Auch zwei Tage nach dem WM-Finale spricht die Fussballwelt über die Geschehnisse bei der Siegesfeier der Spanierinnen. Verbandspräsident Rubiales hatte Hermoso auf den Mund geküsst. Auch wenn der Verband zu beschwichtigen versuchte, ist der Aufschrei dennoch riesig. Bei der deutschen Fussballelite gehen die Meinungen auseinander.
Luis Rubiales übergriffiges Verhalten gegenüber Spaniens Jennifer Hermoso bei der Siegesfeier der frischgebackenen Weltmeisterinnen spaltet auch zwei Tage nach dem Finale noch die Gemüter. Auch am Rande des "Sport Bild"-Awards wurde über das Thema kontrovers diskutiert.
"Ich glaube, man soll da nicht übertreiben", sagte beispielsweise
Rubiales sei wahrscheinlich emotionalisiert gewesen, führte der 67-Jährige aus. "Ich kann mich erinnern: Als wir letztes Mal die Champions League gewonnen haben, habe ich Männer geküsst - nicht auf den Mund zwar, aber aus Freude." Im Fussball sei Emotionalität wichtig, man solle die "Kirche im Dorf lassen", meinte Rummenigge.
Hopfen: "Ganz schwieriges Verhalten"
Donata Hopfen, die frühere Geschäftsführerin der Deutschen Fussball Liga, hat diesbezüglich eine völlig andere Meinung als Rummenigge. "Wenn das nicht von beiden Seiten gewollt ist, dann ist das ein ganz schwieriges Verhalten. Und das geht aus meiner Sicht so nicht, ist auch entsprechend kommentiert worden", sagte Hopfen: "Es kann übergriffig sein und so wirkt es tatsächlich auch."
BVB-Boss Hans-Joachim Watzke und DFB-Präsident Bernd Neuendorf, die Rubiales ebenfalls persönlich kennen, reagierten zurückhaltender. "Ich habe mir vorgestellt, man wäre in einer ähnlichen Situation: Ich glaube, ich hätte nicht so gehandelt", sagte Neuendorf der Deutschen Presse-Agentur. Watzke sagte: "Ich bin immer vorsichtig, aus der Distanz etwas zu beurteilen. Ich weiss nicht, was da vorher gewesen ist, ob die miteinander gesprochen haben oder ob das ein überschäumendes Gefühl der Freude war. Ich weiss es nicht, dafür musst du dabei sein und das war ich nicht, deshalb halte ich die Klappe."
Jonker über Rubiales: "Inakzeptabel" und "unglaublich"
Zuvor hatten sich bereits andere Fussballgrössen zu Rubiales Verhalten geäussert. Niederlandes Frauen-Nationaltrainer Andries Jonker hatte den Vorfall als "inakzeptabel" und "unglaublich" bezeichnet. Auch die deutsche Ex-Nationalspielerin Tabea Kemme empfand den Übergriff als völlig fehl am Platz. "Ich wünsche mir, dass die Menschen, die für den psychischen Machtmissbrauch im spanischen Verband verantwortlich sind, aus dem System genommen und sanktioniert werden", schrieb die Olympiasiegerin von 2016 am Montag in ihrer Kolumne für das Nachrichtenportal "t-online". (dpa/ska)
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