Offensichtlich weiss der DFB selbst nicht, welche Lehren er aus den jüngsten Turnierpleiten ziehen soll. Dies beweist der Zick-Zack-Kurs bezüglich der angekündigten Reform im Jugendfussball. Jetzt sorgt Verband-Vize Hans-Joachim Watzke für Aufsehen.
Vizepräsident Hans-Joachim Watzke hat den bisherigen Plänen des Deutschen Fussball-Bundes (DFB) hinsichtlich der Abschaffung des Leistungsprinzips im Kinderbereich eine Absage erteilt und eine Reform der Reform angekündigt. Watzke bezeichnete die geplanten Änderungen beim DUP-Unternehmertag in Essen als "unfassbar" sowie "für mich nicht nachvollziehbar" und sprach von einem "grundsätzlich falschen Ansatz".
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Der neue DFB-Direktor Hannes Wolf muss liefern
Laut Watzke hat die DFB-Spitze bereits beschlossen, dass der neue DFB-Direktor Hannes Wolf "in den nächsten ein, zwei Jahren Handlungsalternativen aufzeigen" soll.
Der DFB hatte Ende August Ex-Bundesligacoach Wolf als neuen für den Nachwuchs zuständigen Direktor vorgestellt. Der 42-Jährige hatte die Nachwuchsreform ausführlich erläutert und verteidigt. Zuletzt war die Umstrukturierung der Nachwuchs-Wettbewerbe und die Abschaffung der bisherigen A- und B-Junioren-Bundesligen beschlossen worden.
Ursprünglich wollte der DFB ab 2024 neue Spielformen im Nachwuchsbereich umsetzen. Damit sollte in den Altersklassen von der U6 bis zur U11 der Leistungsdruck minimiert und die sportliche Entwicklung der Kinder stärker in den Vordergrund gerückt werden.
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Kernpunkt der Kritik ist immer wieder, dass es angeblich nicht mehr ums Gewinnen und Verlieren geht. "Wenn du als Sechs-, Acht- oder Neunjähriger nie das Gefühl hast, was es ist, zu verlieren, dann wirst du auch nie die grosse Kraft finden, um auch mal zu gewinnen", äusserte Watzke.
Watzke sieht ein gesamtgesellschaftliches Problem
"Wenn wir Angst haben, dass ein Achtjähriger komplett aus dem Lebensgleichgewicht geworfen wird, weil er mal 5:0 mit seiner Mannschaft verliert, dann sagt das auch sehr viel über die deutsche Gesellschaft aus."
Ab 2024 sollen neue Spielformen etabliert werden. Im Kern sehen diese in bestimmten Altersklassen kleinere Mannschaftsgrössen auf kleineren Spielfeldern vor und lösen die bisherigen Wettbewerbsangebote als feste Formate ab. "Es gab ja auch die Diskussion, nicht mehr auf Tore zu spielen. Demnächst spielen wir dann noch ohne Ball", sagte Watzke. "Oder wir machen den eckig, damit er den etwas langsameren Jugendlichen nicht mehr wegläuft. Ich glaube, dass das grundsätzlich der falsche Ansatz ist."
Home-Office-Mentalität
Watzke kritisierte, es gebe "im DFB und in der Gesamtgesellschaft viele Leute, die sagen: Wir müssen weniger Leistungsdruck und Stress am Arbeitsplatz und lieber ein bisschen mehr Home-Office haben. Wir müssen alle fröhlich und friedlich sein und uns alle gut vertragen und am Ende gucken, dass wir noch einen finden, der das Ganze bezahlt." Das gelte auch schon im Nachwuchsfussball, meinte der Funktionär. "Das darfst du nicht unterschätzen. Und ich halte es für völlig falsch." (sid/dpa/hau)
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