Manuel Neuer ist zurück – als Nummer eins im Tor und als Kapitän der deutschen Nationalmannschaft. Doch sein langes Fehlen hat gezeigt: Auch andere Spieler im DFB-Team gehen als Leader voran und haben den Mut, Kritik zu üben. Etwa Thomas Müller, Mats Hummels und Jerome Boateng. Die Anführer für die WM in Russland.

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Er ist wieder da. Auf dem Rasen, im Tor, als Kapitän der deutschen Nationalmannschaft.

Joachim Löw schickt Keeper Manuel Neuer nach monatelanger Verletzungspause als Nummer eins im Tor zur Weltmeisterschaft in Russland. Gleichzeitig bedeutet das: Er wird die Kapitänsbinde tragen.

Neuer geniesst vollstes Vertrauen und höchstes Ansehen bei Bundestrainer Joachim Löw.

Bevor seine WM-Teilnahme feststand, stellte Löw im Trainingslager in Eppan (Südtirol) klar: "Wenn er dabei sein wird, wird er sicher spielen." Sprich: Kommt er mit, dann als Nummer eins. Im Tor. Im Team.

Neuers Stellvertreter: Müller, Boateng, Hummels

Neuers lange Verletzungspause täuscht nicht darüber hinweg, dass sich auch andere Nationalspieler in den Vordergrund gespielt und Verantwortung übernommen haben.

Allen voran steht Dauerbrenner Thomas Müller, der mit 90 Länderspieleinsätzen eine enorme Wertschätzung von Joachim Löw geniesst.

Der 28-Jährige ist sich nicht zu fein dafür, auszusprechen, was ihn bewegt. In allen vier WM-Qualifikationsspielen vergangenen Herbst übernahm er Neuers Amt. Ein würdiger Nachfolger wäre er – und von allen geschätzt.

Die Bayern-Spieler gehen auch im DFB-Team voran

Die Bayern-Fraktion dominiert auch im DFB-Team. Neben Müller prescht das Innenverteidiger-Duo Boateng/Hummels unter Jogi Löw nach vorne und bezieht Stellung.

Mats Hummels scheut sich nicht, kritisch gegen einen Mitspieler auszusagen. Etwa gegen Leroy Sané, nachdem Löw ihn aus dem endgültigen Kader gestrichen hatte.

"Er hat hier nicht das Standing eines Thomas Müller oder Mesut Özil. Ich bin mir sicher, das wird bei ihm noch kommen. Aber wir haben viele super Alternativen. Da muss man ehrlich sagen, dass die vielleicht im DFB-Trikot bislang häufiger sehr gute Leistungen abgerufen haben", so der Innenverteidiger auf dem Medientag in Eppan.

Mit 63 Länderspielen gehört er zu den erfahrenen Kräften im Kader des Weltmeisters, ebenso wie Abwehr-Kollege Jerome Boateng, der sieben Spiele mehr bestritten hat.

Während Neuers Abwesenheit erhob auch er Anspruch auf die Kapitänsbinde, ging als Spielführer im Test gegen Brasilien Ende März auf den Platz.

Dass auch er kein Blatt vor den Mund nimmt, bewies der zuletzt verletzte Boateng mit seiner aussergewöhnlich harten Kritik nach dem 1:1 im März gegen Spanien, für die er sich noch rechtfertigte:

"Ich fand zum einen nicht schlimm, was ich gesagt habe. Und zum anderen ist es wichtig, die Dinge klar anzusprechen, wenn wir im Sommer erfolgreich sein wollen. Und ich finde es wichtig, das jetzt zu tun. Wenn es zu spät ist, gucken wir uns alle blöd an", sagte er im "kicker". Boateng zeigt, wo es langgeht.

Khedira büsst ein – Kroos ist der stille Anführer

Der sportliche Anführer auf dem Feld hingegen ist Toni Kroos. Er dirigiert, ist der Motor in Löws System. Sein vierter Champions-League-Titel verleiht ihm zusätzliches Ansehen in der Weltmeisterriege.

Wenn von ihm auch hin und wieder kritische Töne kommen, ein typischer Anführer ist er abseits des Rasens nicht. Da lässt er Müller, Hummels und Boateng den Vortritt.

Während der Real-Star bewusst im Hintergrund agiert, musste Juves Sami Khedira in den vergangenen Jahren in der DFB-Hierarchie zurückstecken. Seit der Europameisterschaft 2016 spielte er nur neun von 23 Spielen im Nationaltrikot.

Der 31-Jährige war häufig verletzt, der Bundestrainer testete Konkurrenten im defensiven und zentralen Mittelfeld.

Kürzlich sprach Khedira davon, dass er vor etwa zwei Jahren an ein Karriereende dachte. Nun will er sich zurückkämpfen.

"Ich kann den Rundumblick haben, kann Mitspieler besser führen und andere Aufgaben intensiver übernehmen", sagte er im Trainingslager

Joshua Kimmich: Der Junior-Anführer

Während die Führungsspielerriege das Alter von 30 Jahren überschritten hat (Manuel Neuer, 32, Sami Khedira, 31) oder in absehbarer Zeit überschreiten wird (Mats Hummels, 29, Jerome Boateng, 29, Thomas Müller, 28), zieht Joachim Löw die Nachfolgegeneration heran.

Deren unbestrittener Anführer ist Joshua Kimmich – sportlicher Nachfolger von Weltmeister Philipp Lahm.

Darüber hinaus könnte er eines Tages auch Kapitän werden. Die passenden Ansagen macht der 23-Jährige, der bereits 28 Länderspiele absolviert hat, bereits.

"Wenn ich auf dem Platz etwas zu sagen habe, dann sage ich das auch", so Kimmich in Eppan.

Um ehrliche Worte und eine klare Richtung seiner Spieler muss sich Joachim Löw während der WM wohl keine Sorgen machen.

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