Kroatien fühlt sich auf dem Feld betrogen. Der erste Videobeweis der WM-Final-Geschichte leitet die Niederlage gegen Frankreich ein. Auch im Internet kochen Emotionen hoch. Nicht nur aus Experten-Sicht ist der Strafstoss-Pfiff des schwachen Argentiniers Pitana aber richtig.
Der Videobeweis ist erstmals auch in einem WM-Finale zum Einsatz gekommen - und hat gleich für heftige Diskussionen gesorgt. Schiedsrichter Nestor Pitana entschied erst nach mehr als zweiminütiger Unterbrechung und Studium der Videobilder auf Handspiel von Kroatiens
Antoine
Auf Hinweis von Video-Schiedsrichter Massimiliano Irrati aus Italien überprüfte der 43-Jährige vor Spielfortsetzung die Situation selbst am Spielfeldrand und gab Elfmeter. Vom Handspiel bis zur Entscheidung dauerte es 130 Sekunden.
Griezmann verwandelte dann in Minute 38 den Strafstoss zum zwischenzeitlichen 2:1, Perisic und seine Teamkollegen protestierten wütend beim argentinischen Referee.
So bewerten Experten die Entscheidung
Auch im Internet kochten während des 4:2-Siegs für Frankreich die Emotionen hoch. "Noooooooo!!!! Den kannst du nicht geben. Um Himmels Willen Videobeweis", twitterte Englands Ex-Stürmerstar Gary Lineker.
"Ich denke, jeder Spieler muss sich nächste Saison den Arm abschneiden", spottete Dänemarks Nationalspieler Yussuf Poulsen von RB Leipzig. Der Stürmer hatte in der Vorrunde gegen Australien (1:1) selbst einen Handelfmeter nach Video-Überprüfung gegen sich hinnehmen müssen.
"Man kann den Elfmeter geben. Ohne Videobeweis hätte es ihn nicht gegeben", analysierte der Schweizer Ex-Referee Urs Meier im ZDF und fügte spöttisch hinzu: "(FIFA-Präsident Gianni) Infantino hatte gesagt, dass er mehr Gerechtigkeit wollte, jetzt haben wir mehr Gerechtigkeit."
Auch Nigerias WM-Trainer Gernot Rohr unterstützte die Entscheidung Pitanas. "Wenn die Hand vom Gegner weg ist, ist es ein klarer Elfmeter", sagte der Deutsche. So habe es der Weltverband FIFA in Lehrgängen vor der WM erklärt.
Laut offizieller FIFA-Zählung war es das 20. Mal, dass der Videobeweis bei seiner WM-Premiere in Russland zum Einsatz kam.
Vor allem Hand-Entscheidungen sorgten für Diskussionen
Die Video-Assistenten sollten nur bei einer klaren Fehlentscheidung einschreiten. "Der Videobeweis macht den Fussball ehrlicher und transparenter", lobte Infantino in seiner Bilanz.
Dabei brachten jedoch gerade die Bewertung von Handspielen reichlich Diskussionen mit sich. Nur wenn ein Spieler sich selbst an die Hand spielt oder köpft, kann es kein Handspiel sein, stellte FIFA-Schiedsrichter-Chef Pierluigi Collina klar. Dies war jedoch bei Perisic nicht der Fall.
So hatte Pitana Glück, dass ihn die insgesamt vier Video-Assistenten unterstützten. Ansonsten zeigte der erfahrene Argentinier, der schon das Eröffnungsspiel geleitet hatte, nach einem starken Turnier eine mässige Vorstellung.
Pitana übersah unter anderem eine Schwalbe von Griezmann vor dem Freistoss zu Frankreichs 1:0 - dies lässt sich aber den Regeln nach nicht durch den Videobeweis überprüfen. © dpa
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