Seit Mai trainiert Sabrina Wittmann die Profis des FC Ingolstadt – aus der Interims- wurde eine Cheftrainerin. Dabei kann die 33-Jährige eigentlich nur wenig mit dem Begriff anfangen, wie sie nun im Rückblick auf ihre Anfangszeit erklärte.

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Anfang Mai sorgte Sabrina Wittmann für Schlagzeilen: Die bislang eher unbekannte Nachwuchstrainerin des FC Ingolstadt übernahm die Profis der Dritten Liga interimsmässig von Michael Köllner. Ein Novum, denn mit dem Schritt wurde Wittmann zur ersten Cheftrainerin im deutschen Männer-Profifussball.

Rund einen Monat später wurde aus der Interims- eine Dauerlösung. Und mittlerweile ist hat sich die Aufregung um die Person Sabrina Wittmann auch wieder etwas gelegt. Auf dem Fussball-Kongress in Ingolstadt hat die 33-Jährige über ihre Anfänge bei den Profis vor einigen Monaten gesprochen und dabei auch offene Einblicke gegeben.

Die erste Pressekonferenz als "grösste Unbekannte"

Im Gegensatz zu ihren vorherigen Posten, Wittmann trainierte zuvor verschiedene Nachwuchsmannschaften der Schanzer, gehe es auch jetzt nach wie vor hauptsächlich um Fussball, was "eine sehr schöne Erkenntnis" sei, wie sie erklärte. Dennoch gebe es schon ein paar Begleiterscheinungen, "die ich so in der U19 weniger hatte", erklärt Wittmann.

Vor allem zu Beginn seien das ihr zufolge einige Nebenschauplätze gewesen. "Die musste ich mitnehmen – egal, ob ich jetzt wollte oder nicht." Ein Beispiel für einen solchen Nebenschauplatz sei die erste Pressekonferenz bei den Profis gewesen, die direkt am Tag der Interims-Bekanntgabe stattgefunden hatte. Für Wittmann sei die Pressekonferenz "die grösste Unbekannte" gewesen, "auf die ich so nie in meinem Leben vorbereitet war".

Wittmann gab am Mittwoch Einblicke in ihre ersten Tage als Profitrainerin und erklärte, wie sie zum Start direkt das Gespräch mit dem Mannschaftsrat und dem Team gesucht hatte. Ihr sei es wichtig gewesen, ehrlich zu den Spielern zu sein. "Ich wollte ihnen sagen, wie ich mich fühle und ihnen klarmachen, dass es mit Sicherheit auch Situationen geben wird, die ich zum ersten Mal durchmache. Dass ich sicherlich auch mal die ein oder andere Schulter brauchen werde – und ich meine mich zu erinnern, dass ich das damals dem Mannschaftsrat gegenüber in diesem Moment auch sehr ehrlich rübergebracht und mich geöffnet habe."

"Ich weiss, ich bin Cheftrainerin, aber ich mag das Wort 'Chef' in diesem Zusammenhang nicht so gerne."

Ingolstadt-Trainerin Sabrina Wittmann

Die Ingolstadt-Trainerin ist eine Teamplayerin, das stellte sie beim Fussball-Kongress nochmals heraus. "Ich weiss, ich bin Cheftrainerin, aber ich mag das Wort 'Chef' in diesem Zusammenhang nicht so gerne", erklärte sie. Vielmehr sei sie der Meinung, dass aus einer Gruppe heraus eine sehr grosse Kraft entstehe. Deswegen versuche sie, Trainerteam und Spielern immer wieder das Gefühl zu geben, "dass das hier ein Miteinander ist".

Auch die Verantwortlichen in Ingolstadt sind sehr zufrieden mit Wittmann als Trainerin. Man sei stolz, eine Trainerin in den eigenen Reihen zu haben, die ihren Weg so konsequent, gut und erfolgreich gegangen ist, erklärte Sport-Geschäftsführer Dietmar Beiersdorfer auf dem Fussball-Kongress im Gespräch mit unserer Redaktion. "Wir sind einfach von ihr überzeugt, dass sie alles hat, was man braucht, um eine gute Trainerin in der Profiliga zu sein. Die Entscheidung haben wir damals mit voller Überzeugung getroffen und wir sind nach wie vor sehr zufrieden mit ihr", stellte Beiersdorfer klar.

Ingolstadt ist aktuell nur Tabellenelfter

Trotz eines aktuell eher mässigen elften Tabellenplatzes, der deutlich hinter den eigenen Ansprüchen der Schanzer liegt, scheint es zwischen Trainerin und Spielern zu stimmen. Und das auch, obwohl das Vertrauen zu Beginn vielleicht noch nicht komplett da war, wie Wittmann offenbarte: "Ich glaube nicht, dass das Vertrauen mit einem Knopfdruck da ist, sondern dass es schon auch eine Sache ist, die wachsen muss, die nicht benannt werden kann, sondern auch gefühlt werden muss."

Sie würde lügen, wenn sowohl sie als auch die Mannschaft der Sache von Beginn an blind vertraut hätten. Erstmal habe es ein Abtasten von beiden Seiten gegeben. Was sie aber zum heutigen Zeitpunkt ohne Zweifel sagen könne, ist, "dass sich die Jung sehr darauf eingelassen haben".

Wittmann ist froh um das Vertrauen von Verein und Team, das ist aus ihren Aussagen klar herauszuhören. Etwa, wenn sie sagt: "Mit den Jungs macht es unglaublich viel Spass und es fühlt sich einfach richtig gut an." Nun muss es nur noch in der Tabelle etwas weiter nach oben gehen – dann könnte Sabrina Wittmann in einigen Monaten vielleicht wieder für Schlagzeilen sorgen.

Verwendete Quellen

  • Talk "Forum 'Sport & Fussball'" beim Fussball-Kongress in Ingolstadt
  • Gespräch mit Dietmar Beiersdorfer
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