Deutschland hat gegen Schweden dank eines magischen Moments von Toni Kroos gewonnen - und gerade so das Vorrunden-Aus abgewendet. Dieser Treffer könnte die emotionale Wende bedeuten, die dieses Team so dringend gebraucht hat.

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Am Ende war es, da darf man auch ein wenig pathetisch werden, eine Erlösung. Der Freistoss von Toni Kroos gegen Schweden - in der fünften Minute der Nachspielzeit, die Mannschaft nah dran am Abgrund, aus diesem eigentlich unmöglichen Winkel - könnte in die Geschichte eingehen.

Solch ein Tor in solch einer Situation - es war die vermeintlich letzte Szene des Spiels, die allerletzte Chance für Deutschland, dem sich abzeichnenden Vorrunden-Aus doch noch mal zu entrinnen - ist eines mit Symbolkraft.

Der Druck, der vor und während des Spiels auf der Mannschaft lastete, war ein ganz anderer als jener, den die meisten Spieler gewohnt sind. Sie haben ihm standgehalten, jetzt kann Deutschland wieder atmen.

Erinnerungen an 2006 werden wach

Gegen die Schweden ging es nicht wie in einem Champions-League-Finale darum, etwas Grosses zu erreichen - es ging darum, das Schlimmste zu verhindern. Deshalb wird Kroos' Tor einen ehrenvollen Platz bekommen im kollektiven Gedächtnis der Fans.

Und das Tor weckt Erinnerungen - an das 1:0 der deutschen Mannschaft gegen Polen bei der WM im eigenen Land 2006. Dieser Treffer von Oliver Neuville nach Vorlage von David Odonkor hat eine Magie entfacht, die das Team danach bis ins Halbfinale getragen hat und ein ganzes Land schweben liess.

Der "David-Oli-Moment" hatte eine Mannschaft geformt, die plötzlich wirklich daran geglaubt hat, Weltmeister werden zu können - obwohl es Teams mit besseren Spielern und auch besseren taktischen Konzepten gab.

Das Sommermärchen hatte seinen Ursprung nicht bei Philipp Lahms Tor in den Knick gegen Costa Rica oder der Lukas-Podolski-Show gegen Schweden. Odonkors Flanke und Neuvilles Schuss ins kurze Eck waren die Initialzündung - und ein Wendepunkt.

Kroos-Treffer als Wendepunkt dieser WM?

Einen solchen erhoffen sich nun alle, die es mit der deutschen Nationalmannschaft halten. Eines ist zumindest sicher: Auch wenn es spielerisch nicht klappt, kann Deutschland gewinnen.

Das wissen jetzt auch die Spieler, die nach dem erlösenden Treffer alle gemeinsam so frenetisch gejubelt haben, als gäbe es tatsächlich keine Probleme innerhalb der Mannschaft.

Der Sieg gegen Schweden war dann auch noch ein Signal an die Konkurrenz, die sich schon diebisch darüber gefreut haben dürfte, ab der K.o.-Runde ohne die Deutschen auszukommen.

'Wir sind eine Mannschaft - und die ist nicht so einfach totzukriegen', ist die Botschaft.

Oder wie es Thomas Müller formulierte: "Jetzt fliegen die Schmetterlinge. Das kann natürlich ein Wendepunkt sein. Das werden wir erst nach dem Turnier sehen, aber jetzt sind wir im Turnier."

Der Münchner sieht die Mannschaft nun im Turniermodus, er sieht ein Team, das von Spiel zu Spiel besser wird. Das darf auch für ihn selbst gelten. Denn Müllers Leistung ist - wie auch die anderer Spieler - bisher eine Enttäuschung.

Aber das Turnier ist im besten Fall noch lang und auch andere Spieler wie Julian Draxler, Mesut Özil, Sami Khedira oder Ilkay Gündogan, die bisher unter ihren Möglichkeiten blieben, können sich jetzt noch steigern.

Immer noch am Leben

Dem Bundestrainer ist dies schon gelungen. Joachim Löw stand nach der Mexiko-Pleite in der Kritik - zurecht. Er und sein Trainerteam hatten sich verzockt gegen den mexikanischen Wirbelwind und dann keine Lösung mehr in der Hinterhand.

Jetzt ist er aber oben auf, hat mit den Wechseln in der Startelf vieles richtig gemacht. Rudy hat bis zu seiner Verletzung stark gespielt, und gemeinsam mit dem wieder genesenen Hector für mehr defensive Stabilität gesorgt.

Nach der Pause war sie dann endgültig wieder da, die Dominanz und offensive Power. Verantwortlich dafür war auch Werner, den Löw nach der Hereinnahme von Mario Gomez auf Linksaussen gestellt hat. Plötzlich lief es besser - wenn auch noch nicht richtig gut, bis Kroos dann den ganz grossen Moment hatte.

Aus diesen vielen kleinen positiven Einzelteilen müssen der Trainer und seine Mannschaft ein funktionierendes Ganzes formen.

Deutschland ist wieder "herausgekrabbelt" aus dem Loch, wie es Timo Werner formulierte. Oder, wie Toni Kroos via Twitter der Welt mitteilte: "still alive", immer noch am Leben.

Jetzt ist es Zeit, die Spiele schon vor der Nachspielzeit damit zu füllen. Wenn das gelingt, war das Kroos-Tor tatsächlich der so nötige Wendepunkt.

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