- Ein Spionageskandal erschüttert den Weltfussball nur 18 Tage vor Beginn der WM in Katar.
- Katar soll bei einer Geheimoperation Fifa-Funktionäre ausgespäht haben, um diese zu manipulieren.
- Die Anweisungen für die Spionage kamen von oberster Stelle.
Katar soll mithilfe von ehemaligen CIA-Agenten mehrere Fifa-Funktionäre ausspioniert haben. Wie Recherchen des Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) aufdecken, sollen an der Operation mindestens 66 Agenten auf fünf Kontinenten aktiv gewesen sein.
Auch der damalige Kronprinz und heutige Emir von Katar Tamim bin Hamad Al Thani soll in die Spionage involviert gewesen sein und sogar Teile davon selbst in Auftrag gegeben haben.
Für die Spionage wurde demnach die Firma des Ex-CIA-Agenten Kevin Chalker "Global Risk Advisors" von Katar beauftragt. Der Auftrag für den Ex-Spion begann dem SRF-Bericht zufolge schon vor der WM-Vergabe an Katar. Damals sollte Chalker mit seinem Team die gegnerischen WM-Bewerbungen für Katar ausspionieren.
Dokumente offenbaren "Plan zur Neutralisierung des Einflusses von Theo Zwanziger"
Nach der Vergabe der WM an Katar geriet die Fifa wegen der Menschenrechtslage in Katar und Korruptionsvorwürfen in der Öffentlichkeit unter Druck. Mehrere Funktionäre wollten die öffentliche Meinung nutzen und die WM in Katar doch noch verhindern. Unter ihnen war neben dem Präsidenten des australischen Fussballverbands, Frank Lowy, auch Ex-DFB-Präsident Theo Zwanziger.
Damit machten sich die Funktionäre zur Zielscheibe des katarischen Spionageauftrags. Aus einem Planungsdokument der Spione rund um den CIA-Agent Chalker zitiert der SRF: "Was wir erreichen müssen: Neun-Monats-Plan zur Neutralisierung des Einflusses von Theo Zwanziger und Frank Lowy."
Zwanziger wurde auf Linie gebracht
Die Spionagefirma wurde unter anderem damit beauftragt, belastende Informationen über Lowy zu sammeln und diese dem FBI zuzuspielen. Sollte bekannt werden, dass das FBI gegen Lowy ermittelt, hätte diese seinem Ruf geschadet und damit seine Kritik an Katar untergraben.
Bei Zwanziger sollen die Spione ein Netzwerk aufgebaut haben, das Kontakte bis in dessen Familie hinein knüpfte. Das Netzwerk sollte Zwanziger im Sinne von Katar manipulieren und seine Kritik gegenüber der WM-Vergabe eindämmen.
Laut Zwanziger, mit Erfolg. Gegenüber dem SRF erklärte er: "Da gab es einige, die mich in diese Richtung gebracht haben. Das lag natürlich im Interesse Katars. Also genau diese Denkveränderung herbeizuführen."
Zwanziger bezeichnete die Bespitzelung als "Tabubruch" und als "kriminell". Der Ex-DFB-Präsident versicherte, dass er trotz der Manipulationsversuche immer ein Gegner der WM geblieben sei, die er als "Krebsgeschwür des Weltfussballs" bezeichnet.
Fifa und Katar schweigen zu den Spionagevorwürfen
Von der Fifa fordert Zwanziger eine rasche Aufklärung: "Das ist ein solcher Skandal. Den müssten die aufgreifen, die verantwortlich sind. Fifa-Präsident Infantino als allererster. Aber der macht das natürlich nicht, weil er ein Vasall von Katar ist."
Fifa-Präsident Gianni Infantino äusserte sich noch nicht zu den Recherchen. Auch der Gastgeber Katar hüllt sich in Schweigen: Weder die katarische Botschaft in Bern noch das Kommunikationsministerium in Doha reagierten auf mehrere Anfragen des SRF.
Verwendete Quelle:
- SRF: Projekt Gnadenlos - Wie Katar in der Schweiz die Fussballwelt ausspionierte
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