Uefa-Präsident Aleksander Ceferin steht in der Kritik. Er will die Statuten ändern, um selbst länger im Amt zu bleiben. Das ist aber nicht das einzige Problem.
Michel Platini, Sepp Blatter und nicht zuletzt auch Gianni Infantino: Die Liste der Fifa- oder Uefa-Funktionäre, die in der Kritik standen, durch irritierende Aussagen auffielen oder für ihr Fehlverhalten sogar drastisch betraft wurden, ist lang. Korruption, Geldwäsche, das Werben für grosse Turniere in Staaten, die es mit den Menschenrechten nicht so genau nehmen, und interne Klüngeleien haben den Verbänden zu einem gewissen, negativen Ruf "verholfen".
Aleksander Ceferin, seit 2016 als Präsident der Uefa im Amt, schien anders zu sein.
Er überzeugte nach seiner Amtsübernahme mit Charisma, sprach schon als Vizepräsident der Fifa viele relevante Themen mit einem direkten, klaren, aber auch diplomatischen Ton an. Als Gegner der Super League sammelte er weitere Punkte. Doch die Fassade bröckelt. Geht es auch ihm primär um das Durchsetzen eigener Interessen? Die letzten Berichte, unter anderem zu seinen Plänen hinsichtlich einer Verlängerung seiner Amtszeit, werfen Fragen auf.
Aleksander Ceferin: Die Zweifel wachsen
Als Aleksander Ceferin 2016 das Amt des Uefa-Präsidenten übernahm, herrschte Skepsis. Zu schlecht waren die Erfahrungen mit Funktionären in ähnlichen Positionen in den Jahren zuvor. Skandale bei den Welt- und Kontinentalverbänden waren keine Seltenheit. Ceferin jedoch entpuppte sich von Beginn an als guter Rhetoriker, wirkte nahbar, warb für die Interessen der Klubs und der Fans. Auch Krisen wie die Corona-Pandemie moderierte er smart. Bestechungsvorwürfe innerhalb des europäischen Verbandes gehörten der Vergangenheit an, alle rückten näher zusammen.
Auch sein Kampf gegen die Super League, die einige Teams in Europa gründen wollten, beeindruckte viele Fans. Ceferin sprach oft vom Premiumprodukt Champions League, reizte juristische Mittel aus, um die Pläne hinsichtlich eines Konkurrenzwettbewerbs, den die Fans fast aller Klubs in Europa zutiefst verurteilten, zu verhindern. Im Schatten dessen wurde aber die Reform der Champions League durchgezogen.
Und diese ähnelt einer Super League dann doch in Teilen. Es gibt mehr Spiele, somit auch mehr Belastung für die Spieler, was insgesamt allerdings auch mehr Geld bedeutet. Für die Vereine, aber natürlich auch für den Verband selbst. Der Fussball wird also weiter ausgequetscht, das System verändert und ein neuer Modus etabliert. 36 Teams nehmen teil, die klassische Gruppenphase wird abgeschafft, acht Gegner müssen in dem neuen Modus zunächst bespielt werden, am Ende sind es 225 statt 125 Spiele.
Statutenänderung für längere Amtszeit
Der 56-jährige Slowene Ceferin, der vor seiner Zeit als Funktionär bei Fifa und Uefa als Präsident des slowenischen Fussballverbandes tätig war, ist aber nicht nur an der Reform der Champions League beteiligt. Derzeit schreibt er nämlich mit einem ganz anderen Thema Schlagzeilen. 2027, wenn seine Amtszeit endet, will er erneut als Präsident der Uefa kandidieren. Obwohl das eigentlich nicht möglich ist, denn dieses Amt ist auf drei Perioden und maximal zwölf Jahre begrenzt.
Ceferin argumentiert, dass seine erste Amtsperiode unvollständig gewesen sei, weil er damals für den gesperrten Uefa-Präsidenten Platini zunächst nur eingesprungen war. Innerhalb des Verbandes wird das aber kritisch gesehen, wenngleich der DFB dem Präsidenten seine Unterstützung zusagte. Dass Ceferin im Amt bleibt, ist möglich, aber nicht ohne Weiteres darstellbar. Dafür bedarf es einer Satzungsänderung, über die am 8. Februar in Paris abgestimmt wird, wenn die Nationalverbände zusammenkommen.
Die Stimme des DFB hat Ceferin sicher, aber bei anderen Nationalverbänden sieht das anders aus. Medien berichten von einem drohen Machtkampf innerhalb der Uefa, die Gegenstimmen werden immer lauter. Der Kroate Zvonimir Boban trat von seinem Amt als Fussballdirektor des europäischen Verbandes zurück, Ceferin-Gegner David Gill, ein Engländer, soll angeblich schon als Gegenkandidat aufgebaut werden.
Es rumort derzeit also bei der Uefa. Ceferin Image nimmt Schaden. Vergleiche mit Gianni Infantino, derzeit an der Spitze der Fifa, werden immer lauter. Sollten sich die aktuellen Meldungen bewahrheiten, Ceferin seinen Einfluss zu seinen Zwecken nutzen können und die Statutenänderungen durchgeführt werden, dann haben diejenigen, die schon bei der Amtsübernahme des Slowenen Zweifel hegten, am Ende doch Recht behalten.
Verwendete Quellen
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