Wie ist der FC Bayern München mittelfristig zu stoppen? Berti Vogts sprach sich in der "Sport1"-Sendung "Doppelpass" am Sonntag für eine Umverteilung der TV-Gelder aus, um die nationale Dominanz des FCB einzudämmen. Paul Breitner watschte den Ex-Bundestrainer dafür ab. Zudem erklärte Breitner, wie man gegen die Bayern spielen müsse und wer die Münchner überhaupt schlagen könne. Doch wie viel Wahrheit steckt in den Ansichten des Bayern-Scouts?

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These 1 von Paul Breitner: TV-Gelder sollen nicht umverteilt werden

Der FC Bayern München marschiert in der Bundesliga vorneweg - und zahlreiche Fans fragen sich, wie die Dominanz des FCB mittelfristig eingeschränkt werden kann. Berti Vogts hatte in der "Sport1"-Sendung "Doppelpass" am Sonntag für die Lösung dieses Problems folgenden Ansatz: "Wir müssen dahin kommen, dass wir die kleineren Klubs subventionieren. Zum Beispiel in Form einer Umverteilung der Fernsehgelder." Für Bayern-Scout Paul Breitner ein völlig unverständlicher Vorschlag. Der 63-Jährige kanzelte Vogts Idee mit deutlichen Worten ab: "Wir können für die Unfähigkeit der anderen Klubs doch nichts! Und wenn wir jetzt dahingehend bluten müssen, dass Gelder umverteilt werden, ist das einfach nur Schmarrn!". Doch ist das wirklich so ein Schmarrn?

Fakt ist: Der FC Bayern München ist momentan der Bundesliga-Verein, der die meisten nationalen TV-Gelder kassiert. Als amtierender Meister erhielt der FCB bereits vor Saisonbeginn drei Millionen Euro Platzierungsgeld. Borussia Dortmund als Vizemeister bekam 2,5 Millionen Euro, der FC Schalke 04 als Dritter zwei Millionen Euro, die Teams auf den Plätzen vier bis sechs 1,5 Millionen Euro und die übrigen Teams 1,25 Millionen Euro.

Noch grösser werden die Unterschiede bei den TV-Einnahmen: Wie aus einem Bericht des "Kicker" im Juli 2014 hervorgeht, erhalten die Bundesligaklubs in der aktuellen Saison 513,6 Millionen Euro an nationalen Fernsehgeldern - in den folgenden beiden Spielzeiten erhöht es sich erst auf 531, dann auf 539 Millionen Euro. Bei der Verteilung der TV-Gelder sind Platzierungen der vergangenen fünf Jahre relevant. Folglich kassieren auch hier die zuletzt so erfolgreichen Münchner am meisten. Der Rekordmeister nimmt einer Tabelle des "Kicker" zufolge in dieser Spielzeit über 37 Millionen Euro an nationalen TV-Geldern ein. Die im Mittelfeld dieses Rankings liegenden FSV Mainz 05 und SC Freiburg kassieren lediglich rund 30 Millionen Euro. Die Aufsteiger 1. FC Köln (19,9 Millionen Euro) und SC Paderborn (18,62 Millionen Euro) müssen sich mit deutlich weniger begnügen. Paderborn nimmt somit durch Fernsehgelder nur halb so viel ein wie der FC Bayern.

Des Weiteren erhalten die Münchner weitere TV-Einnahmen aus der internationalen Vermarktung. In der Vorsaison, als die Münchner in das Halbfinale der Champions League einzogen, nahm der FCB so über zehn Millionen Euro ein.

Allein durch Platzierungsgeld sowie nationale und internationale TV-Einnahmen kassieren die Münchner in einer Saison 18 Millionen Euro mehr als der Durchschnitt - und fast 31 Millionen Euro mehr als der SC Paderborn. Hinzu kommen weitere enorme Umsätze wie beispielsweise durch Zuschauereinnahmen und den Verkauf von Merchandise-Artikeln, die den Gesamtumsatz beim FC Bayern für die Saison 2013/14 auf 528 Millionen Euro steigerten.

Angesichts dieser monetären Diskrepanz des FC Bayern und den "Kleinen" der Liga ist Vogts' Vorschlag mehr als nur eine Überlegung wert.

These 2 von Paul Breitner: Gegen den FC Bayern München muss man defensiv agieren

Mit 0:4 ging der FC Augsburg am vergangenen Spieltag gegen den FC Bayern München unter - was nach Breitners Ansicht auch an der Spielweise der Schwaben lag. "Die Augsburger greifen am liebsten schon bei uns auf der Torlinie an. Bei dem Tempo, das unsere Mannschaft vorgibt, brauchst du Kondition für fünf Stunden", sagte Breitner über die Mannschaft von Markus Weinzierl, die alle vier Gegentreffer in der zweiten Halbzeit kassierte. "Ich reib mich doch nicht sinnlos in der Hälfte der Bayern auf, sondern stehe dann tiefer, um dann so zu kontern, denn mehr ist momentan gegen uns nicht möglich."

Fakt ist: In dieser Saison hat es noch keine Bundesliga-Mannschaft geschafft, den FC Bayern München zu bezwingen - egal mit welcher taktischen Ausrichtung. Jedoch wackelten die Münchner stets dann, wenn sie selbst unter Druck gesetzt wurden. Am 9. Spieltag hätte es für den FCB im Gastspiel bei Borussia Mönchengladbach beinahe die erste Niederlage dieser Bundesliga-Saison gesetzt, wenn Manuel Neuer nicht mehrfach stark pariert hätte.

Auch bei den anderen beiden Unentschieden dieser Saison gegen den Hamburger SV (0:0) und den FC Schalke 04 (1:1) setzte der Gegner immer wieder Nadelstiche. Auch Borussia Dortmund und zuletzt Bayer Leverkusen spielten zu Beginn der Partie munter nach vorne, der BVB wurde sogar mit dem zwischenzeitlichen 1:0 belohnt. Im zweiten Durchgang gelang es den Münchnern aber sowohl gegen den BVB als auch gegen Leverkusen, eine Schippe draufzulegen und letztlich den Sieg einzufahren.

Nur wer die Münchner beschäftigt, hat eine Chance, überhaupt etwas mitzunehmen. Natürlich kann es, wie beim FC Augsburg geschehen, auch nach hinten losgehen. Doch immerhin gab sich der FCA nicht von vornerein geschlagen.

Die letztlich klare Niederlage der Augsburger sollte die kommenden Bayern-Gegner nicht abschrecken: Vielmehr sollten diese ebenso wie der FCA ihr Glück in der Offensive suchen - nur so kann man die Bayern wirklich ärgern.

These 3 von Paul Breitner: Nur Real Madrid und der FC Barcelona können den FC Bayern München momentan schlagen

"Im Moment ist es so, dass vielleicht Real Madrid und der FC Barcelona die Gegner wären, gegen die man verlieren könnte. Aber gegen wen soll unsere Mannschaft sonst verlieren?", fragte Breitner in die Runde der Fussball-Experten des "Doppelpass".

Fakt ist: In der Bundesliga sind die Münchner ihren Konkurrenten enteilt - klare Siege, egal ob zu Hause oder auswärts, gehören zum Alltag. Und auch in der Champions League zeigt die Mannschaft von Trainer Pep Guardiola, dass sie zur absoluten Weltspitze gehört. Besser als beim 7:1-Sieg in Rom kann man fast nicht spielen.

Doch: Manchester City hat es den Münchnern zweimal schwer gemacht. Der 1:0-Sieg am 1. Spieltag kam erst kurz vor Schluss zustande. Das Rückspiel, das die Bayern trotz vorzeitigem Gruppensieg mit vollem Ernst angingen, wurde sogar verloren.

Dass die Bayern mühelos durch die Gruppenphase marschieren werden, war zu erwarten. Auch der kommende Achtelfinal-Gegner Schachtjor Donezk dürfte keine Hürde darstellen.

Doch spätestens ab dem Viertelfinale dürfte es schwerer werden. Dann sind Duelle mit sämtlichen Top-Teams möglich. Und nicht nur Real, Barca oder Chelsea, sondern auch Mannschaften wie Vorjahresfinalist Atletico Madrid, Frankreichs Meister Paris St. Germain oder eben Manchester City könnten ganz schnell zum Stolperstein werden.

Einzig Real Madrid befindet sich momentan auf Augenhöhe mit dem FC Bayern. Dennoch ist jedes internationale Top-Team in der Lage, die Bayern zu ärgern - und an einem richtig guten Tag sogar in der Lage, die Bayern zu schlagen.

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