Manuel Neuer, Lionel Messi oder Cristiano Ronaldo: Wer hat die besten Chancen auf den "Ballon d'Or"? Alle drei Fussballer haben eine grandiose Saison hinter sich. Am Ende zählt aber nicht nur die Leistung. Wir machen den Weltfussballer-Check.

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Manuel Neuer, Cristiano Ronaldo und Lionel Messi haben sich gegen 20 andere Bewerber durchgesetzt und stehen in der Endauswahl zum Weltfussballer des Jahres 2014. Die Shortlist der Fifa, gewählt von Sportjournalisten, Nationaltrainern und Kapitänen, gilt seit ihrer Einführung vor 23 Jahren als wichtigste Einzelauszeichnung im Mannschaftssport Fussball.

Bis zum 12. Januar darf nun gerätselt werden, wer am Ende die Krone davonträgt. Dann werden auf einer Gala in Zürich alle Gewinner - gewählt werden neben den Männern unter anderem auch die Fussballerin und der Trainer des Jahres - gekürt.
Gegen die beiden Grössten des Welt-Fussballs dürfte es Manuel Neuer ziemlich schwer haben. Aber auch der Weltmeister hat einige gute Argumente auf seiner Seite, die die Wahl hoffentlich bis zum Ende spannend halten. Wer hat die grössten Chancen und macht am Ende das Rennen?

Cristiano Ronaldo

La Decima, der zehnte Sieg in der Champions League für Real Madrid, hat Cristiano Ronaldos Jahr auf Vereinsebene zum besten seiner Karriere gemacht. Sagenhafte 17 Tore hat CR7 in elf Partien in der Königsklasse erzielt und damit einen neuen Rekord aufgestellt. In der Liga waren es 31 Tore in 30 Spielen der abgelaufenen Saison, momentan steht der Portugiese bei unglaublichen 20 Treffern bei zwölf Einsätzen in der Primera Division. Der Titelverteidiger hat seine Statistiken nochmals in die Höhe getrieben: Für Ronaldo erscheint kaum noch ein Rekord unerreichbar.

Allerdings, und das bleibt auch nach mehr als einem Jahrzehnt sein ganz grosses Manko, ging CR7 mit der Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft einmal mehr geradezu unter. Zwar schoss Ronaldo sein Land mit vier Toren in den Playoffs gegen Schweden im Alleingang nach Brasilien, beim Endturnier enttäuschte der 29-Jährige dann aber ebenso wie seine komplette Mannschaft.
Ronaldo war sicherlich der spektakulärste Feldspieler des bald ablaufenden Kalenderjahres. Der Makel des Unvollendeten auf Verbandsebene bleibt aber hartnäckig an ihm haften. Ein Nachteil, wenn es in einem WM-Jahr am Ende um den Titel geht.
Karl-Heinz Rummenigge sieht Ronaldo trotzdem wieder ganz vorne. "Ich befürchte, es wird wieder Ronaldo werden. Wir in Deutschland haben leider das Handicap, dass ganz Südamerika und Teile von Asien da ein Stück weit in eine Richtung neigen und sich von den Champions-League-Spielen beeindrucken lassen. In einem Jahr der Weltmeisterschaft müsste aber die WM das entscheidende Kriterium sein."

Lionel Messi

Als Serientäter hat es natürlich auch La Pulga in die engere Auswahl geschafft. Von 2009 bis 2012 holte sich Lionel Messi viermal den Titel, vergangenes Jahr musste er sich seinem ewigen Widersacher Ronaldo geschlagen geben. In der Liga und der Königsklasse steht er derzeit bei 17 Toren in 18 Spielen.
Vor allen Dingen aber hat Messi vor wenigen Tagen erst die Fussballwelt elektrisiert: Sein Dreierpack gegen den FC Sevilla waren seine Ligatore 251 bis 253 in Spanien. Damit hat er den Uralt-Rekord von Bilbao-Legende Telmo Zarra pulverisiert, der in der Primera Division fast sechs Jahrzehnte Bestand hatte. Und in der Champions League gehört ihm der Torrekord für seine - momentan - 74 Treffer im wichtigsten Vereinswettbewerb der Welt.
Messis grosses Manko im Vergleich zu Ronaldo und Neuer: Er blieb sowohl mit Barca als auch mit der argentinischen Nationalmannschaft ohne grossen Titel in diesem Jahr. Auf Klubebene war Messi in den entscheidenden Partien nie voll da, enttäuschte in der Champions League, in der Liga und in der Cop del Rey in den engen Spielen.
Dafür führte er sein Land bei der WM fast im Alleingang bis ins Finale. Ohne Messis Tore hätte die Albiceleste womöglich nicht einmal die Vorrunde überstanden. Am Ende fehlt aber auch ihm der ganz grosse Schritt: der WM-Titel mit Argentinien.

Manuel Neuer

Nach langer Zeit hat es wieder ein Deutscher in die Vorauswahl der drei Besten der Welt geschafft. Welttorhüter ist der Bayern-Star ja bereits, die Wahl zum weltbesten Spieler des Jahres wäre ein Meilenstein nicht nur für Neuer, sondern auch für seinen Berufsstand.
So wie Ronaldo und Messi sich seit Jahren auf immer neue Höhen treiben und einen Rekord nach dem anderen knacken, hat Neuer etwas Nachhaltiges geschafft: Er hat das Torhüterspiel auf ein neues Level gehoben und wird damit zu einer Art Rollenmodell für nachfolgende Generationen an Keepern.

Neuers Saison war bis auf eine Partie - das 0:4 in der Champions League zu Hause gegen Real Madrid - perfekt. Seine statistischen Werte sind schlicht überragend, sein Einfluss auf den Gewinn des WM-Titels im Sommer war riesig. "Wenn Manuel Neuer die Wahl gewinnen würde, wäre es auf jeden Fall gerecht", findet Xabi Alonso.
Und es wäre ein Novum: Lediglich Fabio Cannavaro im Jahr 2006 konnte die Front der Offensivspieler durchbrechen und als bisher einziger Defensivspieler den Pokal abholen. Ein Torhüter hat die höchste Einzelauszeichnung im Weltfussball noch nie überreicht bekommen. Manuel Neuer könnte der erste werden - und 23 Jahre nach Lothar Matthäus auch der erste Deutsche, der es ganz nach oben schafft.
Aber: Manuel Neuer hat den Nachteil, dass er bei einem deutschen Verein spielt - und die Bundesliga ist in Fernost und im südamerikanischen Raum deutlich weniger präsent als die Premier League - oder eben die sportliche Heimat von Messi und Ronaldo, die spanische Primera Division.

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