Die DFB-Frauen enttäuschen gegen Südkorea und scheiden nach einem 1:1 und einer glücklosen Leistung bei der Fussball-WM in der Vorrunde aus. Somit ist das nächste Debakel des DFB perfekt. Da im Parallelspiel Marokko überraschend Kolumbien besiegte, verpassten die DFB-Frauen zum ersten Mal in ihrer Geschichte bei einer WM den Einzug in die K.-o.-Runde einer WM.

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Das Spiel im Suncorp-Stadium begann für die deutschen Frauen in Brisbane alptraumhaft. Zunächst lenkte noch Torhüterin Merle Frohms aus kurzer Distanz einen Schuss von Casey Phair an den Pfosten (3.), wenig später zeigte sich die Abwehr wieder unsortiert. Kathy Hendrich hob das Abseits auf, So-Hyun Cho tauchte völlig frei vor Frohms auf und schob locker zur Führung für Südkorea (6.) ein.

Klara Bühl vergibt die erste Chance

Die deutsche Mannschaft wirkte vom Rückstand sichtlich geschockt, Klara Bühl traf bei einer der ersten Gelegenheiten der DFB-Frauen aus aussichtsreicher Position den Ball nicht richtig (11.). Wenig später kam die Flügelspielerin des FC Bayern München zum Kopfball, setzte den Ball aber übers Tor (15.).

Im Anschluss übernahm die deutsche Mannschaft die Kontrolle und hatte mehr Ballbesitz, wirkte dabei aber verunsichert und nervös. Kaum ein Pass kam an. Kurz vor der Pause dann die vermeintliche Erlösung: Svenja Huth flankte von rechts, Alexandra Popp köpfte die Flanke ihrer Wolfsburger Kollegin zum Ausgleich (42.) in die Maschen.

Auch nach dem Seitenwechsel agierte die Mannschaft zunächst fahrig und verlor immer wieder Bälle. Popp köpfte den Ball zum vermeintlichen 2:1 in die Maschen, das Tor zählte aber nicht, da sie bei der Hackenvorlage von Lea Schüller knapp im Abseits (57.) stand. Wenig später traf Popp per Kopf die Latte (59.). 25 Minuten vor Schluss reagierte Voss-Tecklenburg und brachte Sydney Lohmann und Lena Lattwein in die Partie.

Glück hatte Torhüterin Frohms, als sie bei einem Eckball vorbeigriff (71.) und der Ball knapp am Tor vorbeistrich. Auf der anderen Seite war es erneut Popp, die nach einem Kopfball nach Lohmann-Flanke an Südkoreas Torhüterin Jung-Mi Kim (74.) scheiterte.

Da Marokko im Parallelspiel gegen Kolumbien führte, lief der deutschen Mannschaft die Zeit davon. Die DFB-Frauen warfen alles nach vorne, tief in der Nachspielzeit zielte Lohmann knapp drüber.

Der Star des Spiels: Alex Popp gab gegen Südkorea wirklich alles

Als die deutsche Mannschaft in den ersten 40 Minuten völlig verunsichert war, rüttelte Popp ihre Mitspielerinnen immer wieder auf. Die Wolfsburgerin ging voran und war laut, sie foulte eine Gegenspielerin, um ein Zeichen zu setzen.

Kurz vor der Pause war es einmal mehr die Kapitänin, die den wichtigen Ausgleichtreffer erzielte. Erneut traf sie per Kopf, es war bereits ihr viertes Tor im Turnier. Sie erzielte in der zweiten Hälfte ein Abseitstor und köpfte wenig später an die Latte. An der 32-Jährigen hat es jedenfalls nicht gelegen.

Die Szene des Spiels: Popps Treffer zählt nicht

Lea Schüller verlängerte nach knapp einer Stunde Spielzeit eine Hereingabe mit der Hacke auf den langen Pfosten, Popp köpfte mit vollem Einsatz den Ball ins Tor. Es wäre der Treffer zum Achtelfinaleinzug gewesen, aber die Stürmerin aus Wolfsburg stand knapp im Abseits. Da fehlten ein paar Zentimeter zum Glück.

Die Lehren des Spiels

  • 1. Die Abwehr fand nie die richtige Abstimmung

Drei Spiele, drei verschiedene Abwehrformationen. Optimal war das natürlich nicht, die Abwehr der DFB-Frauen musste aufgrund von Verletzungen immer wieder umgebaut werden und konnte sich nicht einspielen. Gegen Südkorea wirkte die Viererkette zu Beginn völlig verunsichert, der frühe Rückstand war sicherlich ein Knackpunkt des Spiels.

  • 2. Das Mittelfeld war eine Problemzone

Viele Ballverluste, keine Ideen, wenig effektiv über die Flügel. Im deutschen Mittelfeld lief es auch im dritten Spiel des Turniers nicht. Selbst Lena Oberdorf wirkte gegen Südkorea deutlich weniger präsent. Klara Bühl und Jule Brand blieben auf den Aussenbahnen erneut wirkungslos, Sara Däbritz fand nie zu ihrem Spiel. Auch die Wechsel brachten nichts. Unter dem Strich war dies sicher einer der Hauptgründe für das Ausscheiden.

  • 3. Die DFB-Frauen konnten nie überzeugen

Vorne ungefährlich, hinten anfällig. Die DFB-Frauen konnten bei der WM nicht überzeugen, wirkten wenig souverän und scheinen ein gutes Stück von der Weltspitze entfernt zu sein. Die Eindrücke der schwachen Testspiele wurden jedenfalls bestätigt – vor allem gegen Kolumbien und nun gegen Südkorea.

Nach dem frühen Turnier-Aus bleiben eine Menge Fragen offen. Warum setzte Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg ihre einzige Rechtsverteidigerin Sophia Kleinherne nicht ein? Warum wurde mit Bayerns Maximiliane Rall eine andere Rechtsverteidigerin erst gar nicht mit zur WM genommen? Diese Fragen werden beim DFB in den nächsten Wochen aufgearbeitet werden müssen. Die Diskussionen um den Zustand des deutschen (Frauen-)Fussballs werden jedenfalls weitergehen.

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Die Stimmen zum Spiel im ZDF

Alexandra Popp: "Es ist nicht zu begreifen. Ich weiss nicht, was ich sagen soll. Es ist mehr als schwierig, nach so einem Ausscheiden, nach so einem Spiel zu analysieren. Das ist unmöglich. Es war holprig und es war nicht unser Anspruch, auch heute nicht, was passiert ist. Ich kann nicht klar sagen, woran es gelegen hat, ich kann es gerade nicht greifen und verstehe es noch nicht so ganz."

Jule Brand: "Mir fehlen ein bisschen die Worte. Ich bin sehr enttäuscht. Es hat nicht gereicht. Wir waren motiviert, wir hatten Bock auf das Spiel, wir haben es aber nicht auf den Platz bekommen. Wir haben die Torchancen nicht herausgespielt. Wir wussten, dass auch im ersten Spiel noch nicht alles optimal gelaufen ist. Da waren wir sehr effektiv und effizient. Wir wollten diesen Schwung mitnehmen, aber was wir wollten, haben wir nicht auf den Platz bekommen."

Lena Oberdorf: "Man kann gegen Südkorea ein Tor kassieren. Aber dann müssen wir Südkorea besser ausspielen, Torchancen kreieren. Aber wir haben bei diesem Turnier nicht gezeigt, was wir können, es nicht auf den Platz gebracht. Unsere Passabstände waren zu gross, wir machen es dem Gegner zu einfach, es zu verteidigen. Das Ausscheiden ist surreal, die Enttäuschung ist gross. Man kann es nicht in Worte fassen."

Martina Voss-Tecklenburg: "Wir haben nicht in unser Spiel hereingefunden, nicht die Präzision, um den Gegner zu zwingen. Wir hatten nicht so viel Klares. Wir waren geschockt durch das 0:1, hatten schon davor wenig Spielruhe, haben den Gegner nicht angedribbelt. Es war eine grosse Verunsicherung zu spüren. Unsere Leistung hat in diesen drei Spielen nicht ausgereicht, um weiterzukommen. Es ist im Endeffekt zu wenig gewesen.

In den Zweikämpfen zu Beginn waren wir nicht präsent. Wir wollten mit Gegenläufigkeit arbeiten, Räume aufziehen, haben aber zu statisch gespielt. Wir wollten mehr aufeinander achten, sind aber speziell in der ersten Halbzeit nicht in die Räume hereingekommen. Wir dürfen uns nicht alleine auf das Glück verlassen.

Ich muss mich dem Ergebnis jetzt stellen. Es geht darum, das sauber zu analysieren und die entsprechenden Schlüsse daraus zu ziehen. Wir müssen die Möglichkeit haben, es aufzuarbeiten. Ich brauche Zeit, um das verarbeiten zu können und stelle mich in erster Linie vor die Mannschaft.

"Wir sind mit anderen Zielen hier hingefahren. Wir wollten ins Achtelfinale kommen."

Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg nach dem Ausscheiden gegen Südkorea

Wir wollten viel besser spielen, wollten dieses Spiel gewinnen, haben es aber gemeinschaftlich nicht auf den Platz gebracht. Wir sind mit anderen Zielen hier hingefahren. Wir wollten ins Achtelfinale kommen. Wir hatten ein paar Widerstände zu überwinden, ich möchte es aber nicht alles aufzählen, weil ich es nicht als Entschuldigung nehmen will. Ich möchte sachlich bleiben und bei mir bleiben und mich nicht in der Emotion in irgendetwas drängen lassen. Wir müssen jetzt ein bisschen Abstand haben und die Chance, die Köpfe zusammenzustecken."

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