Immer lauter werden die Stimmen, die eine WM-Teilnahme von Manuel Neuer infrage stellen. Mancher fordert sogar, Neuer selbst solle Löw eine schwierige Entscheidung abnehmen und freiwillig auf die WM verzichten. Das ist absurd.

Steffen Meyer
Eine Kolumne

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Es ist schon interessant, welche Dynamik die Debatte um eine mögliche WM-Nominierung von Manuel Neuer in den letzten Wochen nimmt.

Um es deutlich zusagen: Wir reden hier nicht über einen Nationalspieler aus der zweiten Reihe, sondern über den Kapitän des FC Bayern und der deutschen Fussball-Nationalmannschaft.

Es ist weniger als ein Jahr her, dass Neuer bei Trainern, Spielern und Experten als bester Torwart der Welt galt. Unangefochten.

Neuer hat nicht etwa eine schlechte Saison hinter sich oder das Torwartspiel verlernt. Er hat keinen altersbedingten Leistungsabfall erlebt. Er war einfach nur verletzt. Ist Neuer spielfähig, muss er natürlich mit zur WM in Russland.

Erfahrung, Charakter, Führungsstärke

Ein WM-Kader ist nie nur eine Momentaufnahme der aktuell formbesten Spieler. Ginge es danach, hätten Lukas Podolski, Miroslav Klose, Per Mertesacker oder Bastian Schweinsteiger im siegreichen WM-Kader von 2014 nichts zu suchen gehabt.

Natürlich spielen Kategorien wie Erfahrung, Charakter und Führungsstärke eine Rolle. Alles Argumente für Neuer.

Löw sollte ihm eine faire Chance geben, sich in der Vorbereitung und den verbleibenden Testspielen vor dem Eröffnungsspiel gegen Mexiko zu beweisen. Auch wenn dieses Thema dadurch die gesamte Vorbereitung überlagern wird.

Marc-André ter Stegen steht bereit

Fraglos: Mit Marc-André ter Stegen steht ein herausragender Ersatz bereit. Der 26-Jährige ist in Barcelona extrem gewachsen. Er hat diese unkontrollierte Wildheit, die sein Spiel in Mönchengladbach manchmal etwas beeinträchtigte, abgestellt.

Ter Stegen ist wie Neuer stark mit dem Fuss. Seine Reflexe auf der Linie dürften der deutschen Nummer 1 sogar überlegen sein. Dafür ist Neuer stärker in der Strafraumbeherrschung, im Herauslaufen und im 1 gegen 1.

Neuer ist eingespielt mit dem wahrscheinlichen Innenverteidiger-Duo Hummels/Boateng. Und er hat enorme Erfahrung in grossen Turnieren. Auch das hat er ter Stegen klar voraus.

Jupp Heynckes zeigte sich in den letzten Tagen optimistisch, dass Neuer körperlich in der Lage ist bei der WM zu spielen.

"Er hat 70, 80 Prozent des Mannschaftstrainings absolviert, das war sehr positiv. Es sah sehr, sehr gut aus - sehr erfreulich. Alles, was ein Torwart braucht, hat er gezeigt", schilderte Heynckes seine Eindrücke aus dem Training.

Löw und Torwarttrainer Köpke werden in diesen Tagen den engen Austausch mit Neuer und auch den Münchner Trainern suchen.

Sollten sich die Eindrücke der letzten Tage bestätigen wird Manuel Neuer am Dienstag im vorläufigen Kader der Nationalmannschaft für die Weltmeisterschaft stehen. Alles andere wäre töricht.

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