haben
Seine These untermauerte der 69-Jährige damit, dass Neuer in seiner Karriere nicht nur auf eine schwere Blessur zurückblickt, sondern auf mehrere langwierige Verletzungen, die allesamt mental Spuren hinterlassen haben dürften. "Das ist drin im Kopf. Er wird in der Zukunft auch nicht mehr so konsequent aus seinem Tor herauslaufen und so viele Bälle abfangen können, weil er diese schweren Verletzungen im Hinterkopf hat."
Doch genau diese Qualität sei immer eine seiner grossen Stärken gewesen. "Manuel kann mich aber gerne eines Besseren belehren", so Stein. Für die anstehenden Länderspiele gegen die Türkei (18.11.) und Österreich (21.11.) steht der Schlussmann definitiv nicht zur Verfügung, wie er bereits vor der CL-Partie gegen Galatasaray im Rahmen einer Pressekonferenz bestätigt hatte: "Ich werde nicht zur Nationalmannschaft reisen. Ich brauche noch die Zeit für mich, die Spiele kommen zu früh."
Für Stein war Neuer schon bei der WM in Katar "nicht mehr diese Stütze"
Bereits im Vorfeld des folgenschweren Ski-Unfalls des ehemaligen DFB-Kapitäns hatte Stein einen Leistungsabfall bei dem gebürtigen Gelsenkirchener ausgemacht. "Schon bei der Weltmeisterschaft 2022 war er nicht mehr diese Stütze und Persönlichkeit wie in den Jahren zuvor", analysierte Stein und führte mit Blick auf das Winter-Turnier in Katar vor gut einem Jahr aus: "Von Neuers fünf Gegentreffern bei der WM waren für mich vier haltbar."
Nach einer Niederlage gegen Japan (1:2), einem 1:1-Remis gegen Spanien und einem 4:2-Sieg gegen Costa Rica musste die damals von Hansi Flick trainierte Nationalmannschaft bereits nach der Gruppenphase die Heimreise antreten.
Ex-Nationaltorwart traut DFB-Team gutes EM-Abschneiden zu
Inzwischen hütet Marc-André ter Stegen vom FC Barcelona das deutsche Tor, Julian Nagelsmann steht als Flick-Nachfolger an der Seitenlinie. Auf die Frage, ob unter dem neuen Bundestrainer von einem besseren Abschneiden bei der Europameisterschaft im nächsten Jahr auszugehen ist, antwortete Stein: "Möglich ist alles, im eigenen Land sowieso. Da geht man noch motivierter ins Turnier als ohnehin schon."
Darüber hinaus habe sich bisher noch kein richtiger Favorit herauskristallisiert. "Nicht nur wir haben zuletzt geschwächelt, wirklich souverän spielen die anderen Nationen auch nicht. Die Holländer und Franzosen tun sich schwer und die Italiener sind auch in einem kleinen Tief. Bei den Engländern sieht es aktuell vielleicht ein bisschen besser aus und die Spanier muss man natürlich auch immer auf dem Zettel haben – doch auch die müssen sich noch finden." Insofern sei für Stein, der für den Sportpresseball in einen offiziellen Anzug von Eintracht Frankfurt geschlüpft war ("sehr modisch, sehr elegant"), aus deutscher Sicht noch alles drin.
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