- Seit über einem Jahr sitzt Whistleblower Abdulla Ibhais, Ex-Medienchef der WM, in einem katarischen Gefängnis.
- Nun erhebt seine Familie erneut schwere Vorwürfe: Ibhais soll gefoltert worden sein.
Eine Klimaanlage als Foltergerät, körperliche Attacken und Isolation in völliger Dunkelheit - es sind schwerwiegende Vorwürfe, die die Familie des Whistleblowers Abdullah Ibhais erhebt. Kurz vor Turnierbeginn soll der "Gefangene der WM 2022", wie die Angehörigen ihn nennen, in einem katarischen Gefängnis gefoltert worden sein. Die FIFA und die umstrittenen Gastgeber stehen in der Kritik.
Seit rund einem Jahr sitzt der frühere Kommunikationschef des WM-Organisationskomitees in Haft, er hatte sich für Arbeitsmigranten eingesetzt - und gegen OK-Chef Hassan Al-Thawadi gestellt. In einem von der Menschenrechtsorganisation Fair Square veröffentlichten Brief machte die Familie nun einmal mehr auf Ibhais' Schicksal aufmerksam.
Ibhais soll gefoltert worden sein
Anfang November habe Ibhais vier Tage "in völliger Dunkelheit in Einzelhaft verbracht, nachdem er körperlich angegriffen worden war".
Ibhais soll sich laut den Angaben der Familie in einer zweimal ein Meter grossen Zelle mit einem Loch im Boden als Toilette und "bei Temperaturen nahe dem Gefrierpunkt" befunden haben. Dazu sei die Klimaanlage "als Folterinstrument" eingesetzt worden, hiess es.
"Ich hatte bereits mehrere blaue Flecken von den Übergriffen der Gefängniswärter und zitterte die ganze Zeit, da die kalte Luft, die auf mich gerichtet war, nie aufhörte", sagte Ibhais, der in dem Schreiben ebenfalls zu Wort kommt: "Ich habe in diesen vier Tagen kaum geschlafen."
Al-Thawadi wollte wohl negative Berichterstattung verhindern
Der Fall Abdullah Ibhais ist auch ein Fall Hassan Al-Thawadi. Der WM-Organisationschef, so legen es Protokolle eines WhatsApp-Chats nahe, über die die Sportschau und das norwegische Fussballmagazin Josimar berichtet hatten, wollte 2019 eine kritische Berichterstattung über die WM verhindern. Damals gingen Bilder von streikenden Gastarbeitern um die Welt.
Wegen der angeblichen Annahme von Bestechungsgeldern wurde Ibhais später zu einer dreijährigen Haftstrafe verurteilt. Seine Familie sprach von einem "Willkür-Urteil" und einem "Scheingericht".
In dem Brief richtet sich Ibhais' Familie auch an die FIFA und deren Präsidenten Gianni Infantino. Sie seien "mitschuldig" an Abdullahs Inhaftierung, die Angehörigen kritisierten das "Schweigen" und die "Gleichgültigkeit" des Weltverbandes. Zudem forderten sie die sofortige Freilassung.
Fair Square wendet sich laut Medienberichten in dem Fall an die Arbeitsgruppe der Vereinten Nationen (UN) für willkürliche Inhaftierungen. Die FIFA und das WM-OK bestätigten dem britischen Guardian, Kenntnis über die Inhalte des Briefs zu haben. (sid/ska)
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