• Martin Hinteregger rührt seit Wochen die Werbetrommel für den von ihm organisierten "Hinti-Cup".
  • Doch das Turnier in Kärnten wurde offensichtlich mithilfe des als rechtsextrem bekannten Heinrich Sickl organisiert.
  • Pflegte Hinteregger also wissentlich Geschäfte mit Rechtsextremen? Inzwischen hat sich der Fussballer und auch sein Verein Eintracht Frankfurt zu Wort gemeldet.

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Martin Hinteregger wird von den Eintracht-Frankfurt-Fans geliebt. Eine Bank in der Verteidigung, immer einen netten Spruch auf den Lippen, einer auf Augenhöhe mit den Anhängern - so das gängige Bild des Österreichers in der Öffentlichkeit. Auch ihn liessen sie nach dem Europa-League-Triumph nur allzu gerne hochleben, obwohl er aufgrund einer Verletzung das Finale verpasste.

So verwundert es auch nicht, dass sich zum "Hinti-Cup" Mitte Juni im Dorf Sirnitz in Oberkärnten auch eine ganze Menge Frankfurt-Fans angemeldet haben. Hinteregger selbst macht seit Wochen Werbung für sein Turnier und das wollen viele Anhänger der SGE natürlich unterstützen.

Doch nun bekommt das Bild des lustigen, verlässlichen Verteidigers Risse. Denn wie der Journalist Michael Bonvalot herausgefunden hat, steckt hinter der Hinti Event GmbH, die den "Hinti-Cup" organisiert, nicht nur der Fussballer selbst, sondern auch ein bekanntes Gesicht der österreichischen Rechtsextremen-Szene: Heinrich Sickl.

Sickl in der rechtsextremen Szene bekannt

Sickl ist in der rechtsidentitären Szene Österreichs laut übereinstimmender Medienberichte bestens vernetzt. 2018 wurde der FPÖ-Mann unter Protest der Grünen Gemeinderat in Graz. Der "Standard" berichtet damals von Neonazikontakten von Sickl im Alter von 17 Jahren. Er soll zudem Räumlichkeiten in einem Mehrparteienhaus an Identitäre vermieten und immer wieder an einschlägigen Demonstrationen teilgenommen haben. Inzwischen ist Sickl nicht mehr Teil des Gemeinderats von Graz.

Wie der "Kurier" schreibt, ist es fast auszuschliessen, dass Hinteregger nicht wusste, mit wem er da eine Geschäftsbeziehung eingegangen ist. Zu häufig haben österreichweit Medien über Sickls Gesinnung berichtet.

Sickl ist neben Hinteregger und einer nicht namentlich genannten Gastronomin gleichberechtigter Gesellschafter der Hinti Event GmbH. Und auch Sickls Mutter, Ex-FPÖ-Ministerin Elisabeth Sickl arbeitet mit Hinteregger zusammen. Sie ist die Besitzerin des Schloss Albeck, in dem ein Teil des "Hinti-Cup"-Rahmenprogramms stattfinden soll.

Heinrich Sickl war zum Zeitpunkt der Recherche Bonvalots noch als Pressekontakt für alle Anfragen bezüglich des "Hinti-Cups" gelistet, inzwischen steht dort ein anderer Name. Dennoch wird es schwierig für Hinteregger, die Beziehung zu Sickl nun kleinzureden oder gar zu leugnen. Zu offenherzig gingen alle Beteiligten bislang damit um, posierten auch auf gemeinsamen Bildern.

Es mehren sich auch die Kommentare bei Instagram unter Hintereggers letztem Post, in dem er den "Hinti-Cup" bewirbt. "Nicht mehr tragbar für Eintracht Frankfurt!", schreibt unter anderem ein Nutzer.

Statement von Hinteregger

Inzwischen hat sich Hinteregger selbst zu den Vorwurfen geäussert und auch bereits Konsequenzen aus den Recherchen gezogen.

"Es ist unglaublich, dass ein Unbekannter solche Dinge über mich behaupten kann. Ich bin ebenso wie die Familie Sickl in Sirnitz verwurzelt, ich möchte meinen Fans, Gönnern und Unterstützer von Kindesbeinen an mit dem "Hinti-Cup" meine Wertschätzung zeigen und mich bedanken, und habe mich aus diesem Grund um eine geeignete Location umgesehen", schreibt Hinteregger bei Instagram. Er habe keine Kenntnisse über vergangene oder zukünftige Aktivitäten seitens der Familie Sickl. Aufgrund des aktuellen Wissenstandes werde "mit sofortiger Wirkung" jegliche Geschäftsbeziehung zur Familie Sickl abgebrochen, schreibt Hinteregger weiter.

"Ich habe durch meine Zeit im Profifussball und auch privat Freunde auf der ganzen Welt, und weise Anschuldigungen, dass ich rechts orientiert bin klar ab, und setze mich weiter gegen jegliche Art der Diskriminierung ein!", beendet Hinteregger sein Statement.

Auch Frankfurt äussert sich

Auch Eintracht Frankfurt hat inzwischen Stellung bezogen: Der Verein habe keine Kenntnis von Inhalt und Form der Geschäftsbeziehungen Martin Hintereggers im Zusammenhang mit dem sogenannten Hinti-Cup", heisst es auf der Webseite des Vereins. Die "geschäftliche und gesellschaftsrechtliche Nähe zu einem Vertreter des rechten politischen Spektrums in Österreich" verlange eine klare Distanzierung, heisst es zudem in der Stellungnahme.

Die Nachricht von Hintereggers Geschäftsbeziehungen dürfte das ohnehin etwas angespannt wirkende Verhältnis zwischen Spieler und Verein nur verstärken. "In diesem Jahr ist sehr viel in die Brüche gegangen. Mir wurde im Spätherbst und zwischen den Viertelfinal-Spielen gegen Barcelona gesagt, dass ich im Sommer gehen soll", hatte der 29 Jahre alte Hinteregger unlängst gegenüber der österreichischen "Kronen-Zeitung" verlauten lassen. Eine Verlängerung des bis 2024 gültigen Vertrags sei demnach "Blödsinn". Vor allem Eintracht Frankfurts Präsident Peter Fischer hatte sich immer wieder mehr als deutlich gegen Nazis und rechtsextreme Strömungen ausgesprochen.

Quellen:
  • "Standpunkt.press": Die rechten Verbindungen des Martin Hinteregger
  • "Kurier.at": Geschäfte mit Rechtsextremem? ÖFB-Star Hinteregger in Erklärungsnot
  • "Standard.at": Angelobung von Grazer FPÖ-Gemeinderat Sickl unter Protest
  • "Hinticup.at"
  • Instagram-Seite von Martin Hinteregger
  • dpa
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